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Biathlon: Philipp Nawraths langer Weg in die Weltspitze

Biathlon

Philipp Nawraths langer Weg in die Weltspitze

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    Philipp Nawrath aus Nesselwang verbesserte sich am Schießstand und feierte auch deshalb beim Weltcup in Östersund Erfolge.
    Philipp Nawrath aus Nesselwang verbesserte sich am Schießstand und feierte auch deshalb beim Weltcup in Östersund Erfolge. Foto: Pontus Lundahl, dpa

    Es lief unglücklich für Philipp Nawrath in der vergangenen Saison. Vor einem Jahr flog der Biathlet aus dem deutschen A-Kader und musste sich im zweitklassigen IBU-Cup wieder an die deutsche Spitze herankämpfen. Als er sich im Mai beim Fußballspielen den Mittelfuß brach und die Bänder riss, standen die Vorzeichen eher auf eine noch schwierigere Saison. Doch Nawrath kämpfte sich heran und feierte im zarten Alter von 30 Jahren, da hatte Magdalena Neuner längst ihr Gewehr zurückgegeben, seinen ersten Weltcupsieg. "Der erste Moment auf der Ziellinie war Wahnsinn. Da hat es mich gefreut, dass mal alles aufgegangen ist", schilderte der Skijäger seine Gefühle nach dem ersten Weltcupsieg seiner Laufbahn. Im Sprint von Östersund ließ der Deutsche die Weltspitze hinter sich. Es kam noch besser. Am Sonntag legte er in der Verfolgung einen zweiten Platz nach und fährt nun im Gelben Trikot des Gesamtführenden zu den Weltcups nach Hochfilzen. "Für mich ist es ein ganz besonderer Moment, es erreicht zu haben. Auch wenn es erst der Beginn der Saison ist", freute sich der Allgäuer über das beste Wochenende seiner Karriere.

    Immer wieder musste der 30-Jährige aus Nesselwang mit Rückschlägen kämpfen. Immer wieder musste er erklären: "Mal hat es an dem gelegen, mal an dem. Aber mich hat gefreut, dass dieses Mal alles aufgegangen ist, was in der Vergangenheit nicht gelungen ist." Nawrath läuft seit 2016/2017 in der Eliteliga der Skijäger, sein Potenzial deutete er immer wieder an. Aber die "PS auf die Straße zu bringen", wie es Sportdirektor Felix Bitterling beschrieb, gelang ihm viel zu selten. 

    Deutscher Biathlon: Michael Greis ist Freund und Berater

    Über viele Jahre steht Michael Greis als Freund und Berater an Nawraths Seite, der den Olympiasieger als sein Vorbild nennt. Beide stammen aus Nesselwang. "Philipp hat immer an sich geglaubt. Aber endlich hat er mal gezeigt, was möglich ist, wenn alles optimal läuft", kommentierte Greis die jüngsten Erfolge seines Schützlings, den er so charakterisiert: "Läuferisches Potenzial hat er immer schon gehabt, weil er auf dem Schnee groß geworden ist. Er lebt von seiner Kraft und den körperlichen Voraussetzungen. Jetzt hat es auch am Schießstand funktioniert." 

    Zuletzt feilte Nawrath am Stehendschießen, seiner größten Schwäche. "Er hat viel ausprobiert, wie er mit der linken Hand die Waffe ruhig bekommt", sagte Greis. Nawrath lebt in Ruhpolding und absolvierte in den vergangenen Jahren seine Ausbildung bei der Bayerischen Landespolizei. Das habe im Sommer viel Kraft gekostet, glaubt Greis. Jetzt sei Nawrath gereift. Seinen Anteil am Erfolg hat wohl auch der neue Bundestrainer der Männer Uros Velepec, der bei der Einkleidung vor einigen Wochen erzählt hatte, dass er den Fokus auf die Arbeit im Schießstand gelegt habe. Velepec ging neue Wege. Die Biathleten nutzten den Windkanal von BMW. Unter Laborbedingungen konnten die DSV-Männer bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten und -richtungen im stehenden Anschlag ihre Körperhaltung, ihre Reaktion auf die Bedingungen sowie die Bewegungen der Waffe analysieren und optimieren. Das schnelle Schießen mit viel Risiko zahlte sich aus. Nawrath setzte das ohne Rücksicht auf Verluste konsequent um. "Er hat das Risiko-Schießen perfekt gemacht", lobte Velepec.

    In Peking vergab Biathlet Philipp Nawrath eine mögliche Medaille

    Zu viele Fehler kosteten Nawrath schon mehrfach gute Ergebnisse. So wie mit der deutschen Olympia-Staffel in Peking im Vorjahr. Als Schlussläufer musste er im Stehendschießen in die Strafrunde, vergab so nicht nur eine Medaille, sondern sogar den möglichen Olympiasieg. "Es tut mir so leid", flüsterte Nawrath damals im Ziel zu Teamkollege Erik Lesser. "Er hätte ein Superstar werden können, wenn er heute die Goldmedaille abgeräumt hätte", sagte Lesser damals. 

    Nach den Erfolgen in Östersund war Nawrath glücklich und sein Mobiltelefon wegen der vielen Gratulanten am Anschlag. "Das Handy war stark überfordert. Ich habe bei Weitem nicht geschafft alles zu beantworten", sagte er vor dem Heimflug. In Ruhpolding wollte sich der Weltcup-Sieger zwei Tage Pause gönnen und dann die nächsten Aufgaben anpacken. Am Freitag steht in Hochfilzen der Sprint auf dem Programm, ab jetzt die Paradedisziplin von Nawrath. "Ich freue mich schon sehr auf Hochfilzen und die Alpen. Da ist dann hoffentlich ein bisschen Sonnenlicht dabei." Für die hellen Momente aus deutscher Sicht sorgte im dunklen Skandinavien auch der Allgäuer. 

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