Der Vorjahresmeister trifft auf das gefühlt beste Team der Saison: Es ist angerichtet für einen sportlich hochwertigen 58. Superbowl in der nordamerikanischen Profiliga NFL, wenn die Kansas City Chiefs im Allegiant Stadium vor den Toren von Las Vegas auf die San Francisco 49ers treffen.
Bei den 49ers braucht es den Zusatz "gefühlt", weil sie nach der regulären Saison mit zwölf Siegen und fünf Niederlagen nur die zweitbeste Bilanz aller Teams aufweisen und damit gleichauf mit zwei weiteren Mannschaften waren. Verantwortlich für diese Bilanz ist eine Pleitenserie von drei Partien in der Mitte der Saison, bei der die Niners unerklärlicherweise völlig neben sich standen. Abgesehen davon lieferten die Kalifornier eine extrem überzeugende Saison ab und waren klarer Favorit auf den Finaleinzug in ihrer Conference.
San Franciscos Angriff ist das Prunkstück der 49ers
Prunkstück ist die Offensive um Christian McCaffrey, der sowohl als Ballträger und Passempfänger glänzt und in 15 der letzten 18 Partien mindestens einmal den Ball zum Touchdown in die Endzone gebracht hat. Dazu hat Spielmacher Brock Purdy mit Deebo Samuel, Brandon Aiyuk und George Kittle weitere hochkarätige Anspielstationen zur Verfügung. Entsprechend genau werden die Leistungen Purdys beäugt: Viele Kritiker behaupten, der Mann, der im Draft 2022 als 262. und letzter Collegespieler ausgewählt wurde, tauge nur etwas, weil er inmitten eines Star-Ensembles steht. Mit einer guten Leistung im Finale könnte Purdy diese Stimmen verstummen lassen.
Chiefs-Spielmacher Patrick Mahomes steht dagegen unbestritten an der Spitze seiner Zunft. Ihn plagt eher das Problem, dass seine Passempfänger mit Ausnahme von Co-Star und Taylor-Swift-Freund Travis Kelce deutlich weniger gut zupacken als die der Konkurrenz. Die Chiefs schafften es vor allem durch ihre bärenstarke Abwehrreihe in den Superbowl, die im Halbfinale das beste Team der regulären Saison, die Baltimore Ravens um Superstar Lamar Jackson, kaltstellte. Packt die Verteidigung wieder so gut zu, haben die Chiefs die Chance, den Favoriten zu stürzen.
Bei den 49ers hatte in den vorherigen Play-off-Spielen die Verteidigung einige Luft nach oben gelassen. Im Halbfinale brauchte das Team eine deutliche Steigerung und ein Offensiv-Feuerwerk zum Sieg, nachdem man zur Halbzeit noch 7:24 gegen die Detroit Lions um den Deutsch-Amerikaner Amon-Ra St. Brown zurückgelegen hatte. Die Verantwortlichen sprachen von einer blamablen Leistung der Verteidigung und forderten eine deutliche Steigerung von ihren Spielern. Gegen die Chiefs-Verteidigung wird es der starke Angriff alleine nicht richten können.