Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

American Football: Wie Tom Brady aus einem Loserteam einen Titelkandidaten machte

American Football

Wie Tom Brady aus einem Loserteam einen Titelkandidaten machte

    • |
    NFL-Legende Tom Brady führte die Tampa Bay Buccaneers in den Super Bowl.
    NFL-Legende Tom Brady führte die Tampa Bay Buccaneers in den Super Bowl. Foto: Matt Ludtke, AP/dpa

    Wer vor einem Jahr darauf gewettet hat, dass Tom Brady 2021 zum zehnten Mal in seiner Karriere zur Super Bowl fährt, der erntete von den Buchmachern in Las Vegas bestenfalls Mitleid. Nichts sprach damals dafür, dass die Quarterback-Legende es mit 43 Jahren noch einmal nach ganz oben schafft, schon gar nicht mit einem der seinerzeit schlechtesten Teams der National Football League.

    Brady schien damals abgehalftert, er beendete seine letzte Saison bei den New England Patriots mit einem Fehlpass in der Wild Card Runde. Es war ein unrühmlicher Abgang jenes Mannes, der die Bostoner sechs Mal zum Super Bowl Sieg geführt hatte. Sein Wechsel nach Tampa Bay, einer Mannschaft, die es auf gerade einmal sechs, allesamt erfolglose Playoff-Spiele gebracht hatte, während Brady ebenso viele Titel einheimste, schien wie ein erster Schritt in die Rente.

    Tom Brady führte Tampa Bay zum ersten Mal nacht 18 Jahren ins Endspiel

    Doch all jene, die glaubten, Brady sei nach Florida gezogen, um noch ein wenig Hobby-Sport zu treiben und es sich am Strand gut gehen zu lassen, haben sich gründlich in Brady getäuscht. Während es seine alte Truppe mit seinem jahrzehntelangen Alter Ego, Coach Bill Bellichick, nicht einmal in die Playoffs schaffte, führte Brady seine neue Mannschaft am vergangenen Sonntag zum ersten Mal seit 18 Jahren in das große Endspiel.

    Quarterback, Wide Receiver und Linebacker: Das sind die Positionen beim American Football

    Quarterback (Angriff) Er leitet die Offensive auf dem Spielfeld. Bei jedem Spielzug übergibt er den Ball entweder an einen der Running Backs oder passt den Ball zu einem Receiver. Er darf auch selbst mit dem Ball laufen und versuchen, die gegnerische Defensive zu überwinden.

    Running Back (Angriff) Bekommen sie zu Beginn eines Spielzuges den Ball vom Quarterback, ist es ihre Aufgabe, ihn in die Endzone zu tragen oder zumindest so weit wie möglich in Richtung Endzone zu laufen, bevor sie von der gegnerischen Abwehr gestoppt werden. Es ist ihnen auch erlaubt, einen Pass des Quarterback zu fangen. Dann agieren sie wie ein Wide Receiver.

    Wide Receiver (Angriff) Es ist ihre Aufgabe, die Pässe des Quarterbacks zu fangen und den Ball dann möglichst weit in Richtung Endzone zu tragen. Sie sind alleine auf das Fangen der Pässe spezialisiert. Auf dieser Position findet man häufig die schnellsten Spieler einer Manschaft.

    Tight End (Angriff) Diese Position hat mehrere Anforderungen. Der Tight End kann, ähnlich wie ein Receiver, Pässe des Quarterbacks fangen oder als zusätzlicher Blocker an der Angriffslinie eingesetzt werden. In der Regel ist ein Tight End größer und schwerer als die Receiver, aber leichter und agiler als ein reiner Linien-Spieler.

    Center (Angriff) Er steht in der Mitte der Angriffslinie und übergibt dem Quarterback zu Beginn fast aller Spielzüge den Ball (Snap). Je nach Situation schützt er entweder den Quarterback vor anstürmenden Abwehrspielern oder versucht Lücken in die Verteidigungslinie zu schlagen, um dem Laufspiel Raum zu verschaffen.

