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Biathlon: Deutschlands Staffel erhält Gold nach 10 Jahren

Biathlon

Die Zeit ist ein widerspenstiges Biest

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    Simon Schempp, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Daniel Böhm (v. li.) können sich zehn Jahre nach dem Rennen von Sotschi über Gold freuen.
    Simon Schempp, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Daniel Böhm (v. li.) können sich zehn Jahre nach dem Rennen von Sotschi über Gold freuen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wahre Könnerschaft zeigt sich im Sport darin, sich zum Freund der Zeit zu machen. Läuferinnen treten nicht im Kampf mit der Uhr an, sondern laufen im Einklang mit der Zeit. Harmonische Bewegungen, die das Ziel schneller als die Gegnerinnen erreichen lassen. Fußballer von großer Klasse geraten am Ball nicht unter Druck, weil sie ihn beizeiten schon kontrolliert haben. Die Zeit ist die bestimmende Determinante. Außerdem ist sie ein zickiges Biest. Lässt sich nur ungern festlegen, was Herrn Einstein zur Festlegung brachte, dass es sich bei ihr wohl um ein Phänomen relativer Art handle.

    Mal vergeht sie schneller, mal langsamer, einige haben viel davon, andere wenig. Manch einem ist sie wichtig, anderen egal. Die Deutsche Bahn hat sich sehr verdient darum gemacht, sich keine Fesseln aus Stunden und Minuten anlegen zu lassen. Termindruck, Fristen, Aufträge - wer sich frei von der Zeit macht, lebt befreit (oder im Gefängnis). Sportler tun sich aus verständlichen Gründen schwer, sich vom Konzept der Zeit zu verabschieden. Am gestrigen Tag war an dieser Stelle zu lesen, dass Nico Hülkenberg auch nach elf Jahren noch auf eine Absage von Ferrari wartet. Sein Ärger über den verpassten Job: verjährt.

    Die Deutschen waren auf dem zweiten Platz gelandet

    Nun wird der deutschen Biathlon-Staffel olympisches Gold zugesprochen. Ein Grund der Freude. Die allerdings fällt verhalten aus, handelt es sich doch um die Spiele 2014. Weil der Russe Jewgeni Ustjugow des Dopings überführt wurde, wird dessen Mannschaft nachträglich disqualifiziert und den ursprünglich zweitplatzierten Deutschen fällt Gold zu. Zehn Jahre nach dem Zieldurchlauf mag keine spontane Freude mehr aufkommen. Zehn Jahre sind - obwohl nur ein Fingerschnippen der Ewigkeit - eine lange Zeit. Zeit wirkt sich ganz offensichtlich auch auf das Ausmaß der Freude aus.

    Immerhin aber verblassen Enttäuschungen auch mit der Zeit, der ja nicht grundlos heilende Wirkung bezüglich sämtlicher Wunden nachgesagt wird. Die Zeit als geduldiger Richter über Freud und Leid. Das scheint einleuchtend, also relativ. Und nun darf sich das deutsche Biathlon-Team zumindest darüber freuen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Zeit wurde es aber auch.

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