Die Art und Weise der Gegentore muss ein Alarmzeichen für den FC Bayern sein
Die Zahlen der vergangenen drei Spiele sprechen für sich: Dabei mussten die Bayern fünf Gegentore einstecken. Gewinnen konnte der Rekordmeister keine der Partien. Vor allem der Blick auf die Art und Weise, wie die Tore gefallen sind, muss ein Alarmzeichen für Bayern-Coach Vincent Kompany sein: Mit Ausnahme des Gegentors gegen Leverkusen, das nach einer Ecke entstand, fielen alle nach demselben Muster: Der Gegner schaltet schnell um, die Bayern-Defensive steht viel zu hoch, es gibt keine Restabsicherung, ein Verteidiger verliert das finale Laufduell – und auf einmal liegt der Ball im Kasten.
Die Münchner brachten sich mit dieser naiven Herangehensweise jeweils um den verdienten Lohn des enormen Aufwands, den sie während der Spielzeit leisten. In jeder der drei Partien waren sie die deutlich aktivere Mannschaft – alleine gegen Frankfurt melden die Datenanalysten 24:6 Torschüsse bei 853:305 Pässen und 74 Prozent Ballbesitz.
Ja, der Kompany-Fußball ist schön anzusehen. Es geht über 90 Minuten mit voller Kraft auf das gegnerische Tor. Was den neuen Bayern aber fehlt, ist die entscheidende Portion Cleverness, die wirklich große Mannschaften auszeichnet: Wann ist es besser, sich zurückzuziehen, den Ball zirkulieren zu lassen und das Geschehen zu beruhigen? Eben das wäre in Frankfurt in der Nachspielzeit die bessere Wahl gewesen. Stattdessen drückten die Bayern, in Führung liegend, auf das nächste Tor – und fingen sich nach einem Gegenstoß wieder den Ausgleich.
Dazu kommt: Manuel Neuer ist immer noch ein sehr guter Torhüter – ein Spiel hat der 38-Jährige für die Münchner schon lange nicht mehr gewonnen. (Florian Eisele)
Die Saison des FC Bayern wird eine gute werden
Vincent Kompany hat geschafft, dass die Bayern einen Fußball spielen, der zur gewünschten Außenwirkung des Vereins passt. Die Auftritte der Münchner sind dominant und attraktiv. Damit unterscheidet sich die Spielweise sich extrem von den Partien unter Thomas Tuchel. Nach den bleiernen Monaten unter dem Ex-Coach braucht eine Mannschaft Zeit, um eine neue Idee konsequent umzusetzen. Die Münchner sind dabei schon weiter, als es vor wenigen Wochen zu erwarten war. Nun das Team in seiner Entwicklung zu bremsen, weil kurzfristig die gewünschten Ergebnisse ausgeblieben sind, wäre kontraproduktiv.
Die Spielweise Kompanys verzeiht nicht viele Fehler. Es gibt unterschiedliche Fehlervermeidungsstrategien. Die beste ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in den vorliegenden Plan. Der Trainer wird selbstverständlich von Gegner zu Gegner kleinere Adaptionen vornehmen, eine grundlegende Veränderung der bevorzugten Spielweise schürt aber Verunsicherung.
Die absolute defensive Absicherung gepaart mit sehenswertem Offensivspiel existiert nicht. Jede Taktik bringt Schwachpunkte mit. Aus Sicht der Fußballfans ist es dankbar, wenn sich die Münchner für einen Ansatz entscheiden, der in erster Linie darauf ausgelegt ist, möglichst viele Tore zu erzielen. Zu viele andere Teams legen ihr Hauptaugenmerk auf die Vermeidung von Gegentreffern. Auch aus Sicht bajuwarischer Anhänger wird diese Saison eine gute werden, wenn Kompany seinen Plan weiterverfolgt. Seine Spieler verfügen über die individuellen Qualitäten, dass aus attraktiven Ideen Titelgewinne entstehen. (Tilmann Mehl)
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