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American Football: Die überfällige Rassismus-Debatte in der NFL

American Football

Die überfällige Rassismus-Debatte in der NFL

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    Brian Flores, Ex-Trainer der Miami Dolphins, hat der NFL kurz vor dem Super Bowl eine Rassismus-Debatte eingebracht.
    Brian Flores, Ex-Trainer der Miami Dolphins, hat der NFL kurz vor dem Super Bowl eine Rassismus-Debatte eingebracht. Foto: Wilfredo Lee, dpa

    Es ist alles angerichtet für ein perfektes Football-Spektakel beim Super Bowl in der Nacht auf Montag: Das Heimteam aus Los Angeles steht in seinem brandneuen Stadion im Finale. Auf der Gegenseite wartet der Außenseiter aus Cincinnati mit seinem jungen Spielmacher Joe Burrow, dem nächsten Superstar. Die Halbzeitshow bietet mit Stars wie Eminem und Snoop Dogg die absoluten Größen des US-Hip-Hop auf. Eigentlich sollte sich Roger Goodell, der Chef der Profiliga NFL, entspannt zurücklehnen und den Einnahmen beim Sprudeln zusehen können. Stattdessen muss er sich vielen unangenehmen Fragen stellen. Das Thema: Hat die Liga ein strukturelles Rassismus-Problem?

    Ausgelöst hat die Debatte Brian Flores, der ehemalige Trainer der Miami Dolphins. Er hat die Liga und mehrere einzelne Teams verklagt. Sein Vorwurf: Die NFL und die Teameigentümer verstoßen gegen die eigenen Regeln und handeln bei der Vergabe der Cheftrainerposten rassistisch. Angehörige von Minderheiten würden zu Schein-Interviews eingeladen, um die Liga-Vorgaben zu erfüllen. Die begehrten Positionen würden aber mit weißen Bewerbern gefüllt. Solche Anschuldigungen gibt es hinter vorgehaltener Hand seit Jahren. Flores gibt ihnen mit seiner Klage ein Gesicht.

    Die Klage kommt für die NFL zur Unzeit

    Für die Liga ist das Thema extrem peinlich. Nicht nur kommt die Veröffentlichung der Klage kurz vor dem größten Spiel des Jahres zur Unzeit. Sie wirft auch ein Schlaglicht auf die Bemühungen der NFL, für Chancengleichheit zu sorgen. Denn vordergründig gibt man sich liberal und aufgeschlossen: Die Spieler dürfen Botschaften gegen Rassismus auf ihrer Ausrüstung tragen, die Endzonen der Stadien zieren Schriftzüge gegen Spaltung und Rassenhass. Flores Fall wirft die Frage auf, ob diese Maßnahmen nur werbewirksame Fassade sind, die die hässliche Wirklichkeit in den Klubhäusern verdeckt.

    Denn tatsächlich ist die Bilanz bei den Cheftrainer-Posten in Sachen Chancengleichheit verheerend: Von den 32 Teams haben nur fünf einen Headcoach, der einer Minderheit angehört. Von den neun Teams, die nach dem Ende ihrer Saison ihren Hauptübungsleiter ersetzten, entschieden sich nur zwei für einen Angehörigen einer Minderheit. Zwischen 2017 und 2020 wurden bei 27 offenen Stellen nur drei Afroamerikaner berücksichtigt. Beim spielenden Personal liegt der Anteil schwarzer Profis bei 57,5 Prozent. Das bringt die NFL in Erklärungsnot: Liga-Chef Goodell bemüht sich nun wortreich , Flores’ Klage für haltlos zu erklären und gleichzeitig zu betonen, dass Menschen Unrecht geschehen ist und man mehr für Chancengleichheit tun müsse.

    Wer sich auflehnt, wird ignoriert

    Für Flores bedeutet die Klage, dass seine Karriere in der NFL sehr wahrscheinlich vorbei ist. Denn die Macher stellen sich sehr deutlich gegen Menschen, die sie öffentlich in die Bredouille bringen. Das musste Spielmacher Colin Kaepernick 2016 erfahren: Er kniete sich während der Nationalhymnen aus Protest gegen Polizeigewalt hin, viele Spieler taten es ihm nach. Danach wollte ihn kein Team mehr unter Vertrag nehmen, obwohl er erst 30 Jahre alt und hochtalentiert war.

    Der 40-jährige Flores weiß, dass seine Chancen auf eine weitere Anstellung minimal sind. Auch wenn er die zuvor erfolglosen Dolphins in zwei seiner drei Trainer-Jahre zu mehr Siegen als Niederlagen geführt hat. Gegenüber US-Medien sagte Flores, dass er sich trotzdem dafür entschieden habe, weil es um grundsätzliche Fragen gehe. Ob seine Klage Erfolg haben kann, darüber sind sich die Experten in den USA uneins. Die Anschuldigungen sind schwer zu beweisen. Ein Ziel hat er trotzdem erreicht: Im Vorfeld des Super Bowl diskutiert die US-Öffentlichkeit so viel über seinen Fall, wie über das Spiel selbst.

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