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Augsburger Panther: Panther-Chef Sigl: „Da muss man als Funktionär durch“

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Panther-Chef Sigl: „Da muss man als Funktionär durch“

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    Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl spricht über die neue AEV-Mannschaft, die Aufgaben des Sportdirektors Mitchell und die Zielsetzungen für die kommende Saison.
    Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl spricht über die neue AEV-Mannschaft, die Aufgaben des Sportdirektors Mitchell und die Zielsetzungen für die kommende Saison. Foto: Ulrich Wagner

    Wie schätzen Sie das neue Panther-Team ein?
    LOTHAR SIGL: Es ist wieder ein großer Umbruch gewesen. Von daher ist es spannend. Aber das Gefühl ist positiv. Was wir über die letzten Monate realisiert haben, da kann man optimistisch darauf schauen. Vor zwei Monaten hätten wir nicht geglaubt, dass wir alle offenen Stellen in dieser Geschwindigkeit mit teilweise namhaften und in der Liga bekannten Gesichtern besetzen werden.

    Im Unterschied zum vergangenen Jahr haben die Panther erst abgewartet, in welcher Liga sie spielen und dann den Kader gebaut.
    SIGL: Ja, wir haben die Ligenzugehörigkeit dieses Jahr ganz bewusst abgewartet. Das hat uns in der Personalplanung einen anderen Handlungsspielraum als vor einem Jahr gegeben, wo wir in der Rückbetrachtung zu früh gehandelt haben.

    Sie haben sich jahrelang gegen die Verpflichtung eines Sportdirektors ausgesprochen, um nicht zu sagen gewehrt. Jetzt arbeitet Larry Mitchell seit dem Frühjahr auf dieser Position. Wie stehen Sie heute dazu?
    SIGL: Gewehrt ist das falsche Wort. Die Herangehensweise war aus der Historie heraus bei uns eine andere. Da sind wir wieder bei Larry Mitchell. Unter seinem ersten Engagement hier war es so, dass die Trainer auch die sportliche Verantwortung getragen haben. Das haben wir bei Mike Stewart, Tray Tuomie, Mark Pederson, Peter Russell und Christof Kreutzer weitergeführt. Vielleicht haben wir in den letzten Jahren keine glückliche Hand bei den Trainerverpflichtungen mehr gehabt. Offensichtlich hat das in den letzten Jahren nicht funktioniert. Und deshalb muss man sich hinterfragen. Für die neue Saison in der DEL haben wir entschieden, die Herangehensweise zu ändern. Jetzt haben wir die Aufsplittung der Tätigkeiten und hoffen, dass es besser funktioniert.

    Was hat sich an ihrer Rolle in der Kaderzusammenstellung geändert?
    SIGL: Nichts. Ich spreche mit Larry Mitchell fast täglich, genau wie vor einem Jahr mit Kreutzer. Den Großteil der Arbeit bei der Spielerrekrutierung macht Mitchell. Er holt die Informationen über Kandidaten ein, ruft ehemalige Trainer, Mitspieler an und nutzt sein internationales Netzwerk, das er sich über viele Jahre hinweg aufgebaut hat. Am Ende kommen wir zu einer Spielerauswahl und versuchen gemeinsam, den bestmöglichen Spieler zu uns zu holen.

    Der Kader ist komplett, also kann Sportdirektor Mitchell jetzt die Beine hochlegen?
    SIGL: Die Bequemlichkeit kann ich ihm nicht einräumen, das ist aber auch gar nicht Larrys Anspruch. Er hat hier auch während der Saison Aufgaben und wird in alle sportlichen Abläufe eingebunden sein. Spannend wird es während der Saison. Wie kann ein Sportdirektor eingreifen, wenn es Probleme in der Mannschaft gibt oder es sportlich nicht läuft? Wie kann ein Sportdirektor dort reagieren, weil er näher dran ist? Das wird der große Unterschied zu früher. Ebenso hat er natürlich diversere Scoutingtouren während der Saison auf dem Plan stehen.

