Genau das braucht es. Einen Ruhepol. Die Skisprungszene ist schon aufgeregt genug. Gerade um die Jahreswende herum Jahr für Jahr aufs Neue. Wenn die Vierschanzentournee Sportler und Öffentlichkeit gleichermaßen elektrisiert. Wenn die besten Skispringer der Welt um den Gesamtsieg bei der Traditionsveranstaltung in Deutschland und Österreich kämpfen.
Vier Springen in wenigen Tagen, zudem der öffentliche Druck. Wer die Tournee gewinnen möchte, braucht neben skispringerischem Geschick auch viel Gelassenheit. Andreas Widhölzl hat beides. Das hat er als aktiver Springer bewiesen, als er 1999/2000 nicht nur die Tournee gewann, sondern einige Jahre später WM-Titel und olympisches Gold mit der Mannschaft holte. Bei 18 Weltcupspringen siegte er, er war einer der besten Skispringer Österreichs. Seit 2020 trainiert der 48-Jährige seine Nachfolger. Nicht immer lief es so rund wie in diesem Winter. Widhölzls Adler fliegen derzeit am weitesten. Am Sonntag beim Auftakt in Oberstdorf ließen sie keinen Gast auf dem Siegerpodest zu, es war ganz in rot-weiß-rot gehalten. Es war eine Machtdemonstration - auch dank Widhölzl.
Vierschanzentournee: Widhölzl wollte sich nie verstellen
Österreichs Trainer hat seine Kindheit in Tirol verbracht. Schön sei es gewesen, „bescheiden, aber glücklich“, wie er einmal erzählte. Seine Eltern waren Kellner, seine Mutter zudem Köchin. Sie haben dafür gesorgt, dass ihr Andreas bodenständig bleibt. In seiner Biografie „Mein Höhenflug“ schreibt er: „Manche meinten, es sei Arroganz, wenn ich mich nicht ins Rampenlicht drängte. Aber ich wollte mich nicht verstellen, nicht für Geld, nicht für den Erfolg, nicht für den Ruhm. Ich wollte immer nur der Andi sein, der ich bin. Das Bild, das die Medien von mir gezeichnet haben, ist nicht erfunden. Ich bin nun einmal ein ruhiger, bodenständiger Typ.“
Das war er als Springer, das ist er auch als Trainer. Schon zu seiner aktiven Zeit bekam seine Frau Kathrin ihre erste gemeinsame Tochter. Andreas Widhölzl war damit einer der wenigen Väter im Kreis der Skispringer. 2008 beendete er seine aktive Karriere. Nicht aber, ohne auch die Schattenseiten kennenzulernen. Als 1997 sein österreichischer Teamkollege Andreas Goldberger zugab, Kokain konsumiert zu haben, kritisierte Wildhölzl das in einem Interview scharf. Prompt wurde ihm vorgeworfen, er wolle Goldbergers Rolle in der Mannschaft übernehmen. Dem widersprach er deutlich.
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