Erst fehlt der Schnee, dann fiel auch noch der Strom aus. Kurz vor dem Abbruch stand der Weltcup-Auftakt im Biathlon von Ruhpolding. Das Einzelrennen der Männer über 20 Kilometer am Mittwoch ging zumindest unter fragwürdigen Bedingungen über die Bühne. Am Schießstand ging immer wieder das Licht an und dann wieder aus. "Das hat mich heute schon beeinträchtigt. Ich hab mir gedacht: Irgendwie ist hier alles so düster", sagte Roman Rees nach einem chaotischen Rennen vor 10.000 Zuschauern in der Chiemgau Arena. Um 14.51 Uhr war der Strom erstmals fast komplett ausgefallen. Im weiteren Rennverlauf fielen immer wieder das Licht und die riesigen TV-Monitore entlang der Strecke aus. Auch die Fernsehsender kämpften mit Problemen. Die ARD, die das Rennen live übertrug, sendete als Notprogramm eine Konserve über die frühere Olympiasiegerin Magdalena Neuner.
Zwischenzeitlich stand wegen der wechselhaften Bedingungen auf der Kippe, ob das Einzelrennen der Männer gewertet wird. Auch ein kompletter Ausfall drohte offensichtlich. "Das war knapp. Der Akku für die Zeitmessung hätte nur noch für zwei Minuten gehalten", sagte Stefan Schwarzbach, Geschäftsführer des Deutschen Skiverbandes (DSV). Bei einem Komplettausfall der Zeitnahme hätte das Rennen annulliert werden müssen. Nach Rennende tagte die Jury. Letztlich wurde aber auf eine Wertung des Wettkampfes entschieden.
Benedikt Doll liefert das beste deutsche Ergebnis
Abgesehen von den wechselnden Lichtverhältnissen sorgte der Schnee bei Plusgraden im Chiemgau für schwere Haxen bei den Athleten. Nach 20 extrem anstrengenden Kilometern im Sulz von Ruhpolding siegte schließlich Johannes Thignes Bö. Der 29 Jahre alte Norweger kompensierte bei seinem 60. Weltcuperfolg gleich zwei Strafminuten und verwies mit einem Vorsprung von 9,9 Sekunden seinen Teamkollegen Vetle Sjaastad Christiansen (1 Fehler) auf Rang zwei. Dritter wurde der fehlerfreie Slowene Jakov Fak. Für Bö war es bereits der achte Saisonsieg. Benedikt Doll lief als bester Deutscher auf Rang sechs und war im Ziel komplett ausgepumpt. "Es war ziemlich hart. Man musste viel investieren, weil es tief war. Es steckte viel Arbeit drin. Aber schön, wenn man dann mit einem guten Ergebnis belohnt wird." Der 32-Jährige leistete sich am Mittwoch eine Strafminute und lag nach 20 Kilometern 56,3 Sekunden hinter Seriensieger Johannes Thingnes Bö.
Allgäuer Nawrath leistet sich drei Schießfehler
Roman Rees auf Rang 13 lieferte das zweitbeste Resultat für den DSV ab. Und freute sich anschließend auf den Ruhetag. Die Verhältnisse waren teilweise irregulär. "Bei meinem zweiten Liegendschießen hatte ich kein Licht am Schießstand. Ich fand es viel zu dunkel und dann teilweise auch unfair. Ich habe dann auch noch einen daneben geschossen", sagte Rees. Bei seiner Rückkehr in Weltcup landete Philipp Nawrath auf Platz 38. Der Allgäuer ging mit der Nummer 93 ins Rennen und hatte mit dem immer sulziger werdenden Schnee zu kämpfen. Doch der Allgäuer wollte sich nicht zu sehr beschweren: "Es war schwierig draußen. Aber letztendlich wird das Rennen über das Schießen entschieden. Drei Fehler waren zu viel." Nawrath hofft darauf, von den Trainern für das Massenstartrennen am Sonntag nominiert zu werden.
Die Frauen steigen am Donnerstag in die schwere Loipe von Ruhpolding ein. Die Hoffnungen in der Mannschaft des Gastgebers ruhen auf Denise Herrmann-Wick, die im Gesamt-Weltcup auf Platz drei liegt. Zum Training hatte die Olympiasiegerin ihre Ruhpoldinger Wahlheimat verlassen müssen. "Ich habe die Flucht ergriffen, den Schnee und die besseren Trainingsbedingungen gesucht", sagte die 34-Jährige. In Südtirol und der Schweiz wurde sie fündig. Auf die erkrankten Biathletinnen Vanessa Hinz und Franziska Preuß muss die Mannschaft des Deutschen Skiverbandes verzichten. Doch aktuell bereitet eher das Wetter den Sportlerinnen Kopfzerbrechen. Bei vorhergesagten plus fünf Grad am Donnerstag wird weniger der Schießstand, sondern der Schnee zur Herausforderung. Und über ein stabiles Stromnetz würden sich Athleten wie auch die Zuschauer in der Arena freuen.