In Hockenheim endet eine Partnerschaft, die im schnelllebigen Motorsport nicht alltäglich ist. Audi verabschiedet sich nach 25 Jahren vom Abt-Rennstall und damit aus dem Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM). Das Saisonfinale am Samstag und Sonntag im Badischen bildet den Schlusspunkt einer Ära. Der Kemptener Rennstall startet in der wichtigsten deutschen Rennserie zum letzten Mal mit Fahrzeugen der Marke Audi. Ab 2025 kooperiert das Unternehmen in der DTM mit der italienischen Audi-Tochter Lamborghini. Im 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring waren die Äbte bereits mit Lamborghini unterwegs.
Wie so oft half der Zufall vor vielen Jahren bei der Audi-Kooperation mit. „Nach dem Aus der Deutschen Supertourenwagen-Meisterschaft hatten wir Ende 1999 plötzlich kein Betätigungsfeld mehr. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist das TT-Konzept entstanden, mit dem wir uns für die DTM beworben haben. Wir haben dann in 100 Tagen drei Autos gebaut und sie in Hockenheim erstmals eingesetzt“, erinnert sich Hans-Jürgen Abt, CEO der Abt-Gruppe. Daraus resultierte eine der erfolgreichsten und längsten Partnerschaften der deutschen Motorsportgeschichte. Die Zusammenarbeit habe Abt Sportsline auch als Unternehmen geprägt. „Abt und Audi, das gehörte 25 Jahre lang einfach zusammen. Es ist sehr schade, dass Audi das GT3-Engagement nicht fortführt“, fügt der Abt-Chef an.
Geht Audi wirklich in die Formel 1?
Der Autobauer aus Ingolstadt hatte sich bereits aus der Rallye Dakar und aus dem 24-Stundenrennen in Le Mans zurückgezogen. Ab 2026 plant Audi den Start in der prestigeträchtigen Formel 1. Dafür haben die Oberbayern den Sauber-Rennstall aus Hinwil (Schweiz) übernommen. Doch immer wieder gibt es Gerüchte, dass Audi das Projekt nicht umsetzt. Auch, weil der wirtschaftliche Druck auf den Volkswagen-Konzern und seine Töchter inzwischen groß geworden ist und gespart werden muss.
Als Erinnerung an gemeinsame Zeiten wird am Wochenende ein Abt-Audi-TTR aus der Saison 2000 nun im Fahrerlager von Hockenheim zwischen den Trucks ausgestellt. Mit dem Coupé wurde der Franzose Laurent Aiello 2002 überraschend DTM-Champion. Es war der erste von zehn DTM-Titeln, die ABT Sportsline und Audi gemeinsam feierten. 77 Siege bei bisher 331 Rennen, 258 Podien, 91 Pole-Positions und 86 schnellste Runden komplettieren die Erfolgsbilanz.
Abt-Pilot hat 15 Punkte Rückstand
Die Verbindungen zwischen Kempten und Ingolstadt sind vielfältig. Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk begann seine DTM-Karriere 2001 als 19-Jähriger mit dem Audi TT-R und gewann den DTM-Titel zehn Jahre später als Audi-Werksfahrer. Er könnte am kommenden Wochenende der erste DTM-Champion werden, der die Meisterschaft auch am Kommandostand holt. „Davon sind wir nach zwei sehr schwierigen Wochenenden am Sachsenring und auf dem Red Bull Ring leider recht weit entfernt“, sagt er allerdings. 15 Punkte liegt der Italiener Mirko Bortolotti im Lamborghini vor Kelvin van der Linde, der während der Saison zwischenzeitlich das Klassement anführte. Der Südafrikaner mit deutschem Pass verfolgte als Kind bereits die Tourenwagenserie: „Ich war acht Jahre alt, als Mattias Ekström 2004 mit dem blauen Red-Bull-Audi von Abt seinen ersten DTM-Titel geholt hat. Er war ein Idol für mich und ich bin unheimlich stolz darauf, 20 Jahre später selbst mit einem Red-Bull-Auto um den Titel kämpfen zu dürfen.“ Der zweite Abt-Pilot Ricardo Feller aus der Schweiz liegt im Gesamtklassement auf Rang zehn.
Van der Linde versucht, seinen Kontrahenten vor dem Finale unter Druck zu setzen. Es sei nicht einfach, als Gejagter in die beiden letzten Saisonrennen zu gehen. Alle Fahrer kämpfen noch um ein Ziel zum Saisonabschluss, und da werde besonders aggressiv gefahren. „Es wird nach zehn gemeinsamen Jahren auch mein letztes Rennen mit Audi. Es wird auf jeden Fall ein sehr emotionales Wochenende, unabhängig davon, wie es ausgeht“, sagt der 28-Jährige. Der TV-Sender ProSieben überträgt am Samstag und Sonntag jeweils ab 13 Uhr live aus Hockenheim.
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