Wenn man sich mit Joachim Schnürer über Bernd Schuster unterhält, gerät der ehemalige Zweitligastürmer des FC Augsburg sofort ins Schwärmen. „Er war ein außergewöhnlicher Fußballer“, erklärt Schnürer und fügt an: „Ich bin stolz, mit einem Spieler, der eine Weltkarriere hingelegt hat, in einer Mannschaft gespielt zu haben.“ Aus dem beschaulichen Augsburger Stadtteil Hammerschmiede hinaus in die große, weite Fußballwelt, diesen Weg ging Bernd Schuster, der am 22. Dezember seinen 65. Geburtstag feiert.
Schuster und Schnürer spielten zusammen in der A-Jugend des FC Augsburg, Schuster kam 1976 vom SV Hammerschmiede in die FCA-Talentschmiede. Heiner Schuhmann, einer der erfolgreichsten Nachwuchstrainer der Republik hatte Schuster entdeckt. Schuhmann, der den Ruf eines Diamantenauges genoss, schaltete mit seinem Team in der Bayernliga den FC Bayern aus und gewann mit einem 1:0-Sieg im Finale gegen den 1. FC Nürnberg den Titel im Freistaat. Der entscheidende Treffer gelang Bernd Schuster. Im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft kam dann allerdings gegen den MSV Duisburg das Aus für die Talente von der Donauwörther Straße.
Schon früh zeigte sich das Talent von Bernd Schuster
Der Augsburger galt wegen seiner Genialität auf dem Rasen als ein Versprechen, das er selbst nur teilweise einlösen konnte. Einerseits bejubelten ihn die Fans ob seiner Kunst, mit der Kugel umzugehen, andererseits war schon damals ein Mensch voller Launen und Eigensinn. Als er beim FCA dem Jugendalter entwuchs, jagte den Juniorennationalspieler die halbe Bundesliga. Schließlich landete er bei Trainer Hennes Weisweiler und dem 1. FC Köln. In der Bundesliga unternahm der Mittelfeldspieler seine ersten Schritte bei den Domstädtern und reifte dort bereits als junges Talent zu einem Ausnahmekönner. Im Alter von 19 Jahren debütierte der Mittelfeldregisseur beim 3:1-Sieg gegen Irland in der deutschen Nationalmannschaft, die er ein Jahr später zum EM-Titel führte. Bei dem Turnier in Italien wurde er zum besten Spieler gewählt. Schusters Ehefrau Gaby, mit der er vier Kinder hat, trat als eine Managerin auf, die ihren sechs Jahre jüngeren Mann clever durch das Profi-Geschäft führte.
Schuster war von Beginn seiner Bundesliga-Karriere beim 1. FC Köln bis zur Beendigung dieser bei Bayer Leverkusen keine einfache, aber eine streitbare Person. Einer, der trotzdem die Fans verzückte, beim FC Barcelona, bei den Königlichen von Real und Atlético Madrid. Bei Barca kickte er an der Seite von Diego Maradona. Zu dem Argentinier, für viele Experten der beste Fußballer aller Zeiten, pflegte der Augsburger ein gutes Verhältnis. Schuster ist neben dem spanischen Profi Miquel Soler der einzige Spieler, der bei den drei großen Vereine auf der iberischen Halbinsel unter Vertrag stand. Beim DFB brachte er es nur auf 21 Länderspiele. Seine Karriere im DFB-Team endete aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bundestrainer Jupp Derwall sowie mit Verantwortlichen des DFB jedoch frühzeitig.
1993 kehrte der „blonde Engel“ nach Deutschland zu Bayer Leverkusen zurück. Manager Rainer Calmund fädelte den Deal ein, Schuster schrieb am Rhein Bundesligageschichte. Er überzeugte mit seinen grandiosen technischen Fertigkeiten. Drei Tore des Monats im Jahre 1994, die bei der Wahl zum Tor des Jahres auf den Plätzen eins, zwei und drei landeten, der Siegtreffer wurde später zum Tor des Jahrzehnts gekürt. Im Oktober 1993 kam der Stratege im DFB-Pokal zum Spiel beim FC Augsburg. Lange war er nicht mehr in der Heimat gewesen, am Rande der Partie traf er seine Familie und versöhnte sich wieder mit ihr. Im Rosenaustadion siegten die Gäste nach Verlängerung mit 4:3, Schuster scheiterte im Elfmeterschießen an FCA-Keeper Jürgen Oberhofer.
Nach Augsburg kehrte er immer wieder zurück. Bei einem Heimatverein in der Hammerschmiede organisierte er 2008 ein Spiel zwischen seiner ehemaligen Jugendmannschaft und einem Team der Gastgeber. Nach seiner Profizeit arbeitete er als Trainer u.a. beim 1. FC und Fortuna Köln, sowie in Spanien bei Real Madrid (Meister 2008), FC Getafe und in der Ukraine bei Shakhtar Donezk. Auch mit dem DFB hat der Fußballkünstler mittlerweile seinen Frieden geschlossen.
In den vergangenen Jahren ist es etwas ruhiger um den einstigen Starkicker geworden. Heute lebt „Don Bernardo“ zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Elena und ihren beiden Kindern Victoria und Bernd in Madrid. Daheim wurde er im Fußballmuseum in Dortmund in die Hall of Fame des deutschen Fußballs aufgenommen.
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