    Sie haben mit Ted Dent einen Trainer verpflichtet, der noch nie in Europa gearbeitet hat. Sehen Sie das nicht als Risiko?
    SIGL: Bei der Trainerauswahl haben wir uns sehr viele Gedanken gemacht. Dent ist kein Unbekannter, auch wenn er noch nie in Europa war. Er hat in Nordamerika über zwei Jahrzehnte auf hohem Niveau gearbeitet und nicht im Verborgenen gewirkt. Was hilfreich für uns ist, dass zwischen Sportdirektor Mitchell und Dent über viele Jahre hinweg enge Kontakte vorhanden sind. Wir wollten nicht jemanden verpflichten, der vielleicht viele Meriten besitzt, den wir aber persönlich nicht kennen. Was er sich noch erarbeiten wird, ist die Detailkenntnis der DEL. Aber Dent bereitet sich seit Wochen akribisch vor. Außerdem kennt Mitchell die Liga und wir haben mit Thomas Dolak bewusst einen Co-Trainer verpflichtet, der über viele Jahre in der DEL tief verwurzelt ist.

    Was macht Sie sicher, dass die Panther nicht zum dritten Mal in Folge ganz unten landen?
    SIGL: Nichts, im Sport gibt es keine Sicherheiten. Wir haben im Klub aber hoffentlich die Weichen so gestellt, dass wir eine sportlich erfolgreichere Saison spielen und sind optimistisch. Aber: Die Hoffnung ist in dieser Phase immer dabei. Wir waren im letzten Dezember und Januar in einer Situation, in der wir vermeintlich zufrieden sein konnten. Und zwei Monate später waren wir sportlich abgestiegen. Unsere erste Zielsetzung ist es deshalb, so früh wie möglich in der Tabelle einen Abstand nach unten zu erarbeiten und diesen bis zum Ende zu verteidigen. Frühere Sicherheit erleichtert dann auch die Planungen für die neue Saison.

    Beim Blick auf den Kader fallen einige prominente Namen auf, wie der letztjährige Torjäger Anrei Hakulinen oder Verteidiger Thomas Schemitsch vom Deutschen Meister Berlin. Ist die Panther GmbH in finanzielle Vorleistungen gegangen? Gab es eine Art Vorschuss?
    SIGL: Den Vorschuss gibt es jedes Jahr. Die Gesellschafter gehen immer mit einem Risiko in die Saison. Das wirtschaftliche Risiko ist immer da, denn wir wissen nicht, wie viele Zuschauer bis zum Ende der Saison kommen, welche Einnahmen wir aus Werbung, Merchandising oder Catering erzielen. Wir orientieren uns in der Saisonplanung immer an den Daten aus der Vergangenheit und mit den Jahren entwickelt man ein Gefühl für die Summen. Auf dieser Planungsgrundlage haben wir uns auf ein gewisses Spielerbudget eingelassen.

    Ist das Spielbudget größer als vor einem Jahr?
    SIGL: Es ist größer, aber nicht entscheidend. Nur ein Beispiel. Vorige Saison hatten wir elf Verteidiger unter Vertrag. Jetzt sind es acht Abwehrspieler. So etwas lässt sich nie eins zu eins vergleichen. Wir analysieren permanent, schauen auf Ticketerlöse und auf das Sponsoring. Wichtig ist auch, dass die Wahrnehmung der Panther im Allgemeinen eine völlig andere als vor drei, vier Monaten ist. Ich merke rundherum, dass die Öffentlichkeit, die Fans und die Sponsoren sehr optimistisch an die Sache rangehen. Beispiel Dauerkarten: Dadurch, dass wir eine hohe Auslastung im Vorjahr hatten und über die Sommermonate spannende Personalien vermelden konnten, haben wir eine stetige Nachfrage an Dauerkarten, speziell Sitzplätzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei den Dauerkarten unsere Zahlen vom Vorjahr knacken werden.

    Wie groß fällt der Saisonetat aus, erreichen die Panther wieder das Vor-Corona-Niveau von sieben Millionen Euro?
    SIGL: Die Frage nach dem Saisonetat mochte ich noch nie, weil Außenstehende gerne versuchen, daraus Schlüsse auf das Personalbudget zu ziehen. Das ist so aber nicht möglich. Ein Vergleich mit anderen Klubs ist immer schwierig, da man sich anschauen muss, welchen Anteil des Gesamtetats der Spieleretat ausmacht. Die sind entscheidend. Grundsätzlich sind wir aber zuversichtlich, dass wir Corona überwunden haben und mit einer erfolgreicheren Saison Gesamterlöse über 8 Millionen Euro unser Ziel sein können.

