Als eloquenter wie amüsanter Gesprächspartner erwies sich Skilegende Markus Wasmeier beim „AZ live“ am Montagabend im Kleinen Goldenen Saal. Der zweifache Olympiasieger von 1994 im Riesenslalom und in der Abfahrt sparte im Gespräch mit den AZ-Redakteuren Stefanie Wirsching und Andreas Kornes nicht mit Anekdoten aus seinem bewegten Sportlerleben und hatte mit seinen pointierten Schilderungen immer wieder die Lacher der rund 300 Zuschauerinnen und Zuschauer auf seiner Seite.
Etwa wenn er davon erzählte, dass er nach seiner Karriere zwar gern weiter Skifahren wollte, ohne allerdings am Lift anzustehen oder zwischen den Touristen auf der Piste umherzukurven. Deshalb habe er sich auf die Kamerafahrten vor den internationalen Rennen spezialisiert. "Da musste ich nicht mehr am Lift anstehen und hatte wieder eine freie Piste", erzählte er mit einem Augenzwinkern. In Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Willi Bogner hatte er das Fahren mit der Kamera gelernt und wurde nach seiner aktiven Karriere ein Meister darin.
Skilegende Markus Wasmeier hat über Jahre hinweg den deutschen Sport geprägt
Wasmeier scheut sich auch nicht zuzugeben, dass er nach dem Ende seiner aktiven Karriere schon Probleme damit hatte, "nicht mehr dazuzugehören". Schließlich prägte er über Jahre hinweg den deutschen Skisport. 1994 wurde er in Lillehammer Olympiasieger im Super G und im Riesenslalom, 1985 war er schon Weltmeister im Riesenslalom geworden. "Zu 90 Prozent kann ich dir heut noch jeden Lauf, jeden Buckel und jedes Tor sagen", veranschaulichte Wasmeier, wie detailliert die Erinnerungen an seine Wettkämpfe noch sind.
Auch wenn er nicht alles vermisst, was ihm damals zu seinem Ruhm zuteil wurde. Etwa die Touristenbusse, die vor seinem Wohnhaus in Schliersee Touristen ausspuckten, die nicht zögerten, in sein Heim einzudringen. Bekam er früher täglich bis zu 700 Autogrammanfragen, so sind es heute immer noch zehn bis 15 in der Woche. "Früher hat meine Mutter unterschrieben und mein Vater die Briefe versendet", verwies Wasmeier lachend darauf, dass er als aktiver Sportler nicht annähernd die Zeit hatte, allen Fanwünschen selbst nachzukommen.
Doch es gab auch ernste Töne, etwa wenn Wasmeier von seinen schweren Verletzungen berichtete, als er während eines Trainingsrennens mit einem Pistenarbeiter zusammenstieß, was ihm neben einer Gehirnerschütterungen auch Brüche an der Hüfte und am Knöchel einbrachte. "Nur vier Wochen später bin ich wieder Rennen gefahren, aber meine Betreuer mussten mir in die Schuhe helfen", erzählte Wasmeier, wie er sich durchgebissen hatte.
Wasmeier findet, dass Kinder auch heute noch an den Skisport herangeführt werden sollten
Trotzdem hält er Skifahren weiterhin für einen Sport, an den auch Kinder heute noch herangeführt werden müssten. Gerade er habe es geschafft, Mobbing in seiner Kindheit dank des Sports zu bewältigen. "Der Sport war meine Triebfeder, er war mein Leben", gestand er.
Um der Gesellschaft nach seiner Karriere etwas zurückzugeben, entschied er sich, in seinem Heimatort Schliersee ein Freilichtmuseum zu eröffnen, das er seit 2007 führt und mit dem er gelernt habe, dass "man sich Neid erarbeiten muss". Denn er habe schon Gegenwind bekommen für sein Projekt. Dennoch habe er nie daran gedacht, seinen Heimatort Schliersee zu verlassen. Ein Moment, in dem er die für ihn wichtige Begrifflichkeiten klar machte: "Heimat ist für mich die Familie, die Freunde und und der Sport, Heimat ist nicht ortsbezogen, sondern da ist da, wo du dich wohlfühlst. Dahoam, da ist da, wo Du deine Wurzeln hast und wo Du dein Leben verbringst." Dazu scheute er sich nicht, als prominenter Sportler in klaren und bewegenden Worten nicht nur von der Krebserkrankung seiner Frau zu berichten, sondern auch seine Unterstützung für die Ukraine und die demokratische Bewegung klar zum Ausdruck zu bringen.
Hören Sie sich hier auch das ganze Gespräch mit Markus Wasmeier im Podcast an: