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Bayern vs. Leverkusen: Vom 1:1 zum mentalen Triumph?

FC Bayern

Bayerns Dominanz und Leverkusens Defensive: Ein 1:1, das Fragen aufwirft

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    Münchens Aleksandar Pavlovic war sowohl am Gegentreffer als auch am eigenen Tor der Bayern gegen Leverkusen beteiligt: Sein Schuss landete traumhaft im Winkel.
    Münchens Aleksandar Pavlovic war sowohl am Gegentreffer als auch am eigenen Tor der Bayern gegen Leverkusen beteiligt: Sein Schuss landete traumhaft im Winkel. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Der interessanteste Kommentar über den FC Bayern kam an diesem Samstagabend von einem, der gar nicht für die Münchner arbeitet. Der Leverkusener Trainer Xabi Alonso bekam auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 die Frage gestellt, wie sich seiner Ansicht nach die Bayern-Mannschaft seit dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Februar verändert habe. Das ging bekanntlich 3:0 für Bayer aus und war ein Sieg, der in nahezu jeder Hinsicht eine Machtdemonstration der Werkself und letztlich eine Vorentscheidung im Meisterrennen war. Thomas Müller hatte noch direkt nach dem Spiel den fehlenden Mut der Mannschaft beklagt, die mangelnde Bereitschaft zu zocken, sich etwas zu trauen. Satte 18 Punkte und fußballerische Welten sollten es am Ende sein, die Meister Bayer und den FC Bayern trennen sollten. Nach dem Spiel am Samstagabend musste Alonso nicht lange überlegen, was sich nun bei den Münchnern geändert hat: „Die Energie, der Glaube, das kann man fühlen. Sie glauben an sich, und das nicht nur heute. Unsere Analyse zeigte: Sie geben Vollgas mit und gegen den Ball. Die Energie ist groß, die Mentalität ist gut.“

    Sein Münchner Gegenüber Vincent Kompany verfolgte das Lob äußerlich ungerührt, dürfte die Worte des Spaniers aber als Bestätigung für den Weg sehen, den die Bayern unter ihm eingeschlagen haben. Der Respekt der Leverkusener war auch in den gesamten 90 Minuten auf dem Feld zu spüren gewesen. Mit einer ungewöhnlich defensiven Grundordnung hatte Xabi Alonso sein Team aufs Feld geschickt. Nach zuvor neun Gegentoren in vier Spielen ging es für den Meister in München sichtlich vor allem darum, in der Defensive gestärkt aufzutreten. Vor fast genau einem Jahr, gegen die Tuchel-Bayern, war das noch völlig anders gewesen – auch wenn das Ergebnis ähnlich war. 2:2 hieß es auch damals in einem Spiel, in dem Leverkusen und die Bayern sich phasenweise einen atemberaubenden Schlagabtausch geliefert hatten.

    Leverkusen traf gegen die Bayern mit dem ersten Torschuss

    Ganz so wild ging es am Samstag eben nicht zu. Die Bayern, bei denen Tuchels lange geforderte „Holding Six“ namens Joao Palhinha erneut nur auf der Bank saß, dominierten das Spiel von der ersten Minute an, auch wenn daraus lange Zeit keine zwingenden Torchancen resultierten. Leverkusen hatte sichtliche Mühen, sich aus der Pressing-Umklammerung der Bayern zu lösen. Wenn die Werkself mal den Ball hatte, war es meist ein kurzes Vergnügen. Umso absurder, dass es die Rheinländer waren, die als erstes jubeln durften: Nach einer Ecke kam Granit Xhaka an der Strafraumgrenze an den Ball und legte auf Robert Andrich ab. Der traf, wie er später sagte, den Ball „absolut perfekt“ und brachte seinem Team die Führung – mit dem ersten und im ersten Durchgang auch einzigen Torschuss (31.) Leverkusens.

    Bezeichnend: Die Ecke war nur deswegen zustande gekommen, weil Aleksandar Pavlovic einen verunglückten Rückpass auf Manuel Neuer spielte. Der erreichte aber nicht den Torwart, sondern trudelte hinter die Grundlinie. „Der Ball ist da aufgehoppelt und mir versprungen“, erklärte der 20-Jährige sein Versehen. Der Pavlovic-Reflex danach kann sich aber sehen lassen: Nach einer Bayern-Ecke nahm der gebürtige Münchner den Ball aus rund 25 Metern mit der Brust an, zog ab – und traf traumhaft in den Winkel zum Ausgleich (39.). Danach gab es mehrfach die Chance für die Bayern, in Führung zu gehen. Serge Gnabry etwa hatte nach einem Diagonalball von Harry Kane innerhalb weniger Sekunden zweimal die Chance dazu, traf aber mit seiner Direktabnahme zuerst den Pfosten, danach die Latte (48.).

    Die Daten sprechen eindeutig für den FC Bayern gegen Leverkusen

    Pavlovic, der nicht nur wegen seines Tors und seiner vorherigen Patzers einer der auffälligsten Münchner war, befand nach Spielende: „Wir hatten sehr viele Torchancen und das Spiel dominiert.“ Eine These, die auch von den Zahlen untermauert wird: 18:3 Torschüsse weist die Datenanalyse für die Bayern aus, dazu mit 714:319 mehr als doppelt so viele gespielte Pässe und einen Ballbesitz von 69 Prozent. Es ist eine Statistik, wie man sie von Bayern-Heimspielen kennt, wenn die Kellerkinder der Liga zu Gast sind. Auch Manuel Neuer haderte: „Wir hätten mehr verdient gehabt, waren klar die bessere Mannschaft.“

    Xabi Alonso, der der erste Trainer ist, der auch nach vier Begegnungen noch nie gegen die Bayern verloren hat, war mit dem Punkt sichtlich zufrieden. Mehr, so der Subtext, sei derzeit einfach nicht drin bei einer Münchner Mannschaft, die kaum mehr wiederzuerkennen im Vergleich zu der Mannschaft, die im Februar in Leverkusen noch untergegangen war. Neu war auch: Erstmals gab Harry Kane in einem Bundesligaspiel keinen Torschuss ab. Der Engländer sorgte für einen Schreckmoment. In einem Defensivzweikampf verletzte er sich am Knöchel und musste ausgewechselt werden. Der Torjäger selbst sagte: „Ich denke, es ist okay.“ Die Bayern gaben am Sonntag vorsichtige Entwarnung: Die Untersuchung habe eine „eine positive Entwicklung“ ergeben, Kane werde weiterhin behandelt.

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