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Aus dem Leben eines Journalisten: Wie es Boris genau hierher schaffte

Aus dem Leben eines Journalisten

Wie es Boris genau hierher schaffte

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    Ist bald wieder häufiger in den Sportspalten der Zeitungen zu sehen: Boris Becker.
    Ist bald wieder häufiger in den Sportspalten der Zeitungen zu sehen: Boris Becker. Foto: Sven Hoppe (dpa)

    Manchmal geht es in der Sportredaktion zu wie in einer Schulklasse, deren Lehrer auf der Suche nach einem Opfer für die Abfrage ist. Mit gesenkten Köpfen kauern die Redakteure vor ihren Computern. Es ist still. Sehr still. Niemand will auffallen. Blickkontakte werden vermieden. Irgendwann aber stellt der Chef fest, dass auf der ersten Sportseite, rechts außen, eine Lücke klafft. In diesen Momenten ist es nie verkehrt, den Raum schnellen Schrittes in Richtung Toilette zu verlassen. Oder eifrig zu telefonieren. Oder, begleitet von mitleiderregendem Schnaufen, auf die Tastatur einzudreschen.

    Wenn es nicht läuft, obwohl es laufen sollte

    Randbemerkungen können sich vor allem in der Wochenmitte schnell zu einem Problem entwickeln. Denn ein Thema will gefunden sein. Und geschrieben. Und lustig soll es auch noch sein. Oder ernst. Oder klug. Oder alles zusammen. Manchmal gelingt das sogar. Umso eher, je besser das Thema ist.

    Manchmal aber sitzt dann da ein armer Tropf, der zum falschen Zeitpunkt nicht aufs Klo musste, und zermartert sich das Hirn. Was könnte ...was müsste ...was sollte ...

    Manchmal aber ist es mitten unter der Woche und man traut seinen Augen nicht. Da stehen die Themen Schlange. Gestern war so ein Tag. Dass der britische Kult-Skispringer Michael „Eddie The Eagle“ Edwards mit dem Gedanken spielte, bei der Vierschanzentournee sein Comeback zu geben, war schon länger bekannt. Seit gestern aber steht die Sensation fest: Er wird sich in Oberstdorf tatsächlich noch einmal von der Schanze stürzen. Na klar, super Thema für eine Randbemerkung. Über diesen Verlierer, der es geschafft hat, eine Marke aus seinem Versagen zu machen. Der den Menschen noch immer präsenter ist als viele andere großartige Skispringer.

    Boris sticht sie alle aus

    Wenn, ja wenn da nicht diese putzigen Schiedsrichter bei der Klub-WM in Marokko wären, die mit Sprühschaum die Stelle markieren, an der die Mauer bei einem Freistoß zu stehen hat. Endlich hält die moderne Technik Einzug in den Fußball ein. Revolution! Randbemerkung!

    Aber dann, es ist 11.36 Uhr, kommt einer, der sie alle aussticht. Boris Becker. Gerade eben saß der noch in Augsburg bei „Wetten, dass ...?“ auf der Couch. Mit ein bisschen zu viel Gesicht für ein bisschen zu wenig Frisur. Vor der Show hatte er angekündigt, ein Geheimnis zu verraten. Deutschland rätselte. Wird er mal wieder Vater? Plant er ein Comeback? Übernimmt er „Wetten dass ...?“? Rettet er die Welt? Alles falsch. Becker verkündete: Nichts. Er habe da wohl ein bisschen viel versprochen, sagte er und lächelte sein Bud-Spencer-Lächeln. Seit gestern, 11.36 Uhr, wissen wir, dass Becker sehr wohl ein Geheimnis mit sich trug. Und dass die Realität bisweilen alle noch so absurden Spekulationen übertrifft. Becker ist der neue Trainer von Novak Djokovic. Wenn das mal kein guter Stoff für eine Randbemerkung ist ...?

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