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Interview: So starten die Brüder Moritz und Franz Wagner in der NBA durch

Interview

So starten die Brüder Moritz und Franz Wagner in der NBA durch

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    Moritz Wagner (Bild) spielt zusammen mit seinem Bruder Franz für den NBA-Klub Orlando Magic.
    Moritz Wagner (Bild) spielt zusammen mit seinem Bruder Franz für den NBA-Klub Orlando Magic. Foto: Phelan M. Ebenhack, dpa

    Moritz und Franz Wagner, als Brüder kennen Sie sich im „normalen“ Leben in- und auswendig. Seit dieser Saison spielen Sie gemeinsam in der besten Basketball-Liga der Welt, der NBA, bei den Orlando Magic. Gibt es dieses „blinde Verständnis“ auch auf dem Platz? Und haben Sie voneinander auch etwas gelernt, was Sie vorher nicht wussten?

    Franz Wagner: Seit ich mit Moritz zusammenspiele, fällt mir in der Tat auf, wie einfach es doch ist, wenn man viele Dinge auf dem Platz – vor allem in der Offensive – gar nicht erst sagen muss. Ich denke, dass wir beide nicht nur ein gutes Gefühl für das Spiel generell, sondern auch dafür haben, was der andere gerne macht und was nicht. Das kann man auf dem Spielfeld ganz gut sehen.

    Moritz Wagner: Was mich bei Franz richtig beeindruckt, ist seine Konstanz. Dass er Basketball spielen kann, wusste ich ja. Daher bin ich auch grundsätzlich nicht überrascht, dass er so erfolgreich agiert. Das Besondere daran ist jedoch, wie konstant er diese Leistungen in seinem jungen Alter bereits bringt – nämlich drei- bis viermal in der Woche.

    Sie beide spielen nicht nur in einem Team, sondern wohnen in Orlando auch zusammen. Gibt es eigentlich auch Momente im Alltag, in denen Sie sich ganz bewusst auch mal aus dem Weg gehen?

    Moritz Wagner: Ja, das kann man ganz klar so sagen. Wenn man ohnehin schon ständig gemeinsam rumhängt, kommt immer mal wieder die Situation, dass man eine gewisse Zeit für sich selbst nutzen möchte. Das tut uns beiden dann auch ganz gut. Ich denke, aufgrund unserer Karrieren beziehungsweise wie wir in den vergangenen Jahren gelebt haben, sind wir es ohnehin auch gewohnt, mal alleine zu sein. Nichtsdestotrotz ist es natürlich sehr schön, mit der Familie zusammenzuleben. Nachdem mein Bruder mein bester Kumpel ist, ist es schon etwas Besonderes, mit ihm gemeinsam den Beruf ausüben zu können.

    Franz, Sie sind knapp vier Jahre jünger als Ihr Bruder. Welchen Einfluss hatte Moritz auf Ihre Entwicklung und was zeichnet ihn in Ihren Augen besonders aus?

    Franz Wagner: Ich habe damals mit dem Basketball begonnen, weil Moritz bereits gespielt hat. Natürlich habe ich mir dann auch einige Sachen bei ihm abgeschaut. Wenn wir jetzt zusammenspielen, dann tun wir das mit einer gewissen Energie und Emotionalität, die wohl einzigartig für uns ist. Moritz hat sehr viel Energie, die er in verschiedener Weise zeigt und sehr wichtig ist für jedes Team, für das er gerade spielt.

    Moritz hat die beeindruckende Konstanz in Ihren Leistungen bereits angesprochen. Damit haben Sie sich automatisch in den engsten Kandidatenkreis in Sachen „Rookie des Jahres 2022“ katapultiert. Ist diese wertvolle Auszeichnung ein Thema, mit dem Sie sich beschäftigen?

    Franz Wagner: Ich glaube, es funktioniert immer so im Leben, dass, wenn man von Tag zu Tag lebt, im Moment bleibt und sich auf die aktuelle Sache konzentriert, dann passieren andere Dinge von ganz alleine. Ich versuche einfach, auch weiterhin so gut wie möglich zu spielen. Grundsätzlich ist es immer schwer, sich mit anderen Akteuren vergleichen; zumal die Situationen auch immer unterschiedlich sind. Deshalb überlasse ich dieses Thema den Medien, mit dieser Diskussion Spaß zu haben. Ich möchte einfach weiter Spaß am Spielen haben und nicht zu viel über solche Sachen nachdenken.

    Moritz, Sie haben sich in den vergangenen Partien unter anderem mit den Stars DeMar DeRozan (Chicago Bulls) und Luka Doncic (Dallas Mavericks) einige heiße Wortgefechte geliefert. Haben Sie den „Trash Talker“ in sich entdeckt?

