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Biathlon: Biathlet Benedikt Doll taugt die Rolle des Anführers im deutschen Team

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Biathlet Benedikt Doll taugt die Rolle des Anführers im deutschen Team

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    Hobbykoch und Familienvater: Benedikt Doll ist der erfolgreichste Biathlet im deutschen Team.
    Hobbykoch und Familienvater: Benedikt Doll ist der erfolgreichste Biathlet im deutschen Team. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Mit einem Lächeln im Gesicht kommt Benedikt Doll zu den Journalisten neben dem Zieleinlauf von Ruhpolding. Die Strapazen von 20 Kilometern im sulzigen Kunstschnee der Chiemgau Arena lässt er sich nicht anmerken. Er spricht fast emotionslos über den Weltcup-Auftakt im Chiemgau: "Es war ziemlich hart. Man musste viel investieren, weil es tief war. Es steckte viel Arbeit drin. Aber schön, wenn man dann mit einem guten Ergebnis belohnt wird." Platz sechs ist ein ordentliches Resultat. Die permanenten Stromausfälle, die für Chaos auf und neben der Strecke sorgen, sind für den 32-Jährigen allenfalls ein Grund, um Witze zu reißen. "Ich glaube, die haben hier die Stromrechnung nicht bezahlt. Dann kann das schon mal vorkommen."

    Wieder einmal ist der Schwarzwälder der beste Deutsche, dem am ehesten zuzutrauen ist, die überragenden Norweger um den Dominator Johannes Thingnes Bö zu ärgern. Der beste deutsche Skijäger erkennt die Klasse von Bö an, ohne in Ehrfurcht zu erstarren: "Läuferisch ist Bö eine andere Nummer. Sehr beeindruckend. Aber wir werden versuchen, ihn einmal vielleicht noch runterzuhauen. Vielleicht gibt er uns mal die Chance." 

    Mit wir meint Doll die deutsche Mannschaft, die sich längst an ihrem besten Athleten orientiert. Nach dem Karriereende von Arnd Peiffer vor eineinhalb Jahren und Erik Lesser im März 2022 ist der 32-Jährige der Anführer in der Mannschaft des Deutschen Skiverbandes (DSV). "Mir taugt die Rolle des Leaders ganz gut. Wenn es mal was anzusprechen gibt, dann mache ich das auch."

    Biathlet Doll steht mit Leidenschaft am Kochtopf

    In seiner elften Weltcupsaison können knöcheltiefer Sulzschnee und flackerndes Licht am Schießstand den Ex-Weltmeister und zweifachen Olympiamedaillen-Gewinner nicht aus der Loipe hebeln. Doll stammt aus einer sportbegeisterten Familie. Vater Charly war erfolgreicher Bergläufer und Skilangläufer. Schwester Stefanie betrieb ebenfalls Biathlon und die Mutter lief Marathon. Neben seinem geliebten Biathlonsport widmete sich Doll dem Kochen und stellte sich im Teamhotel auch mal an den Kochtopf. Zusammen mit seinem Vater Charly, der als Chefkoch arbeitete, brachte der Sportler "Doll's Schwarzwaldlust – das sportliche Genießerkochbuch" auf den Markt. 

    Im vergangenen Jahr hat sich sein Leben einschneidend verändert. Im August ist er erstmals Vater geworden, das änderte auch die Perspektive auf den eigenen Sport. Wenn es in der Loipe und am Schießstand mal nicht perfekt laufe, dann denke er an seine Frau und sein Kind daheim.

    Für seine Stotterstarts in die Saison ist Doll bekannt. Auch in diesem Winter steht bislang erst ein Podestplatz, Rang drei im Sprintrennen von Annecy, in seiner Statistik. Dennoch ist Konstanz da, wie der sechste Platz im Gesamt-Weltcup zeigt. Während Trainer und andere Athleten über Formaufbau und Saisonplan fachsimpeln, zumal vom 8. bis 19. Februar eine Heim-WM im thüringischen Oberhof im Programm steht, räumt Doll in Ruhpolding schnörkellos ein: "Ich denke nicht: wenn ich mich hier schone, dann bin ich in Oberhof schneller. Ich habe keinen großen Plan zur WM." Immer angreifen lautet seine Devise. Er wolle hier maximal laufen und dann in Thüringen.

    Biathlon: Die Kulisse in Ruhpolding "trägt einen"

    Nach dem strapaziösen Auftakt und einem Ruhetag freut sich der Mann aus Titisee auf das Staffelrennen am Freitag (14.25 Uhr/ARD und Eurosport). Neben Doll nominierte Bundestrainer Mark Kirchner David Zobel, Johannes Kühn und Roman Rees. Die Kulisse in der mit 10.000 Zuschauern zum Auftakt gut gefüllten Chiemgau Arena findet Doll "echt cool. Das trägt einen schon." Ein Mannschaftsrennen vor der Heimkulisse sei ein besonderes Ereignis. Und mit dem kraftraubenden Untergrund hat sich Benedikt Doll arrangiert. Das passt zu ihm: Wozu sich über etwas echauffieren, das man sowieso nicht ändern kann. "Wir laufen nicht in der Halle. So ist nun mal die Natur", sagt Doll vor seinem zweiten Auftritt in Ruhpolding und geht ein paar Meter weiter zum Plausch mit seinen Mannschaftskollegen. 

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