Natürlich ging es um die Kohle. Zweifelsfrei hätten sich Millionen Gaffer gefunden, die ein paar Dollar gezahlt hätten, um die beiden Box-Greise nochmals im Ring zu sehen. Allerdings wollten offenbar sowohl Evander Holyfield als auch Mike Tyson je 25 Millionen Dollar einstreichen, um ihrem Gegner angerostete Fäuste in Richtung Kiefer zu schieben. So viel konnte dann nicht einmal der gewissenloseste Promoter auftreiben, schließlich hätten sich am Ende ja doch nur zwei Mitfünfziger gegenübergestanden . Die beiden Box-Greise hätten das Geld gerne mitgenommen, schoben sich wechselseitig die Schuld für die absurd hohe Kampfbörse zu und sorgten so während der Corona-Jahre immerhin abseits des Rings für ein wenig Unterhaltung.
Als sich die beiden 1996 erstmals gegenüberstanden, spielte sich dagegen ein selten gesehener Gewalt-Porno ab. Holyfield prügelte den favorisierten Tyson elf Runden von einem Seil in das nächste, ehe der Ringrichter ein Einsehen hatte. Tyson fehlte es daran. Schon immer. Und auch im Jahr nach der krachenden Niederlage. Am 28. Juni 1997 kam es zum Rückkampf. Tyson hatte seine Lehren nicht gezogen, war unterlegen und dann versetzte ihm Holyfield auch noch einen Kopfstoß. Sollten sich strategische Überlegungen zwischen Tysons Ohren befunden haben, wurden sie von einem Kurzschluss-Fanal überstimmt. Der berühmteste Biss der Box-Geschichte jährt sich am Mittwoch zum 25. Mal.
Mike Tyson verkauft mittlerweile mit Cannabis versetzte Fruchtgummis
Der Biss ist weder Wende- noch Tiefpunkt im Leben Tysons gewesen. Er saß wegen Vergewaltigung im Knast, brachte ein Vermögen von über 300 Millionen Euro durch, musste seine vierjährige Tochter zu Grabe tragen, nachdem sie sich im Kabel eines Fitnessgerätes stranguliert hatte.
Mittlerweile ist er auf dem legalen Marihuana-Markt tätig, verkauft mit Cannabis versetzte Fruchtgummis. Er hat sich aus der ihn permanent umarmenden Aufregung gelöst. Möglicherweise der größte Sieg für Tyson, dem die Rolle zugedacht war, der dominierende Boxer der 90er-Jahre zu werden, und der immer wieder an sich selber scheiterte. Sein Kampf gegen Holyfield 1997 ist der wohl meistzitierte Schlagabtausch der Box-Geschichte. Der Thrilla in Manila (Ali vs. Frazier) und Rumble in the Jungle (Ali vs. Foreman) waren zuvor die Referenzpunkte des Schwergewichtsboxens.
Holyfield: "Wollte Tyson in die Eier treten"
Wie Tyson, so wird auch Holyfield oft auf den Biss reduziert. Dabei ist er bis heute der Einzige, der vier Mal Schwergewichts-Weltmeister wurde. Mittlerweile hat er seinen Frieden mit Tyson gemacht. Die beiden bezeichnen sich gegenseitig als Freunde. Davon waren sie vor 25 Jahren weit entfernt. "Ich wollte Tyson eigentlich direkt in die Eier treten", erinnerte sich Holyfield in der Sportbild an die Beiß-Attacke Tysons. Er tat es nicht. Sammelte stattdessen anschließend Millionen-Börsen ein. Ein Hobby, mit dem man nur schwer aufhören kann.