Das klingt natürlich erstmal beeindruckend. „Thomas Müller, Mathys Tel, Olise, Leroy“ - diese vier Spieler nannte Vincent Kompany als Kandidaten, um Harry Kane zu ersetzen. Serge Gnabry fehlte bei der Aufzählung. Bei ihm müsse noch abgewartet werden, ob seine Kniebeschwerden so weit abgeklungen sind, dass er auflaufen kann. Dazu verfügen die Münchner noch über Kingsley Coman, den der Coach des FC Bayern allerdings nicht in der Sturmmitte sieht. Außerdem wird abermals Jamal Musiala recht weit vorne auf dem Spielfeld zu finden sein, wenn die Münchner am Dienstag gegen Bayer Leverkusen antreten (20.45 Uhr/Sky und ARD).
Es könnten zwar nicht einfach die Tore ersetzt werden, die Kane vor seiner Verletzung erzielt hatte, aber Spieler für dessen Position gebe es zu Genüge. Sagt Kompany. Als Fußnote zu Kompanys beeindruckender Aufzählung sei aber erwähnt, dass die Münchner keinesfalls mehr so treffsicher auftreten, wie noch vor wenigen Wochen. In den vergangenen fünf Spielen schossen die Bayern nur einmal mehr als ein Tor. Das war beim 3:0-Erfolg gegen die Augsburger, als Kane in der Nachspielzeit noch zwei Treffer gelangen. Das Gegenpressing der Münchner ist immer noch von beeindruckender Wucht, allerdings mündet es nicht mehr in so vielen Toren. Im Gegenzug steht die Defensive allerdings sicherer als noch zu Beginn der Saison.
Harry Kane lässt sich gerne ins Mittelfeld der Bayern fallen
Wenn nun also Kane ersetzt werden muss, stellt sich auch die Frage, wie die Bayern wieder zu klareren Torchancen kommen. Im System von Kompany hat der britische Torjäger keine in die gegnerische Hälfte genagelte Sturmspitze gegeben, sondern ließ sich immer wieder tief fallen, um so die gegnerische Abwehr in Bewegung zu bringen. Zugleich hat Kane sämtliche Laufwege verinnerlicht, um den Gegner nervend anzulaufen. Das würde am ehesten für einen Einsatz von Thomas Müller sprechen, der es zwar nicht mehr auf Torquoten vergangener Jahre schafft, aber die Spiele auf dem Feld mit herausragender Qualität analysieren kann.
Zu viel mag Kompany aber auch nicht über diese eine von elf Positionen sprechen. Man habe genug „Talent und Tore in der Mannschaft“, aber natürlich werde das Spiel etwas anders aussehen als mit dem Torjäger. Wie genau sich das Spiel den Zuschauern im Achtelfinale des DFB-Pokals präsentiert, hängt zu einem guten Teil von den Leverkusenern ab. Die präsentierten sich beim 1:1 in der Liga vor rund zwei Monaten überraschend defensiv und hatten neben aller taktischer Raffinesse von Trainer Xabi Alonso vor allem Glück, dass sie nicht deutlich verloren. Das Ligaspiel fiel allerdings auch in die bislang einzig dokumentierte Phase, in der die Leverkusener unter ihrem spanischen Coach seltsam strukturlos zu Werke gingen. Das hatte unter anderem Unentschieden gegen Kiel, Bremen und Bochum sowie eine 0:4-Pleite gegen Liverpool zur Folge.
Seit wenigen Wochen aber geht die Mannschaft ihrer Arbeit wieder ernsthafter nach, was sich auch rasch in den Ergebnissen widerspiegelt. Für Kompany tut sich daher auch die Frage auf, wie der Gegner wohl am Dienstag in der Allianz-Arena auftritt: „Sie können hoch pressen, aber können auch kompakt stehen.“ Zu sehr mag der Münchner dann aber auch nicht auf die Leverkusener achten, schließlich müsse man sich vor allem seiner eigenen Stärke bewusst sein. Alonso deutete immerhin an, dass er seine Mannschaft diesmal mit etwas mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten als noch im September auf das Feld schickt. Natürlich werde es Phasen geben, in denen man tief verteidigen müsse, aber man wolle „auch hoch drücken“.
Schließlich kann ein Unentschieden im Pokal auch nicht das Ziel der Leverkusener sein. Sie gehen als Titelverteidiger in das Spiel, das für Alonso „fast wie ein Finale ist“. Im Pokal-Wettbewerb gebe es keine schwerere Aufgabe, als in der Münchner Arena gegen die Bayern zu spielen. Immerhin kann sich der Trainer dabei auf die Dienste von Patrik Schick verlassen. Der Stürmer macht derzeit das Fehlen von Victor Boniface vergessen und deutlich, wie wichtig ein gleichwertiger Ersatz im Angriff sein kann. Bayerns Sportdirektor Christoph Freund lehnt unter Verweis auf die selbst in München begrenzten finanziellen Mittel einen Alternativkauf ab. „Einen zweiten Harry Kane können wir uns nicht leisten“, so der Österreicher.
Wahrscheinlich wird Jamal Musiala eine noch bedeutendere Rolle einnehmen, als schon zuletzt. Gegen Leverkusen trifft er auf den zweiten deutschen Ausnahmekönner von Weltniveau: Florian Wirtz. Das Achtelfinale im DFB-Pokal könnte tatsächlich eine beeindruckende Partie werden.
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