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Vierschanzentournee: Unglaubliche Turbulenzen beim Auftakt in Oberstdorf

Vierschanzentournee

Unglaubliche Turbulenzen beim Auftakt in Oberstdorf

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    Der deutsche Skispringer Martin Schmitt reagiert am Dienstag (29.12.2009) in Oberstdorf (Schwaben) während der 58. Vierschanzentournee beim 1. Wertungsprung auf sein Ergebnis. Foto: Daniel Karmann dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
    Der deutsche Skispringer Martin Schmitt reagiert am Dienstag (29.12.2009) in Oberstdorf (Schwaben) während der 58. Vierschanzentournee beim 1. Wertungsprung auf sein Ergebnis. Foto: Daniel Karmann dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dk hak

    Die 22.000 Zuschauer zeigten Wind und Regen zunächst die kalte Schulter. Sie tanzten und feierten. Die Springer litten. Rückenwind und Regen beutelten sie zum Start in die

    Vierschanzentournee

    . Wetterkapriolen drückten viele Springer in

    Oberstdorf

    früh zu Boden. Die Deutschen stürzten ab. Auch die Stimmung unter den Zuschauern trübte sich ein.

    Doch dann hob der "Königsadler", so heißt seine Biografie, ab. Der Rückenwind schwächelte. Janne Ahonen nicht. Er nutzte die Gunst des Augenblicks und sprang so weit wie kein anderer an diesem turbulenten Abend. 137 Meter katapultierten den Rückkehrer im zweiten Durchgang von Platz zehn auf zwei. Die Menge tobte. Andreas Kofler aus Österreich war am Ende noch besser, doch Ahonen war der heimliche Sieger. Er grinste wie selten vor seinem Rücktritt im Jahr 2008 und sagte: "Das ist ein fast unglaubliches Gefühl."

    Der Finne schreibt an einem weiteren Kapitel seiner Karriere. Nur ein Jahr nach seinem Rücktritt hatte der 32-Jährige Anfang 2009 seine Rückkehr angekündigt. In Oberstdorf scharten sich die Menschen schon vor seinem großen Auftritt um ihn. Jetzt kam er auch sportlich zurück - und der Finne genoss den Moment. Er schwelgte vom "perfekten Gefühl des Springens", das er in seiner Auszeit vermisst habe.

    Die Deutschen hatten nach dem Springen in extrem schwierigem Wetter wenig Grund zum Schwärmen. Nur zwei von sieben Startern erreichten überhaupt die zweite Runde. Der 18-jährige Jüngling Pascal Bodmer meisterte die Launen der Natur am besten; er erreichte Platz zwölf und war zu Recht zufrieden. Martin Schmitt landete auf Rang 23. Trainer Werner Schuster sagte ernüchtert: "Das war der schlechtmöglichste Auftakt für uns. Bei diesen Bedingungen muss man präziser springen. Das ist uns in der Breite nicht gelungen."

    Ein Spielball der Naturgewalten

    Es war wirklich ein selten schwieriges Springen. Die Sportler waren ein Spielball der Naturgewalten. "Der Regen kommt rein und raus, der Wind auch. Das ist unheimlich schwierig zu steuern", sagte Renndirektor Walter Hofer. Konstant war nur der Rückenwind, den die Springer so hassen, weil er sie vom Fliegen abhält. Die Jury begann vorsichtig, wählte einen kurzen Anlauf. Das sorgte für viele fassungslose Gesichter. Regen bremste die Springer in der Anlaufspur, Rückenwind in der Luft. Viele Sportler landeten unheimlich früh und starrten enttäuscht in die Kameras. Die Stimmung unter den Zuschauern sank. Es war zäh und ernüchternd. Martin Schmitt war nach 96 Metern am Boden - in jeglicher Hinsicht. Doch er hatte Glück. Die Jury verlängerte den Anlauf, Schmitt und etliche Kollegen bekamen eine zweite Chance. Er konnte sie nutzen. Michael Neumayer, Michael Uhrmann und Co. schieden trotz längeren Anlaufs im ersten Durchgang aus. Egal, was sie sich von der Tournee erhofft hatten, den Blick in die Gesamtwertung können sie sich schon nach dem ersten von vier Springen sparen.

    Die Deutschen waren aber nicht die Einzigen, die mit langen Gesichtern von der Anlage stapften. Der turbulente Abend von Oberstdorf hat auch alle Tourneeprognosen durcheinandergewirbelt. Die großen Favoriten Gregor Schlierenzauer (Österreich/9.) und Simon Ammann (Schweiz/5.) sind nicht abgestürzt, aber doch entzaubert.

    Die Karten sind neu gemischt. Österreich hat mit Kofler, dem Dritten Thomas Morgenstern und drei weiteren Springern unter den besten Zehn viele Trümpfe in der Hand. Doch auch Janne Ahonen ist überzeugt, dass "die anderen Tourneespringen jetzt viel einfacher werden". An seinen sechsten Gesamtsieg will er aber keinen Gedanken verschwenden. Noch nicht.

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