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Weltmeisterschaft: Historischer Auftrag gegen Deutschland

Weltmeisterschaft

Historischer Auftrag gegen Deutschland

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    Nigerias Frauen haben sich als Gruppendritte für das Achtelfinale der Weltmeisterschaft qualifiziert.
    Nigerias Frauen haben sich als Gruppendritte für das Achtelfinale der Weltmeisterschaft qualifiziert. Foto: afp

    Freude wird geteilt. Mit der direkten Umgebung, mit möglichst vielen Menschen – und mit der großen Gefolgschaft in den sozialen Netzwerken. „Round of 16 baby“, hat Asisat Oshoala als der Superstar des nigerianischen Frauen-Nationalteams via Instagram mitgeteilt und gleich noch einen mit den Flügeln schlagenden Vogel und zwei Landesflaggen drangesetzt, als der WM-Achtelfinaleinzug endlich besiegelt war. Fast 30000 Abonnenten hatten die Botschaft schon am Freitagmorgen aufgerufen, mehr als 400000 Follower hat Afrikas dreimalige Fußballerin des Jahres (2014, 2016, 2017).

    Das Duell gegen Deutschland hat historische Züge. 20 Jahre ist es her, dass die „Super Falcons“ so weit kamen. Ein besonderes Spiel ist es auch für Dietmar Ness. Der Spielerberater aus dem Westerwald ist seit 14 Jahren im Frauenfußball unterwegs; kaum einer hat bessere Kontakte in die internationale Szene als der 52-Jährige, der seine mehr als zwei Dutzend WM-Teilnehmerinnen in Frankreich persönlich betreut.

    Zehn davon gehören dem deutschen Gegner an. Ness wird im Stade des Alpes von Grenoble am Samstag vor Ort sein, er hat sich die Tage bereits in einem kleinen Bergdorf in den Ausläufern der französischen Alpen ein Quartier genommen. Nigerias Nationalteam ist aus seiner Sicht gerade deshalb nicht zu unterschätzen, weil die meisten Spielerinnen Erfahrung auf professionellem Niveau im Ausland einbringen. Gerade mal sieben Akteure aus dem WM-Kader spielen noch in der Heimat.

    Topstar Oshoala, die ebenso schnelle wie athletische Angreiferin, wird auch von Ness betreut, genau wie Frankreichs Stürmerin Eugenie Le Sommer oder Deutschlands Spielmacherin Dzsenifer Marozsan gehört sie zur obersten Kategorie seiner Agentur. Kein Deal in seiner langjährigen Tätigkeit, erzählt Ness, war komplizierter, als die 24-jährige Nigerianerin im vergangenen Winter von China nach Europa zu vermitteln. „Aufgrund von Finanzschwierigkeiten ihres damaligen Arbeitgebers in China war das mein schwierigster Transfer. Erst eine Stunde vor Transferschluss am 31. Januar konnte alles abgewickelt werden, weil in kürzester Zeit auch ein Visum besorgt werden musste.“ Letztlich erhielt Oshoala im Anschluss an eine Ausleihe einen Dreijahresvertrag beim FC Barcelona, den sie im WM-Trainingslager unterzeichnete. Die Stürmerin, die schon für den FC Liverpool und FC Arsenal auflief, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ihr gelangen nicht nur auf Anhieb fünf Tore in ihren ersten fünf Einsätzen in Spanien, sondern als erste afrikanische Spielerin in einem Finale der weiblichen Königsklasse ein Tor; auch wenn es nur der Ehrentreffer beim 1:4 gegen Olympique Lyon war.

    Die Popularität der nigerianischen Fußballerinnen in der Heimat ist beachtlich, viel größer, als wenn sie im Alltag wie die nicht nur wegen ihrer roten Haare auffällige Rita Chekwelu für Kristianstads in Schweden oder die zwischenzeitlich auch beim VfL Wolfsburg angestellte Kapitänin Desire Oparanozie für Guingamp in Frankreich antreten. Frauenfußball besitzt in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit seinen bald 200 Millionen Einwohnern die kommenden Jahre noch ein immenses Potenzial, wenn sich die Strukturen verbessern.

    Deshalb war Thomas Dennerby ja in Rennes auch so wütend, als seine Auswahl gegen Frankreich (0:1) so krass benachteiligt wurde. Nur mühsam hielt sich der Trainer zurück, als seine Nationaltorhüterin Chiamaka Nndaozie mit einer Wiederholung und einer Verwarnung doppelt bestraft wurde, weil sich die 18-Jährige bei einem von Wendie Renard neben das Tor gesetzten Strafstoß sechs Zentimeter vor der Torlinie befunden hatte. Der Schwede, der sein Heimatland bei der Frauen-WM 2011 in Deutschland zum dritten Platz coachte, versteht sich ansonsten als Ruhepol und Vermittler, um die „Super-Falken“ auf die nächste Entwicklungsstufe fliegen zu lassen.

    Frank Hellmann

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