Jean-Marie Pfaff hatte recht. "Wir waren 1986 die goldene Generation. Das ist eine brillante", hatte der frühere Torhüter des FC Bayern dieser Tage gesagt. Und in der Tat: Auch wenn es nicht zum Titel reichte, die Klasse von 2018 hat die viertplatzierte von 1986 übertroffen. Und während sich der Jubel der Spieler in Grenzen hielt, wurde in Brüssel ausgelassen gefeiert. Es gab Autokorsos und Hupkonzerte, am Sonntagmittag gibt es einen Empfang für die Mannschaft. Die Schlaglichter des Spiels um Platz drei.
Der frühere Hamburger Vincent Kompany freute sich am Samstagabend in St. Petersburg schon sehr auf den Empfang in Brüssel. Auf die Frage, ob er nicht lieber schnell in Urlaub wolle, meinte der Abwehrspieler: "Im Fußball geht es immer auch um Spaß. Die Leute wollen feiern und ein Bier trinken. Dafür brauchen sie uns, also kommen wir."
Kein Duell der Torjäger Lukaku und Kane
Es sollte nochmal das große Duell um den Goldenen Schuh werden. Doch sowohl Englands Harry Kane, der ihn nun wohl gewinnen wird, als auch Belgiens Romelu Lukaku hatten nicht mehr viel im Tank. Die Trainer nahmen ihre beiden Torjäger aber gegen Kritik in Schutz. "Heute war das siebte Spiel in kurzer Zeit, die sehr anstrengend war", sagte Englands Gareth Southgate: "Es wäre falsch, einen Spieler wegen des heutigen Spiels zu verurteilen. Harry war bei diesem Turnier ein außergewöhnlich guter Kapitän." Belgiens Roberto Martínez sagte über Lukaku: "Er ist im Halbfinale gegen Frankreich einige Male hart angegangen worden. Aber er wollte unbedingt dabei sein und der Mannschaft helfen. Ich bin sicher, er hat eine große Zukunft vor sich."
Auch in diesem Jahr gab es wieder die Frage nach Sinn und Unsinn eines Spiels um Platz drei. Southgate ging der Frage offiziell aus dem Weg: "Es liegt nicht an mir, zu entscheiden, ob es ein Spiel um Platz drei geben sollte." Der Coach sagte aber auch: "Körperlich und mental war es unglaublich schwierig, in dieses Spiel zu gehen. Wir waren 20 Minuten von einem WM-Finale entfernt. Und wenn du so nahe am größtmöglichen Preis bist, willst du danach, wenn du es nicht geschafft hast, eigentlich einfach nur nach Hause."
Belgier blicken optimistisch in die Zukunft
Vielleicht lag es an Sieg und Niederlage im letzten Spiel, doch der Blick in die Zukunft fiel bei den Belgiern am Samstag deutlich positiver aus als bei den Engländern. Der Ex-Wolfsburger Kevin De Bruyne dachte augenscheinlich schon an den WM-Titel in vier Jahren, als er sagte: "Wir haben sechs von sieben Spielen gewonnen. Wir haben den Menschen viel Freude bereitet. Und der Rest kommt dann vielleicht in vier Jahren bei der nächsten WM." Southgate war dagegen vorsichtiger. "Wir waren unter den besten vier Mannschaften, aber wir wissen, dass wir noch nicht zu den vier besten gehören", sagte er: "Wir sehen unsere Leistungsfähigkeit sehr realistisch und lassen uns von dem vielen Lob nicht blenden. Wir müssen und werden uns noch viel verbessern."
Geht Eden Hazard zu Real Madrid?
Eden Hazard war einer der besten Spieler dieser WM. Auch am Samstag war er wieder bester Mann auf dem Platz und Schütze des 2:0. Danach deutete der angeblich von Real Madrid als Nachfolger für Cristiano Ronaldo umworbene Belgier seinen Abschied vom FC Chelsea an. "Ich bin seit sechs Jahren bei Chelsea, habe eine tolle WM gespielt. Vielleicht ist es an der Zeit, mal etwas anderes zu machen", sagte der Bruder des Mönchengladbachers Thorgan Hazard: "Die Entscheidung liegt am Ende aber nicht bei mir. Ich gehe jetzt erst einmal in den Urlaub, und dann werde ich sehen, was passiert." Der Portugiese Ronaldo wechselt zur kommenden Saison von Real zu Juventus Turin. (dpa)