    Moritz Wagner: Ehrlich gesagt ist mir das auf eine gewisse Art und Weise sogar peinlich, weil ich dafür nicht bekannt sein möchte. Ich will einfach Basketball spielen. Die von Ihnen angesprochenen DeRozan und Doncic sind jetzt ohnehin nicht wirklich Spieler, mit denen ich „Trash Talk“ machen möchte. Beide haben einen 30-Punkte-Schnitt. Ich versuche, hart zu spielen, und muss diesbezüglich in der Zukunft eine bessere Balance finden.

    Vom 1. bis 18. September ist Deutschland (Köln und Berlin) neben Georgien, Finnland und Tschechien in diesem Jahr eines der Ausrichtungsländer für die Basketball-Europameisterschaft – mit den Wagner-Brüdern?

    Franz Wagner: Der Sommer ist noch sehr, sehr weit weg. Momentan bin ich gerade einmal in der Mitte meiner ersten NBA-Saison. Deshalb versuche ich zunächst einmal, diese so gut wie möglich zu beenden. Danach wird man sehen, was im Sommer möglich ist.

    Moritz Wagner: Ich sehe es ähnlich wie Franz. In unserem Beruf kann man grundsätzlich wenig im Voraus planen. Aus diesem Grund mache ich mir darüber zum jetzigen Zeitpunkt keine Gedanken. Das Ganze kommt dann schon früh genug.

    Orlando-Magic-Forward Franz Wagner (rechts) dribbelt an seinem Gegenspieler vorbei.
    Orlando-Magic-Forward Franz Wagner (rechts) dribbelt an seinem Gegenspieler vorbei. Foto: Scott Audette, AP/dpa

    Franz, Bundestrainer Gordon Herbert hat in einem Interview über Sie gesagt, dass Sie ein Spieler seien, der das Spiel versteht, über einen hohen Basketball-IQ verfüge und von Jahr zu Jahr immer noch besser werde. Wie ordnen Sie diese Aussage ein?

    Franz Wagner: Zunächst freue ich mich natürlich, wenn der Bundestrainer so etwas Nettes sagt, und hoffe natürlich, dass er recht hat (lacht). Ich kann nur in jedem Training immer alles geben. Ob Erfolg oder Nichterfolg – da hängen ganz viele andere Sachen dran, die man nicht immer kontrollieren kann. Mein Selbstvertrauen und Gefühl, wenn ich nachts ins Bett gehe, hängen vor allem davon ab, ob ich tagsüber alles gegeben habe und auch Spaß an der Sache hatte. Hoffentlich bleibt das so für die nächsten paar Jahre.

    Apropos Deutschland. Nachdem Sie beide bereits seit einigen Jahren in den USA – sei es zunächst im College, jetzt in der NBA – Basketball spielen: Wie sehr vermissen Sie Ihre Heimat Berlin?

    Franz Wagner: Ich persönlich vermisse Berlin sehr. Jeder, der dort lebt und schon einmal dort war, kennt die besondere Atmosphäre in dieser Stadt. Aber auch meine Freunde und Familie vermisse ich richtig. In den vergangenen beiden Jahren war ich aufgrund der Pandemie leider nur einmal in der Heimat. Daher freue ich mich jetzt schon sehr, nach der Saison beziehungsweise im Sommer endlich mal wieder nach Hause zu kommen. Das ist zumindest mein Plan. Was die persönlichen regelmäßigen Kontakte betrifft: Durch die Zeitumstellung sowie unseren Terminplan ist das oft nicht so ganz einfach. Darüber hinaus besuchen uns jedoch auch unsere Eltern mehrmals im Jahr. Diesbezüglich haben wir eigentlich einen ganz guten Rhythmus gefunden.

    Im Zusammenhang mit deutschen Basketballern in der NBA fällt unweigerlich der Name Dirk Nowitzki. Inwieweit hat Sie der Würzburger und Ex-Star der Dallas Mavericks inspiriert?

    Moritz Wagner: Über dieses Thema könnte ich in der Tat stundenlang reden. Als er mit Dallas die Meisterschaft gewann (2011; Anm. d. Red.), war das genau zu dem Zeitpunkt, als es bei mir in Sachen Basketball richtig ernst wurde. Dirk hat seinerzeit die Frage, ob man auch als deutscher Basketballer den Sprung in die NBA schaffen kann, beantwortet. Und das auf eine sehr interessante und attraktive Art und Weise. Für unsere junge Generation war das enorm wichtig. Ich weiß auch heute noch genau, was ich damals gemacht habe, als Dirk mit Dallas die Meisterschaft geholt hat. Das war etwas ganz Besonderes und hatte für den deutschen Basketball eine riesengroße Bedeutung.

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