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Augsburg: Perspektivkader: Ärger über gestrichene Fördermittel

Augsburg

Perspektivkader: Ärger über gestrichene Fördermittel

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    Knapp 80 Leichtathletinnen und Leichtathleten wurde die Sporthilfe gestrichen. (Symbolbild)
    Knapp 80 Leichtathletinnen und Leichtathleten wurde die Sporthilfe gestrichen. (Symbolbild) Foto: Sven Hoppe, dpa

    Es brodelt im Deutschen Leichtathletikverband. Im Lager der Sportlerinnen und Sportler des Perspektivkaders, um genau zu sein. Dort also, wo der Verband die Medaillengewinner von Morgen formen will. Einen Tag vor Heiligabend hatten diese 270 Athletinnen und Athleten eine Mail von der Deutschen Sporthilfe im Postfach. Darin stand, dass knapp 80 von ihnen die Förderung zusammengestrichen wird. Wen es trifft? Stand da nicht. Dafür aber der Grund: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat seinen Perspektivkader durch interne Umstrukturierungen derart aufgebläht, dass die Sporthilfe nicht mehr alle Mitglieder im gewohnten Umfang finanziell unterstützen kann.

    Bislang war es so, dass der Perspektivkader des DLV deckungsgleich mit dem Top-Team Future der Sporthilfe war. Wer es in den einen schaffte, bekam im anderen Geld. Auf der Sportler-Seite gibt es nun ein deutliches Plus, auf der Geld-Seite nicht. Eine Diskrepanz, die zu gewaltigem Ärger führt.

    Entscheidung der Sporthilfe bedroht die Spitzensportler-Existenz

    Denn die Mail der Sporthilfe war offenbar nicht mit dem DLV abgestimmt und schlug ein wie eine Bombe. „Wir sprechen von 76 Athleten, die allesamt aufgrund ihrer Perspektivkaderberufung ihr Sportjahr im November in beruflicher, sportlicher und insbesondere auch finanzieller Hinsicht geplant haben“, heißt es in einem Schreiben der Athletenvertretung an den DLV vom vergangenen Mittwoch (liegt unserer Redaktion vor).

    Durch die Neueinteilung im DLV sei diesen Athleten nun ein monatliches Defizit in Höhe von 700 Euro entstanden. Viele Sportler treffen aufgrund dieses Geldes Lebensentscheidungen, ziehen in andere Städte um und beginnen Studiengänge. „Diese 700 Euro werden in vielen Fällen für Lebensnotwendigkeiten wie beispielsweise die Miete und Nahrung oder auch sportlich-relevante Kostenpunkte wie Trainingslager oder

    Unterzeichnet ist das Schreiben von den beiden Athletensprechern Nadine Hildebrand und Max Thorwirth. Sie prangern vor allem die mangelhafte Informationspolitik des Verbandes an. Viele Betroffene fühlten sich getäuscht und hätten Vertrauen in den Verband verloren.

    DLV kehrt zu alter Kader-Nominierungspraxis zurück

    Das Signal an die jungen Athleten sei fatal. „Wir fragen uns: Mit welcher Nationalmannschaft möchte der DLV 2028 noch antreten, wenn nun vielversprechende U23 Athleten ihre Karriere beenden beziehungsweise nur unter großen Kraftanstrengungen abseits von Training und Wettkampf die finanzielle Grundlage ihrer Spitzensport-Existenz sichern müssen?“ Der Brief endet mit der Frage, wie der DLV die Situation zu lösen gedenke. Und liefert einen Lösungsvorschlag gleich mit: die Einrichtung eines Notallfonds.

    Der DLV hatte zuvor auf Anfrage unserer Redaktion in Person von Cheftrainerin Annett Stein reagiert. Sie ließ mitteilen, dass es kein Novum sei, wenn nicht alle Sportler des Perspektivkaders im Top-Team Future der Sporthilfe gefördert würden. „Dies gab es bereits in früheren Jahren.“ Der DLV könne keine Nominierung aussprechen, die verbindlich eine Förderung der Sporthilfe nach sich ziehe, da dies von der Sporthilfe eigenständig entschieden werde.

    Von deren Seite wiederum gibt es auf Anfrage kompliziert Formuliertes zu lesen: „Die Perspektivkader-Athlet:innen des Verbandes wurden von der Sporthilfe zeitnah nach der Dezembersitzung darüber informiert, dass kein Förderautomatismus auf Grund des Kaderstatus besteht.“ Die Auswirkung der Kaderumstellungen im DLV stellten in diesem Jahr eine besondere Situation dar. Daher sei entschieden worden, „dass wir bezüglich der Sporthilfe-Förderung wieder zu der Regelung einer Auswahl an geförderten Athlet:innen zurückkehren, um auch im Rahmen des zur Verfügung stehenden Förderbudgets zu bleiben.“

    Unter den betroffenen Sportlerinnen und Sportlern schwankt die Stimmung zwischen Fatalismus und Wut. Zumal immer noch nicht klar sei, wer denn nun Geld bekommt und wer nicht. Hinter den Kulissen werde fieberhaft nach einer Lösung gesucht, ist zu hören. Gefunden wurde sie noch nicht.

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