    Sie haben von einer emotional guten Stimmung im Umfeld des Klubs gesprochen. Welchen Anteil daran hat der neue Sportdirektor Mitchell?
    SIGL: Selbstverständlich hat die Verpflichtung von Larry Mitchell für Zuversicht gesorgt. Da haben wir noch nicht gewusst, ob wir in der ersten oder zweiten Liga spielen. In der DEL2 hätte Mitchell als Sportdirektor und Trainer in einer Person gearbeitet. Viele haben durchgeatmet, als klar war, dass wir in der DEL bleiben. Die aus dem Klassenerhalt resultierende Umstrukturierung im Klub mit einem erfolgreichen und hier bekannten sportlichen Leiter hat eine große Rolle für den Stimmungsaufschwung gesorgt, keine Frage.

    WELCHE LEHREN HABEN SIE AUS DEN ZWEI BEINAHE-ABSTIEGEN GEZOGEN?:
    SIGL: Wir haben uns zunächst gefragt, wie eine Mannschaft in wenigen Wochen derart auseinanderbrechen kann und aus diesen Erkenntnissen erste Konsequenzen gezogen. Mit dem Klassenerhalt haben wir dann eine neue sportliche Hierarchie geschaffen. Die Entscheidung, die sportliche Leitung und das Traineramt aufzusplitten, ist also die größte und hoffentlich entscheidende Neuerung.

    Hat das letzte Saisonspiel mit einem Pfeifkonzert einiger AEV-Fans gegen die Mannschaft und gegen Sie Narben hinterlassen?
    SIGL: Es ist doch klar, dass niemand einen solchen Abend erleben will. Aber ich muss einräumen, dass wir uns das redlich erarbeitet haben. Die letzten Saisonwochen waren nicht so euphorisch. Da muss man als Funktionär und Klub durch und die Watschn dafür einstecken.

    Vor 30 Jahren stieg das allererste DEL-Match in Augsburg zwischen dem AEV und München. Am 19. September eröffnen die Panther wieder die Saison mit einem Heimspiel gegen Ingolstadt. Wie hat sich die Liga in drei Jahrzehnten entwickelt?
    SIGL: Die DEL von heute ist mit der Liga von damals nicht zu vergleichen. Die DEL ist ein Top-Gebilde, das bis in jedes Detail strukturiert ist. Und als Klub weiß man, was auf einen zukommt. Die sportlichen Bedingungen sind für alle nahezu gleich und die Liga ist ausgeglichener als früher. Es kann wirklich jeder jeden schlagen. Das honorieren die Eishockeyfans und strömen in die Stadien.

    Ist Eishockey immer noch ein Draufzahl-Geschäft in Deutschland?
    SIGL: Dass ein Eishockey-Klub in Deutschland nicht profitabel ist, das sollte jeder verstanden haben. Wie vorhin schon erwähnt, startet man in jede Saison mit einem gewissen Risiko. Es geht immer um den Spagat zwischen wirtschaftlicher Vernunft und sportlicher Wettbewerbsfähigkeit. Diesen Spagat meistern wir in Augsburg mit der treuen Unterstützung unserer Fans und Sponsoren seit Jahren sehr gut.

    Kann das denn ein Erfolgsmodell sein?
    SIGL: Wie lautet denn die Definition eines Erfolgsmodells? Es gibt traditionsreiche Klubs wie Augsburg, die sich aus dem laufenden Betrieb finanzieren. Andere Klubs sind mit anderen Strukturen mit sehr hohen Mitteln querfinanziert, Vergleiche sind nicht möglich. Jeder Standort hat seine Besonderheiten. Aber die DEL ist stabil, die Bedingungen sind nachvollziehbar. Das war früher nicht der Fall.

    Lothar Sigl ist Hauptgesellschafter der Augsburger Panther.

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