Es gibt Spieler, deren Name mit einem Spiel, einem großen Erfolg verbunden ist. Es ist natürlich immer ungerecht, die Karriere auf ein Schlaglicht zu reduzieren. Und doch gibt es sie, die vermeintlichen One-Hit-Wonders des Fußballs: Der ehemalige Karlsruher Stürmer Edgar Schmitt hieß Euro-Eddy wegen seiner vier Tore 1993 gegen Valencia. Mario Götze ist für immer der Mann, der ihn machen musste und ihn auch machte. Markus Feldhoff wiederum ist der Stürmer, der fast im Alleingang die Bayern abschoss. Im März 1997 empfing Feldhoffs damaliger Klub Leverkusen die Bayern – und der damals 23-Jährige machte das Spiel seines Lebens. Drei Tore steuerte Feldhoff zum 5:2-Sieg Bayers bei. Bis heute verfolge er jedes Spiel der Bayern, das live übertragen werde, mit großer Begeisterung, sagte der heute 50-Jährige. Am Sonntag wird Feldhoff einen besonders guten Platz haben. Wenn um 15.30 Uhr das Heimspiel des VfL Bochum gegen die Bayern angepfiffen wird (live auf Sky), wird er als Interims-Trainer auf der Bank des Abstiegskandidaten sitzen.
Klar sei das für ihn „das Spiel des Jahres“, aber auch für den ganzen Verein, ließ Feldhoff verlauten. Wichtiger sei es aber, mit dem VfL in die Spur zu kommen. Die Westdeutschen warten noch auf den ersten Saisonsieg. Dass der nun ausgerechnet gegen die Bayern gelingen soll, wäre zwar auch mit Feldhoff auf der Bank, seines Zeichens ja erwiesener Experte für Überraschungen gegen den Rekordmeister, etwa kühn. Aber auch die jüngere Vergangenheit liefert Bochum Argumente.
Dayot Upamecano steht bei den Bayern erneut in der Kritik
Als der FC Bayern Mitte Februar dieses Jahres in Bochum antrat, hatten die Münchner kurz zuvor auch ein Spiel in der Champions League verloren, damals mit 0:1 bei Lazio Rom. Dayot Upamecano hatte in Italien glatt Rot gesehen und den Elfmeter verursacht, aus dem das einzige Tor resultierte. In Bochum patzte der Franzose erneut, schaffte das Kunststück, sich innerhalb von vier Tagen den zweiten Platzverweis abzuholen. Der FC Bayern verlor mit 2:3. Es war die dritte Niederlage in Folge damals, eine handfeste Krise an der Säbener Straße – und drei Tage später gaben die Bayern bekannt, dass mit Trainer Thomas Tuchel zum Saisonende Schluss sein solle. Auch aktuell steht Upamecano mal wieder in der Kritik. Zusammen mit Minjae Kim, seinem Partner in der Innenverteidigung, leistete er sich einige Schnitzer vor Gegentoren. Ex-Bayern-Trainer Felix Magath kritisierte im Schüttflix Fußballtalk den Franzosen: „Als Trainer brauche ich einen Innenverteidiger, der vor allem zuverlässig sein muss. Er hat da zu viele Fehler drin.“ Richtig überzeugen konnte aber kein Bayern-Profi beim Trip nach Katalonien.
Viele negative Vorzeichen also. Und doch sind ähnliche Konsequenzen wie im Februar diesmal selbst im Fall einer Niederlage nicht zu erwarten. Sehr wohl aber würde eine Pleite oder ein Punktverlust beim Tabellenletzten, der bislang nur einen Zähler hat, die Bayern in die nächste schwere Krise stürzen. Denn in München ist spätestens seit der 1:4-Klatsche gegen Barcelona am Mittwoch die Diskussion darüber eröffnet, ob die schön anzusehende, weil kraftvolle und offensive Spielweise unter Tuchels Nachfolger Vincent Kompany denn die richtige für die Münchner ist. Noch lieber als schöne Spielweise haben sie in München nämlich Siege und Titel. Ob das von Kritikern als naiv verstandene Spielsystem des neuen Trainers auf höchstem Niveau dafür förderlich ist – diesbezüglich sind die Zweifel seit der schmerzhaften Barça-Abreibung spürbar gewachsen.
Bochum-Trainer Feldhoff will für das Spiel gegen die Bayern nichts ableiten
Markus Feldhoff hat sich das Spiel der Münchner natürlich angesehen. Ob er für seine eigene Mannschaft daraus etwas ableiten kann? Eher nicht. „Der Ansatz wird sicherlich nicht der gleiche sein wie bei Barcelona. Da bräuchten wir vielleicht den ein oder anderen Spieler von da.“ Eine Kampfansage wolle er nicht senden, auch wenn es eben dieses Spiel aus dem März 1997 gibt.
Ohnehin ist es bei den Bayern derzeit turbulent genug. Unisono wird betont, wie etwa von Joshua Kimmich nach dem Spiel, dass man sich „keine Sorgen“ mache angesichts der Frage nach dem richtigen System. Auch Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen hatte auf der Bankettrede noch betont, dass der Verein bei dem mit Kompany eingeschlagenen Weg bleibe: „Ich bin sicher, dass dieser begeisternde Fußball auch zu den Ergebnissen führen wird, die wir uns wünschen.“ Kompany sei ein „Glücksfall“ für den gesamten Verein, der sich noch auszahlen werde. Kompany selbst betonte, man werde aus der Niederlage gegen Barcelona „lernen, damit wir schon in Bochum eine bessere Leistung zeigen“. Übrigens: Im Sommer 1997 waren es am Ende die Bayern, die Meister wurden. Trotz der drei Feldhoff-Tore.
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