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Boxen: Der Weltmeister gibt sich keine Blöße

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Der Weltmeister gibt sich keine Blöße

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    Robin Krasniqi feierte seinen Sieg über Jorge Silva mit seinem 17 Monate alten Sohn Meyson.
    Robin Krasniqi feierte seinen Sieg über Jorge Silva mit seinem 17 Monate alten Sohn Meyson. Foto: Marcus Merk

    Der kleine Meyson durfte am Samstagabend lange aufbleiben. Es war exakt um Mitternacht, als nach zehn Runden das Urteil verkündet wurde. Robin Krasniqi hatte bei der Champions Fight Night in der Stadtberger Sporthalle ganz klar nach Punkten gegen den Portugiesen Jorge Silva gewonnen. Und währen die Fans den Champion feierten, hatte der plötzlich seinen 17 Monate alten Sohn auf dem Arm. Wenig später stand der Kleine in Papas Boxhandschuhen neben ihm im Ring. Schön zu sehen, dass auch harte Männer manchmal weich werden können.

    Zuschauer aus ganz Süddeutschland wollten Krasniqi kämpfen sehen

    Rund 1700 Besucherinnen und Besucher waren in die Sporthalle am Rande der Stadt Augsburg gekommen. Auf dem Parkplatz waren an den meist hochpreisigen Fahrzeugen Nummernschilder aus ganz Süddeutschland zu sehen. "Das ist erstaunlich, weil er kaum Werbung gemacht hat", wunderte sich Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz. Krasniqi hatte die Veranstaltung, für die Eintrittspreise bis zu 200 Euro verlangt wurden, ausschließlich in den sozialen Netzwerken kundgetan. Und er konnte sich auf seine Anhängerschaft – überwiegend aus der albanischen Community – verlassen. Metz war übrigens nicht zum ersten Mal bei einem Boxkampf. "Es ist mein dritter. Einmal war ich im Circus Krone und einmal in der Münchner Olympiahalle bei Vladimir Klitschko", verriet er.

    Isuf Kelmendi aus Pöttmes setzte sich gegen den Ungarn Pal Olah durch.
    Isuf Kelmendi aus Pöttmes setzte sich gegen den Ungarn Pal Olah durch. Foto: Marcus Merk

    Metz war auch nicht der einzige Bürgermeister in der mit Teppichboden ausgelegten Halle, auf deren Parkett ansonsten die Basketballer der BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen in der 2. Bundesliga spielen. Auch sein Kollege aus Pöttmes war in der Halle. Denn mit Isuf Kelmendi stand ein Bürger aus seiner Gemeinde im Ring. "Der Zerstörer", wie er sich selbst nennt, hatte auf dem Weg in den Ring sogar zwei Rapper dabei. Seinem Namen konnte er aber nicht ganz gerecht werden, obwohl sein Punktsieg gegen den erfahrenen Ungarn Pal Olah, der bereits 72 Profi-kämpfe absolviert hat, eindeutig war. Der Ungar mit der Glitzerhose flüchtete immer wieder in den Infight. "Für meinen ersten Sechs-Runden-Kampf war das sehr souverän", freute sich Kelmendi, der ebenfalls im Krasniqi Box Gym in Gersthofen trainiert. 

    Kushtrim Tahirukaj, der Cousin von Robin Krasniqi, der ebenfalls in Gersthofen wohnt, wurde nach seinem Sieg aus dem Ring getragen.
    Kushtrim Tahirukaj, der Cousin von Robin Krasniqi, der ebenfalls in Gersthofen wohnt, wurde nach seinem Sieg aus dem Ring getragen. Foto: Marcus Merk

    Aus Gersthofen kommt auch Kushtrim Tahirukaj, ein Cousin von Robin Krasniqi, der im Ortsteil Hirblingen ein Zuhause gefunden hat. Der "Albanian Eagle", so sein Kampfname, ließ gegen – den nicht nur körperlich weit unterlegenen – Milos Janjanin die Schläge nur so auf den bedauernswerten Mann aus Bosnien und Herzegowina herunterprasseln. Erstaunlich, dass der stark blutend vier Runden durchgehalten hat. Das Nummerngirl rettete ihn in die Pause, nachdem er sogar einmal zu Boden gegangen war. "Ich habe den Gegner sehr ernst genommen und am Ende der vierten Runde nochmals Gas gegeben", sagt Tahirukaj nach dem ungleichen Kampf.

    Andreas Weber vom Boxclub Haan boxte auf Augenhöhe

    Auf Augenhöhe begegneten sich Andreas Weber vom Augsburger Boxclub Haan und Hristiyan Hristov aus Bulgarien. "Dieser Kampf hat keinen Verlierer verdient", konstatierte Ringsprecher Daniel Stock aus München nach dem Unentschieden. "Ich habe gedacht, dass ich den Kampf vorzeitig beenden kann, aber er war zäh und auch ein Stück größer als ich", kommentierte Weber seinen Kampf. Trotzdem jubelten ihm die Mädchen zu. Viele Fans kletterten in den Pausen auch in den Ring, um Selfies zu schießen, während sich andere im VIP-Bereich labten. 

    Robin Krasniqi (links) besiegte Jorge Silva nach zehn Runden.
    Robin Krasniqi (links) besiegte Jorge Silva nach zehn Runden. Foto: Marcus Merk

    Krasniqi dominiert in seinem 61. Kampf

    Alle waren sie hautnah dabei, als der Weltmeister – begleitet von einer albanischen Folkloregruppe – in silbern glänzender Hose den Ring betreten hatte. "Kras-ni-qi", schallte es immer wieder durch die Halle, wenn der 36-Jährige in seinem 61. Kampf zum Angriff überging. Weil er weiß, was seine Fans von ihm erwarten, versuchte er, total fokussiert, immer wieder die vorzeitige Entscheidung zu erzwingen. In Runde acht ging Silva zu Boden, bevor ihn der Gong rettete. Am Ende feierte sich der sympathische Portugiese selbst. Aber nur, weil er zehn Runden überstanden hatte. Der Sieg ging eindeutig an Robin Krasniqi. "Da, wo man denkt, man ist sicher, kann man die größten Fehler machen", erklärte Krasniqi seine Taktik. Und: "Ich mache alles für meine Familie!" Und die wird sich bald vergrößern. "Meine Frau ist schwanger", verriet er überglücklich, bevor er auf albanisch das Schlusswort sprach. Der kleine Meyson, der sich auf ein Geschwisterchen freuen darf, war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg ins Bett. 

    "Wir haben sensationelle Kämpfe gesehen", kündigte Hauptsponsor Isi Jasharaj bereits die nächste Champions Fight Night Ende September in Zürich an. Aber auch nach Stadtbergen würde man gerne einmal zurückkehren. "Die Zusammenarbeit mit der Stadt war großartig", so Robin Krasniqi.

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