    Guard & Tackle (Angriff) Sie sind ebenfalls Spieler der Angriffslinie. Ihre Aufgaben sind ähnlich wie die des Centers. Sie sollen entweder Verteidiger aufhalten, um dem Quarterback mehr Zeit zu verschaffen oder Lücken in die Verteidigungslinie schlagen. Die Spieler der Angriffslinie gehören zu den größten und schwersten einer Manschaft.

    Safety (Verteidigung) Sie sind die am tiefsten stehenden inneren Verteidiger. Als letzte Verteidigungsreihe ist es ihre primäre Aufgabe, lange Pässe zu verhindern.  

    Cornerback (Verteidigung) Als äußere Verteidiger stehen sie weiter vorgerückt als die Safeties. Sie decken die Wide Receiver direkt und versuchen, dadurch Pässe zu verhindern. Da sie für die Receiver direkt in Manndeckung zuständig sind, sollten sie ähnlich schnell sein.

    Linebacker (Verteidigung) Wie der Name schon sagt unterstützen sie die Verteidigungslinie. Je nach Situation müssen sie sowohl gegen Laufspiel und Passspiel aktiv werden. In einigen Fällen fällt ihnen auch die Aufgabe zu, den Quarterback des Gegners unter Druck zu setzen.

    Defensive Tackle (Verteidigung) Sie sind die inneren Verteidiger der Defensivlinie. Ihre Aufgabe ist es, entweder gegnerische Running Backs zu stoppen oder den Quarterback zu attackieren. Die Tackle der Verteidigung gehören, wie ihr Pendant im Angriff, zu den imposantesten Spielern einer Manschaft.

    Defensive End (Verteidigung) Sie besetzen die äußeren Positionen der Verteidigungslinie. Sie sollen ebenfalls den gegnerischen Quarterback angreifen oder Running Backs stoppen. In der Regel sind sie etwas leichter und agiler als die Defensive Tackle.

    Kicker (Special Teams) Er ist dafür zuständig, den Ball bei einem Field Goal - oder Extrapunktversuch - zwischen die Torstangen am Ende des Spielfelds zu schießen.

    Holder (Special Teams) Er hält den Ball für den Kicker in Position.

    Punter (Special Teams) Der Punt wird normalerweise ausgeführt, wenn eine Manschaft es bis zum einem vierten Versuch nicht geschafft hat, zehn Yards Raumgewinn zu erreichen. Bei diesem Spielzug schießt der Punter den Ball möglichst weit in Richtung des gegnerischen Teams, um eine günstige Startposition des Gegners für den folgenden Angriff zu verhindern.

    Kick/Punt Returner (Special Teams) Sie fangen den Ball nach einem Punt oder Kick und versuchen, ihn möglichst weit in Richtung der gegnerischen Endzone zu tragen. Dort wo der Returner zu Boden gebracht wird, beginnt sein Team mit der nächsten Angriffsreihe. Wenn er es bis in die Endzone schafft, erzielt er einen Touchdown.

    Long Snapper (Special Teams) Er übergibt dem Holder oder Punter den Ball zu Beginn eines Spielzuges, an dem diese beiden Positionen beteiligt sind. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Distanz der Ballübergabe (Snap). Diese fällt beim Long Snapper weiter aus als beim Center.

    Der Erfolg der Tampa Bay Buccaneers, daran kann angesichts dieser Tatsachen kein Zweifel bestehen, hängt alleine an Brady. "Ich würde sagen, dass er der wichtigste Grund dafür ist, dass wir hier stehen", bestätigte Receiver Scotty Miller am Sonntag das Offensichtliche.

    Dafür sprechen alleine die nackten Zahlen. Brady warf in seiner ersten Saison in Tampa 40 Touchdown Pässe und überwand 4633 Yards mit seinen Pässen - beides Rekorde für einen Quarterback bei einer neuen Mannschaft. Doch die Zahlen alleine erzählen bei weitem nicht die ganze Geschichte.

