Die Bühne war bereitet und die russische Nationalmannschaft nutzte sie tatsächlich, um einen rauschhaften Start in die Weltmeisterschaft hinzulegen. Fans und Robbie Williams hatten vor dem Eröffnungsspiel für eine Stimmung gesorgt, die den gerne als unterkühlt bezeichneten Gastgebern so nicht unbedingt zu prognostizieren war.
Anstatt beeindruckt auf den Lärm und die euphorisierten Zuschauer zu reagieren, nahmen die Spieler von Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow die Atmosphäre an und deklassierten ihren Gegner am Ende mit 5:0. Mit hohen Niederlagen in ihrem ersten WM-Spiel kennen sich die Araber bereits aus. So verloren sie 2002 gegen die deutsche Mannschaft mit 8:0.
Den Russen aber war eine derartige Leistung nicht zwingend zuzutrauen. Schließlich liegen sie in der Weltrangliste lediglich auf dem 70. Platz und somit sogar noch drei Ränge hinter Saudi-Arabien. Außerdem hatte ihr Gegner in der Vorwoche noch durch ein 1:2 gegen den amtierenden Weltmeister aus Deutschland aufhorchen lassen. All die Quervergleiche aber erwiesen sich von der ersten Minute an als nutzlos.
Saudi-Arabien gegen Russland über weite Strecken überfordert
Schon nach 12 Minuten köpfte Iury Gazinsky eine Flanke ins Tor. Ein Schock, von dem sich die Araber nicht mehr erholen sollten. "Die Russen haben nichts gemacht, was wir nicht erwartet hätten. Aber wir haben nicht das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten", fasste Trainer Juan Antonio Pizzi die herbe Pleite zusammen. Trugen seine Spieler gegen Deutschland den Ball phasenweise noch schnell und gewandt nach vorne, konnten sie diesmal nichts mit den Räumen anfangen, die ihnen die Russen gewährten. Am Ende der Partie hatten die Araber mehr Ballbesitzt und brachten mehr Pässe an den Mann. Allein: Bis zum Abpfiff brachten sie keinen Ball auf das gegnerische Tor.
Die Russen wiederum nahmen die Einladungen ihres naiv verteidigenden Gegners an. Der früh eingewechselte Denis Cheryshev ließ noch vor der Halbzeit den zweiten Treffer folgen (43.). Und nach dem dritten Tor durch Artem Dzyuba hob Putin in Richtung des neben ihm sitzenden saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman sogar entschuldigend die Hände. Auf der Ehrentribüne verfolgte auch der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder zusammen mit seiner Lebensgefährtin So-Yeon Kim die Partie. Sie sahen in der Nachspielzeit noch zwei Treffer durch Cheryshev und Aleksandr Golovin, wobei der erste davon zu den Schöneren seiner Art zählt. Der Linksaußen des FC Villareal hob den Ball dabei mit dem Außenrist gefühlvoll über den gegnerischen Torwart.
Die Russen können nun möglicherweise mit einem Sieg am kommenden Dienstag gegen Ägypten bereits den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen. "Das wird noch schwieriger", so Trainer Tschertschessow. Klar ist aber auch: "Die WM hat gerade erst begonnen und das soll noch nicht das Ende hier sein." Den Arabern wiederum droht genau das am kommenden Mittwoch gegen Uruguay.