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Absagenflut für Julian Nagelsmann: Der Bundestrainer als Improvisationskünstler

Glosse

Absagenflut für Nagelsmann: Der Bundestrainer als Improvisationskünstler

Jonathan Lyne
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    Bundestrainer Julian Nagelsmann muss gerade viel improvisieren.
    Bundestrainer Julian Nagelsmann muss gerade viel improvisieren. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Ein Fußballtrainer braucht viele Qualitäten. Er sollte zunächst das Spiel verstehen. Wer Mühe hat, die Abseitsregel zu erklären, hat es in der Branche schwer. Ein Trainer sollte der Mannschaft eine Spielidee vermitteln, einen taktischen Plan an die Hand geben. Er sollte eine gute Menschenkenntnis haben, die Spieler vor dem Spiel motivieren können. „Er hat die Mannschaft nicht mehr erreicht“, heißt es oft, wenn ein Übungsleiter entlassen wird.

    Ein Trainer ist auch Improvisationskünstler. Während der 90 Minuten, wenn er taktisch oder personell auf den Spielverlauf reagieren muss. Manchmal auch schon vor dem Spiel. Wenn etwa ein wichtiger Spieler verletzt oder gesperrt ausfällt.

    Kleindienst, Burkardt & Co. profitieren von den Ausfällen in der Nationalmannschaft

    Davon kann Bundestrainer Julian Nagelsmann aktuell ein Lied singen. Er muss vor den beiden Länderspielen gegen Bosnien-Herzegowina und die Niederlande quasi täglich auf neue Ausfälle reagieren. Dass Marc-André ter Stegen und Niclas Füllkrug nicht dabei sein würden, war schon länger klar. Nun meldeten sich in den vergangenen Tagen auch noch Jamal Musiala, Kai Havertz und Robin Koch ab. Als am Dienstag der Ausfall von David Raum vermeldet wurde, war das fast schon erwartbar.

    Bemerkenswert ist neben der Anzahl der kurzfristigen Ausfälle, mit welcher Selbstverständlichkeit Nagelsmann Alternativen aus dem Hut zaubert. Füllkrug und Havertz verletzt? Dann spielen eben Tim Kleindienst und Jonathan Burkardt. David Raum fällt aus? Dann bekommt Robin Gosens eine Chance.

    Dänemark wurde 1992 als Nachrücker Fußball-Europameister

    Geht die Ausfallflut so weiter, dürften allerdings die Alternativen langsam rar werden. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die das Anforderungsprofil „Fußballer, deutsch und zwei gesunde Beine“ erfüllen. Dem Vernehmen nach soll Nagelsmann zur Sicherheit mal bei Jürgen Kohler und Rudi Völler vorgefühlt haben. Ob sich die beiden kurzfristig ein Comeback im Trikot der Nationalmannschaft vorstellen könnten. Immerhin: DFB-Busfahrer Christian Hochfellner soll früher mal höher gespielt haben und ein passabler Rechtsverteidiger gewesen sein.

    Ein Blick in die Historie zeigt, dass eine Nachnominierung der Auftakt für Großes sein kann. Die dänische Nationalmannschaft rückte bei der EM 1992 nur nach, weil die Mannschaft aus Jugoslawien wegen des Bürgerkrieges ausgeschlossen wurde. Die Skandinavier unterbrachen ihren Urlaub – und wurden sensationell Europameister. Vielleicht ist das für den DFB ja ein gutes Omen für die beiden Länderspiele.

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