Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Fußball: Von Neymar bis Hinteregger: Wenn Fußballprofis streiken

Fußball

Von Neymar bis Hinteregger: Wenn Fußballprofis streiken

    • |
    Er würde künftig lieber bei Eintracht Frankfurt spielen: Martin Hinteregger.
    Er würde künftig lieber bei Eintracht Frankfurt spielen: Martin Hinteregger. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Dass sich ein Spieler zu einem anderen Verein streikt, zählt inzwischen zu den Wechselgebaren des modernen Menschenhandels im Profifußball. Auswüchse dieses milliardenschweren Geschäfts gibt es deren viele. Dass Spieler und ihre handelstüchtigen Berater ungeniert ihren Willen durchdrücken, ist Usus geworden. Mit Millionenverträgen und damit einer Portion Macht ausgestattet wird Druck ausgeübt.

    Neymar praktiziert dies gerade, weil er seine Zukunft in der Vergangenheit sieht. Den brasilianischen Superstar drängt es zurück zum FC Barcelona. Um seinen aktuellen Klub Paris St. Germain von einem Wechsel zu überzeugen, schwänzte der 27-Jährige den Trainingsauftakt des französischen Meisters. PSG reagierte mit einer saftigen Geldstrafe. Doch mit Geld ist einem Kicker mit einem Salär von rund 40 Millionen Euro kaum beizukommen.

    Vor zwei Jahren wechselte Neymar für 222 Millionen Euro zu Paris

    Machtlos erklärte der Pariser Sportdirektor Leonardo im Boulevardblatt Le Parisien, Neymar dürfe PSG verlassen. Mit dem Zusatz: „Wenn es ein Angebot gibt, das alle Seiten zufriedenstellt.“ Die unmissverständliche Botschaft: Mit Geld lässt sich alles regeln. Vor zwei Jahren wechselte Neymar für 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris. Mindestens diesen Betrag dürfte PSG nun zurückfordern. Zudem sollen die Spanier Ousmane Dembélé, Ivan Rakitic und Philippe Coutinho im Tausch anbieten.

    Skurril dabei: Die Dienste des Franzosen Dembélé sicherte sich Barcelona vor zwei Jahren, nachdem sich der Spieler der Trainingsbeteiligung in Dortmund verweigert hatte; Coutinho hatte plötzlich körperliche Beschwerden, als der FC Liverpool ihn nicht ziehen lassen wollte.

    Antoine Griezmann spielt bereits bei Barcelona.
    Antoine Griezmann spielt bereits bei Barcelona. Foto: Witters/Presse Sports

    Auch Antoine Griezmann hielt es vor seinem Wechsel nicht mehr für nötig, zum Training seines langjährigen Arbeitgebers Atlético Madrid zu erscheinen, schließlich sah er sich längst im Barcelona-Trikot. Bereits im Frühjahr hatte Griezmann verkündet, Madrid im Sommer zu verlassen – trotz laufenden Vertrags und fehlendem Einverständnis seines Arbeitgebers. Diese forsche Aussage beruhte auf der festgeschriebenen Ablösesumme von 120 Millionen Euro.

    Im Frühjahr hatte Griezmann verkündet, Madrid bald zu verlassen

    Griezmann wusste wohl, Barcelona würde dies bezahlen. Auffällig oft versuchen Profikicker, einen Wechsel zu den Katalanen zu erzwingen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke merkte einmal an, man müsse sich mal über die Rolle des ruhmreichen FC Barcelona unterhalten.

    Heiko Herrlich boykottierte einst das Training in Gladbach für einen Wechsel nach Dortmund.
    Heiko Herrlich boykottierte einst das Training in Gladbach für einen Wechsel nach Dortmund. Foto: Ulrich Wagner

    In der Berufswelt hätte ein solches Verhalten schwere Konsequenzen, geradezu milde reagiert der Profifußball auf Arbeitsverweigerer. Schon in der Vergangenheit dienten sie als Druckmittel, um einen Vereinswechsel voranzutreiben. Heiko Herrlich pochte 1995 auf eine mündliche Zusage von Mönchengladbachs Manager Rolf Rüssmann. Als er nicht zu Borussia Dortmund wechseln durfte, boykottierte er das Training und hielt sich bei Fortuna Köln fit.

    FC Augsburg: Martin Hinteregger will nach Frankfurt

    Der DFB vermittelte, am Ende wechselte Herrlich für elf Millionen D-Mark zum BVB. Weitere Beispiele aus der Bundesliga sind Demba Ba, der ein Hoffenheimer Wintertrainingslager sausen ließ, oder der Mainzer Michael Thurk, der einen Wechsel zu Frankfurt forcierte. Möglichkeiten, seinen Wechselwillen auszudrücken, gibt es etliche. Nicht nur das absichtliche Verpassen einer Trainingseinheit.

    Martin Hinteregger hat wiederholt erklärt, wie gerne er dauerhaft zu Eintracht Frankfurt wechseln wollen würde. Zum Ligakonkurrenten war der Österreicher in der vergangenen Rückrunde ausgeliehen, der Verein scheint ihm in dieser Zeit ans Herz gewachsen zu sein. Ehe Hinteregger zur Eintracht verliehen worden war, hatte er öffentlich Augsburgs Trainer Manuel Baum kritisiert und war suspendiert worden. Manch einer vermutete dahinter eine gezielte Provokation.

    Ob Martin Hinteregger noch im Trainingslager des FC Augsburg aufschlägt, ist fraglich. Ihn drängt es zu Eintracht Frankfurt.
    Ob Martin Hinteregger noch im Trainingslager des FC Augsburg aufschlägt, ist fraglich. Ihn drängt es zu Eintracht Frankfurt. Foto: Ulrich Wagner

    Dass der 26-Jährige zum Trainingsauftakt in Augsburg mit einem Eintracht-Frankfurt-Rucksack erschienen war, entkräftete Hinteregger. Gegenüber FCA-Sportgeschäftsführer Reuter rechtfertigte er sich, das Gepäckstück mit Adler-Emblem sei von der österreichischen Nationalmannschaft.

    FCA-Spieler Hinteregger erholt sich gerade von einem Rippenbruch

    Am Montag fehlte Hinteregger bei einem Termin für ein FCA-Mannschaftsfoto. Wer wollte, konnte Hintereggers Abwesenheit als Streikaktion deuten. Auf Nachfrage teilte der FCA mit, mit Hintereggers Berater sei das Fehlen abgestimmt gewesen. Die Begründung: laufende Gespräche mit ungewissem Ausgang.

    Derzeit erholt sich Hinteregger von einem Rippenbruch, in Salzburg absolviert er seine Reha. Am Sonntag soll er das Trainingslager in Bad Häring, nahe Kufstein, beziehen. Ob er tatsächlich zum FCA-Tross stößt, darf bezweifelt werden. Der Transfer rückt näher, einiges deutet darauf hin, dass sich Frankfurt und der FCA in Kürze über einen Wechsel einigen. Der FCA soll eine Ablösesumme in Höhe von 15 Millionen Euro fordern, die Frankfurter sollen derweil 10 Millionen Euro bieten.

    Letztlich wäre Hintereggers Wechsel nicht mehr als die Folge der Marktgesetze. Der Spieler setzt seinen Willen durch, der abgebende Verein erhält Schmerzensgeld.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden