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Werner Lorant: Der wilde Werner hat Geburtstag

Werner Lorant

Der wilde Werner hat Geburtstag

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    Kritischer Blick, wilde Gestik: so kennt man den ehemaligen Fußball-Trainer Werner Lorant.
    Kritischer Blick, wilde Gestik: so kennt man den ehemaligen Fußball-Trainer Werner Lorant. Foto: Frank Leonhardt

    Es gibt in Deutschland ein sicheres Indiz dafür, dass ein halbwegs prominenter Mensch finanziell abgebrannt und klamm ist. Das sind jene Zeitgenossen, die im „Dschungelcamp“ Känguruhoden in sich reinwürgen, oder auf einer Alm in Gülle baden. Im Jahr 2011 erfuhr die Nation, dass es Werner Lorant schlecht geht. Zusammen mit Leuten wie dem abgehalfterten Moderator Carsten Spengemann oder dem schrägen IT-Girl Gina-Lisa Lohfink wurde er vom Fernsehsender RTL auf der Alm einquartiert. Ihn, den man in der Fußball-Branche immer ehrfurchtsvoll „den wilden Werner“ oder „Werner beinhart“ nannte, über den ein Buch mit dem Titel „Wer Angst hat verliert“, geschrieben wurde, war plötzlich selbst mitten unter lauter „Verlierern“.

    Lorant etabliert den TSV 1860 in der Bundesliga

    Lorant, der 1992 den Bayernligisten TSV 1860 München innerhalb von zwei Jahren in einem Aufwasch in die Bundesliga führte und den Klub dort etablierte, stand vor dem Scherbenhaufen seines Lebens. Heute an seinem 65. Geburtstag ist er immer noch mit dem zusammenkehren dieser Scherben beschäftigt. Im Osten der Republik hatte er sich mit Immobilien verspekuliert.

    Angeblich hat er dabei über eine Million Euro verloren. 250 000 Euro soll ihm ein Schiffsfonds gekostet haben. Außerdem schuldeten ihm Klubs in der Slowakei und China viel Geld. Die Folgen für ihn waren katastrophal. In Oberdorfen (Kreis Erding) wurde 2011 seine Villa zwangsgeräumt. Seine Frau Doris trennte sich nach 30 Ehejahren von ihm.

    Dementi zum Wohnsitzauf dem Campingplatz

    „Glaub nicht, wenn es dir schlecht geht, dass dir irgendeiner hilft. Ich bin von so vielen Leuten enttäuscht“, klagte Lorant damals. Dass er im vergangenen Jahr in Waging am See auf einem Campingplatz gewohnt hat, dementierte er kürzlich im Kicker: „Blödsinn! Ich habe da einen Freund. Dort habe ich eine Ferienwohnung, wenn ich nach Deutschland komme. Ich habe nie auf dem Campingplatz gewohnt.“ Seine meiste Zeit verbringt er derzeit im spanischen Estepona. Dort hat er noch eine Finca, dort feiert er mit den Söhnen und Lebensgefährtin seinen Geburtstag. Gerne erzählt er vom spanischen Drittligisten San Pedro. Dort hätte er wieder anfangen können. Aber ein Trainerjob interessiert ihn nicht mehr. Höchstens noch einer als Sportdirektor.

    Doch ob Lorant überhaupt noch Angebote bekommt – es darf bezweifelt werden. Denn ausgelassen hat er nie etwas. Nach seiner Zeit bei den Löwen war er sich für nichts zu schade: Incheon United, Saipa Teheran, Liaoning Hongyun oder DAC Dunajska Strada, waren unter anderem seine Stationen. Im März 2010 tauchte er bei Tennis Borussia Berlin als Sportlicher Leiter auf. Wegen eines Insolvenzverfahrens gegen den Verein zwei Monate später musste er den Klub verlassen. Selbst beim Bezirksligisten SV Ata Spor München versuchte Lorant sein Glück. Ab und zu taucht er noch an der Seitenlinie auf. Wie kürzlich beim Benefizspiel für den erkrankten, ehemaligen Löwenspieler Olaf Bodden.

    Mit den „Löwen“ am Tor zur Champions League

    Doch das große Glück fand er nur bei den „Blauen“. Für den gelernten Maler und Anstreicher, der früher als Bundesliga-Abwehrspieler seinen Gegnern die Knochen polierte, war der TSV 1860 München sein Leben. Dort war er der Löwen-Dompteur. Wenn er mit weit aufgerissenen Augen Spieler („Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht“, Lorant) oder Journalisten anblaffte, dann war er in seinem Element.

    Seinen größten Erfolg mit 1860 feierte er 2000, als er mit dem Klub als Tabellenvierter die Qualifikationsspiele zur Champions League erreichte. Mit dem 2010 verstorbenen 1860-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser bildete er fast zehn Jahre ein „Duo Infernale“.

    Die Männerfreundschaft, zwischen die anfangs kein Blatt Papier passte, geriet völlig aus den Fugen, als Lorant 2001 entlassen wurde. „Den interessiert doch nur noch seine Scheiß-Allianz-Arena. Um darin zu spielen, dazu brauchst du auch eine Mannschaft, die gewinnt“, polterte Lorant schon frühzeitig gegen die Pläne von Wildmoser, der sich dann aber nicht davon abhalten ließ, mit dem ungeliebten Rivalen FC Bayern München ein Stadion zu bauen.

    Letztlich war das auch der Untergang der Löwen, den Lorant wohl wissend prophezeite. Seit Jahren versucht, der TSV 1860 der 2. Liga zu entfliehen. Aber das ist eine andere Geschichte. 1860 – das hat anscheinend nur mit einem wie ihm funktioniert.

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