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Boxen: Fury gegen Ngannou, der Kampf der bösen Jungs: Eine große Show

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Fury gegen Ngannou, der Kampf der bösen Jungs: Eine große Show

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    Der "Battle of the Baddest": Tyson Fury (l), Boxer aus Großbritannien, und Francis Ngannou (r), Kampfsportler aus Frankreich, stehen sich am Samstagabend gegenüber.
    Der "Battle of the Baddest": Tyson Fury (l), Boxer aus Großbritannien, und Francis Ngannou (r), Kampfsportler aus Frankreich, stehen sich am Samstagabend gegenüber. Foto: James Manning, dpa

    Die Ankündigung kommt bombastisch daher: Ein "Battle of the Baddest" sei es, was sich am Samstagabend in Riad, Hauptstadt von Saudi-Arabien, ereignen wird. Tyson Fury, ungeschlagener Weltmeister im Schwergewicht, aktueller Champion des WBC-Verbands und mutmaßlich bester Boxer seiner Generation, wird auf Francis Ngannou treffen. Der französisch-kamerunische Athlet war lange Champion in der Schwergewichtsklasse des Ultimate Fighting, bei dem auch mit Tritten und Würgegriffen gearbeitet werden darf.

    Am Samstag treffen sich beide Kämpfer in einem Crossover-Fight, der mit maximalem Bombast vermarktet wird - und der maximalen Reibach garantieren soll. Laut Fury soll Ngannou zehn Millionen US-Dollar kassieren, der Brite selbst dürfte deutlich besser entlohnt werden. In Deutschland ist das Event beim Streaming-Dienst DAZN zu sehen - aber selbst Abonnenten müssen 14,99 Euro extra zahlen, wenn sie sich den Fight ansehen wollen.

    Ngannou gegen Fury - das heißt: Anfänger gegen Weltmeister

    Kommentieren wird den Kampf Uli Hebel – und auch der ist zwiegespalten, was nun davon zu halten ist. "Fakt ist: Es ist erst mal ein Boxkampf, der nach den Regeln des Weltverbands stattfindet. Und Fakt ist auch: Antreten wird der vielleicht welt- und generationsbeste Boxer gegen einen Anfänger." Ngannou trat bislang nur nach UFC-Regeln an und trainiert nun mit Mike Tyson, von dem Fury seinen Vornamen hat, für seinen ersten Boxkampf. Sportlich hört sich das erst mal fragwürdig an.

    Hebel sagt aber auch: "Das Interesse ist da, die Leute wollen es sehen. Und wer bin ich zu sagen: Das ist minderwertig? Das will und werde ich nicht tun. Ich versuche, die Eindrücke auf mich wirken zu lassen."

    Muhammad Ali war Teil des ersten großen Crossover-Fights

    Der Kampf in der Wüste ist nicht der erste Crossover-Fight. Die Idee, Champions aus verschiedenen Kampfstilen gegeneinander antreten zu lassen, führte schon 1976 zum vielleicht berühmtesten Showkampf zwischen Schwergewichtschampion Muhammad Ali und dem japanischen Wrestler Antonio Inoki. Der Kampf in Japan war mit Spannung erwartet worden - und geriet dann schnell langweilig, weil Inoki die meiste Zeit auf dem Boden lag und trat. Der "War of the Worlds" endete folgerichtig unentschieden. 2017 fand der bislang letzte Kampf zwischen zwei Stilen statt, Boxer Floyd Mayweather trat gegen MMA-Champ Connor McGregor an und gewann nach Boxregeln.

    Uli Hebel kommentiert beim Streaming-Dienst DAZN vorwiegend Fußballspiele und Boxkämpfe.
    Uli Hebel kommentiert beim Streaming-Dienst DAZN vorwiegend Fußballspiele und Boxkämpfe. Foto: DAZN

    Macht es denn Sinn, diesen Stilmix zu veranstalten? Hebel bezweifelt es aus sportlicher Sicht: "So speziell, wie die Athleten mittlerweile ausgebildet sind, wird es immer sinnloser, diese in einer Disziplin gegeneinander antreten zu lassen. Ich halte auch wenig davon, einen Handballspieler zum Fußball zu schicken." Deswegen würde es auch überraschen, wenn Ngannou in seinem ersten Boxkampf eine Chance gegen Fury hätte, der als einer der cleversten Boxer gilt. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen diesem Fight und früheren Crossover-Kämpfen: Der Punch von Ngannou gilt nach einer Messung auf einem Powerkube als härtester Schlag der Welt. "Das ist seine einzige Waffe - aber die hat es in sich", sagt auch Hebel. "Wenn McGregor Mayweather einmal richtig erwischt hätte - na gut, was wäre dann gewesen? Aber wenn Ngannou diese Kraft einmal richtig anbringt, dann wird es spannend."

    Die Kampfklasse UFC hat die Boxverbände zuletzt unter Druck gesetzt

    Aus kommerzieller Sicht macht der Fight mehr als Sinn: Die UFC hat in den vergangenen Jahren dem regulären Boxen mehr und mehr den Rang und die Zuschauer abgelaufen. Ein Aufeinandertreffen von zwei der größten Stars wird Massen mobilisieren und Leute anlocken. Ist das nun gut fürs Boxen? Während Puristen aufjaulen, gibt es die Gruppe derer, die fordert: Der Boxsport muss sich für solche Events öffnen. Hebel sieht es zwiegespalten: "Ich hoffe, dass es eine gute Show wird. Und vielleicht bleibt ja jemand so beim Boxen hängen, der sich sonst nicht so sehr dafür interessiert."

    Aber was, wenn tatsächlich Francis Ngannou die Sensation schafft und Tyson Fury besiegt - also das, was Größen wie Deontay Wilder und Wladimir Klitschko verwehrt blieb? Hebel atmet einmal durch, bevor er antwortet. "Dann wäre das der Untergang für die Reputation des Boxens. Die Fallhöhe für Fury ist enorm. Aber wenn es passiert, dann wollen alle dabei gewesen sein."

    Info: Der Kampf ist für DAZN-Abonnenten für den Aufpreis von 14,99 Euro buchbar. Die Vorberichte starten auf der Plattform um etwa 18.50 Uhr, es folgen die Vorkämpfe. Der Hauptkampf wird etwa zwischen 22.30 Uhr und 23 Uhr erwartet.

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