    Brady brachte einen Erfolgswillen in den warmen Süden mit, den man bis dahin dort nicht kannte. Als es wegen der Pandemie in Tampa keine Trainingsmöglichkeiten gab, holte er die Spieler in einen öffentlichen Park in der Stadt, um zu üben. Und als das Team mit sieben Verlusten gegenüber fünf Siegen in die Saison startete, war er es, der sie dazu antrieb, den Glauben nicht zu verlieren.

    «Die Zukunft vieler Jungs ist unsicher, mich eingeschlossen», sagt Aaron Rodgers.
    «Die Zukunft vieler Jungs ist unsicher, mich eingeschlossen», sagt Aaron Rodgers. Foto: Morry Gash, AP/dpa

    Packers-Quarterback Aaron Rodgers nannte Brady den "größten Spieler aller Zeiten"

    So schafften die Bucs in den letzten vier Partien der regulären Saison mit brillanten Auftritten die Wende. Ein Trend, der sich in die Playoffs fortsetzte. Am Sonntag lieferten sie dann gegen die Green Bay Packers mit einem 31:26-Sieg ihr Meisterstück ab, an dessen Ende Packers' Quarterback Aaron Rodgers nur noch geschlagen und gebrochen anerkennen konnte, "dass Brady wohl der größte Spieler aller Zeiten ist".

    Dabei spielte Brady gar nicht mal überragend am Sonntag, drei Mal unterliefen ihm grobe Schnitzer. Sein wichtigster Beitrag war, wie schon die gesamte Saison über, weniger zählbar als Pass-Yards oder Touchdowns. "Er hat uns den Glauben daran gegeben, dass es möglich ist, eine Meisterschaft zu gewinnen", benannte sein Trainer Bruce Arians Bradys Wirkung nicht nur auf das Team, sondern auf die gesamte Organisation. Es war das gleiche Selbstbewusstsein, das Brady schon Zeit seiner Football-Karriere beseelt. Brady wurde schon als College-Spieler unterschätzt. Und bei seinem Wechsel zu den Profis wollte ihn zuerst niemand haben. Zu leicht, zu langsam, zu schwach, so lautete vor 20 Jahren das Urteil über den schlacksigen Studenten. Doch genau das befeuerte Brady.

    Dass Tom Brady in den NFL-Playoffs dabei ist, ist ein gewohntes Bild.
    Dass Tom Brady in den NFL-Playoffs dabei ist, ist ein gewohntes Bild. Foto: Dirk Shadd/TNS via ZUMA Wire/dpa

    Zu Beginn der Saison war Brady wieder in der Rolle des Underdogs

    Nach seinen sechs Super Bowls und vier MVP-Auszeichnungen unterschätzte freilich lange Zeit niemand mehr Brady. Doch in diesem Jahr war er wieder in derselben Lage, wie zu Beginn seiner Karriere. Er war wieder der Underdog, dem niemand mehr etwas zutraute.

    Ganz besonders haben Brady in diesem Jahr allerdings wohl die Behauptungen provoziert, er sei ohne seinen Mentor Belichick nicht annähernd so viel Wert wie zu den großen Zeiten des Duos. Eine Behauptung, die Brady jetzt schon eindrücklich widerlegt hat.

    Gewöhnlich würde man sagen, dass Brady nun die Gelegenheit hat, sich mit einem weiteren Super-Bowl-Sieg gegen die Kansas City Chiefs unsterblich zu machen. Doch Brady ist schon lange unsterblich und eine Steigerung des Adjektivs gibt es nicht. Eher ist es wohl so, dass Brady immer tiefer in unbekannte Welten großer Sportlerkarrieren vordringt.

    Unmöglich scheint in den Sphären, in denen er nun recht einsam schwebt, nichts mehr.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden