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Wimbledon-Finale: Sabine Lisicki: „Da hast du nichts mehr zu verlieren“

Wimbledon-Finale

Sabine Lisicki: „Da hast du nichts mehr zu verlieren“

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    Sabine Lisicki: „Da hast du nichts mehr zu verlieren“
    Sabine Lisicki: „Da hast du nichts mehr zu verlieren“

    Sie weiß nicht mehr, wann es war, aber an den ersten Eindruck erinnert sie sich intensiv. „Boah“, dachte Sabine Lisicki beim ersten Besuch im All England Club, „das ist einfach nur toll hier.“ Damals war sie zu jung, um beim berühmtesten Tennisturnier der Welt mitspielen zu können, aber alt genug, um sich zu verlieben. Mit 18 kehrte sie als Spielerin zurück, kam wieder staunend an den schmiedeeisernen Toren vorbei. Bis heute hat sich nichts daran geändert, dass sie sich zwischen Efeu und Tradition so zu Hause fühlt, wie bei keinem anderen Turnier der Welt. „Es könnte keinen besseren Ort für mein erstes Grand-Slam-Finale geben.“

    Sabine Lisicki hat sich und die Dinge im Griff

    Freitagmittag kehrte sie zu einer letzten Pressekonferenz vor dem großen Spiel in den Interviewraum des All England Club zurück, saß mit offenen Zöpfen und Sonnenbrille im Haar vor der grün, weiß und violett gestreiften Tapete und machte bei aller Schwärmerei den Eindruck, als habe sie sich und die Dinge in Griff. Unmittelbar vor diesem Pflichttermin hatte sie mit Boris Becker geplaudert, hatte von ihm erfahren, wie er sich damals vor dem ersten Finale anno 85 in Wimbledon fühlte.

    Fakten zu den French Open

    Die Tenniswelt blickt nach Paris: Die French Open sind das zweite von vier Grand-Slam-Turnieren. Zu diesem Quartett der wichtigsten Turniere des Tennissports gehören noch die Australian Open, Wimbledon und die US Open.

    Der offizielle Name der French Open lautet "Tournoi de Roland Garros" oder abgekürzt nur Roland-Garros. So heißt das 1928 erbaute Stadion in Paris, das nach einem Piloten benannt ist.

    Roland-Garros ist das einzige Grand-Slam-Turnier auf Sand/Asche. Dadurch dauern die Partien oftmals länger als auf anderem Untergrund - eine besondere Herausforderung für die Spieler.

    Der rote Boden aus gemahlenen Ziegelsteinen verhinderte bei so manchem Spieler, einen Grand-Slam zu schaffen. Als echten Grand-Slam bezeichnet man den Gewinn der vier wichtigsten Turniere in einem Jahr. Steffi Graf gelang es, Boris Becker gewann jedoch nie die French Open.

    Im vergangenen Jahrzehnt dominierten Spanier die Herren-Einzel des Turniers. Der mallorquinische Linkshänder Rafael Nadal hat seit 2005 fünf Mal gewonnen. Er geht auch als Titelverteidiger 2011 ins Rennen. Bei den Frauen ist das die Italienerin Francesca Schiavone.

    Rafael Nadal könnte mit einem erneuten Sieg sogar auf den Rekordgewinner der French Open, Björn Borg, aufschließen. Der Schwede triumphierte in Paris zwischen 1974 und 1981 sechs Mal. Bei den Frauen führt die US-Amerikanerin Chris Evert die Rekord-Liste mit sieben Siegen an.

    Neben Prestige und den Punkten für die Weltrangliste lockt auch das hohe Preisgeld die Tennis-Elite nach Paris. Über 17 Millionen Euro werden insgesamt ausgeschüttet. An den und die Siegerin gehen jeweils 1,2 Millionen Euro.

    Günther Bosch, Beckers Entdecker und langjähriger Trainer, hatte mal erzählt, wie der damals 17-Jährige, dessen Manager Ion Tiriac und er selbst am Abend vor dem Finale auf dem Weg vom Restaurant zurück ins Hotel gewesen seien, wie Becker über das Pflaster getänzelt sei, Vorhand und Rückhand simuliert und die rechte Schulter bewegt habe, als bereite er sich auf den Aufschlag vor.

    Keine Angst um die Privatsphäre

    Ein bisschen erwachsener ist Sabine Lisicki schon. Bis jetzt hat sie sich nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was passieren könnte, sollte sie an diesem Samstag in der Kathedrale des Tennis den Titel gewinnen. Nein, sagt sie, sie habe keine Angst, in diesem Fall ihre Privatsphäre zu verlieren. Einen Hinweis darauf, wie es sein könnte, habe sie ja schon vor dem Halbfinale vor zwei Jahren erlebt, und deshalb fühle sie sich ganz gut vorbereit auf alles, was da kommen könne.

    Lisicki erzählte in diesen Tagen immer wieder, sie habe von Anfang an daran geglaubt, am Ende Siegerin sein zu können, und jeder einzelner ihrer Siege bestärkte sie in dieser Überzeugung. In den ersten Runden, als sie gegen zwei Spielerinnen mit Grand-Slam-Titel gewann, Francesca Schiavone und Sam Stosur, und gegen Jelena Wesnina, die erst in der Woche zuvor ein Rasenturnier gewonnen hatte. Dann natürlich vor allem nach dem Coup gegen Serena Williams, die überragende Spielerin des Jahres.

    Bum-Bum-Bine verliert die Nerven nicht

    Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will, aber wegen all dieser Siege und wegen der Art, wie sie sowohl gegen Williams als auch im Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska in einer Krise nicht die Nerven verlor, ist es nicht vermessen, sich den ersten Grand-Slam-Titel einer deutschen Spielerin seit Steffi Grafs Sieg 1999 bei den French Open vorzustellen. Das sieht auch die Gegnerin so. Marion Bartoli beantwortet die Frage, ob sie sich als Favoritin für das Finale sehe, so: „Nein. Das ist Sabine. Wegen der Art, wie sie bisher gespielt hat.“

    Was die Großen von einst dazu sagen? Steffi Graf erzählte Bundestrainerin Barbara Rittner, mit welcher Einstellung sie selbst früher in das Spiel um einen Titel gegangen sei: „Das ist ein Finale, da hast du nichts mehr zu verlieren.“ Und sie bat Rittner darum, diesen Satz an Lisicki weiterzureichen.

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