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Vierschanzentournee: Sven Hannawald: "Manchmal schwelge ich noch in Erinnerungen"

Vierschanzentournee

Sven Hannawald: "Manchmal schwelge ich noch in Erinnerungen"

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    Sven Hannawald und seine Freundin Melissa Thiem.
    Sven Hannawald und seine Freundin Melissa Thiem. Foto: Felix Hörhager (dpa)

    Sven Hannawald war Skiflug-Weltmeister und Team-Olympiasieger. Seinen größten Triumph feierte er aber 2001/2002 bei der Vierschanzentournee, als er alle vier Wettbewerbe gewann. Ein Rekord vielleicht für die Ewigkeit. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 42-Jährige, der Anfang 2017 zum ersten Mal Vater wird, über seinen neuen TV-Job, die Erinnerungen an sein Karriere-Highlight und die Chancen der deutschen Springer bei der an diesem Freitag beginnenden 65. Tournee-Auflage. 

    Sie waren als Springer 2004 letztmals bei der Vierschanzentournee dabei. Wie ist es, nach so vielen Jahren als TV-Kommentator an die Schanze zurückzukehren?

    Sven Hannawald: Nur unten zu stehen und zuzuschauen ist eher langweilig, wenn man schon mal selbst gesprungen ist. Deshalb ist es schon etwas anderes, das wieder hautnah mitzuerleben. Das ist ein ähnliches Gefühl wie früher als Springer. Man bekommt die Dramaturgie mit, wie alle unruhiger und nervöser werden. Das hat man früher auch miterlebt. Das kennt man also und es macht Spaß. Ich bin froh, dass sich das so ergeben hat.

    Bei der Tournee gibt es eine Live-Premiere im TV: Sie als Co-Kommentator, Martin Schmitt als Experte bei Eurosport. Wie läuft die Zusammenarbeit?

    Sven Hannawald hatte bei der Tournee 2001/02 als bislang einziger Skispringer alle vier Wettbewerbe gewonnen.
    Sven Hannawald hatte bei der Tournee 2001/02 als bislang einziger Skispringer alle vier Wettbewerbe gewonnen. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Hannawald: Die ist super spannend. Wir haben den Vorteil, dass wir keine sportlichen Konkurrenten mehr sind. Deshalb treibt auch niemand von außen einen Keil zwischen uns, wie das früher oft versucht wurde. Ich frage teilweise bei Martin nach, weil er die Verbindung ist zwischen der Zeit, als ich aufgehört habe, und heute. Er ist ja wesentlich länger gesprungen. Wir sind da tief drin in der Materie, das macht natürlich Spaß. 

    Vor 15 Jahren haben Sie als bisher einziger Springer alle vier Wettbewerbe bei der Tournee gewonnen. Zittern Sie um ihren Rekord?

    Hannawald: Ich habe jedes Jahr die Hoffnung, dass er ein weiteres Jahr hält. Es ist ja ein spezieller Rekord, weil das in 64 Jahren bisher nur mir gelungen ist, obwohl es viele Anwärter gab. Aber ich weiß natürlich immer, dass es passieren kann. Wenn es jemand schafft, bin ich der Erste, der gratuliert. Ich weiß doch, was alles dazu gehört. Was sich da drumherum entwickelt, das kannst du nicht trainieren. Deshalb sind auch so viele daran gescheitert.

    Wie gegenwärtig sind die Bilder von damals noch?

    Hannawald: Manchmal schwelge ich noch in Erinnerungen. Ich habe damals immer die Qualifikation ausgelassen. Da haben viele spekuliert, was ich in der Zeit eigentlich mache, wenn die anderen auf die Schanze mussten. Damals liefen Heinz-Erhardt-Filme im Fernsehen, die habe ich geguckt. Meine Teamkollegen und die Trainer haben darüber immer gelacht. 

    In diesem Jahr ist der erst 17 Jahre alte Slowene Domen Prevc für viele Experten der Topfavorit. Für Sie auch?

    Hannawald: Abwarten. Die Tournee ist sehr speziell. Die Slowenen tun viel dafür, dass er sie gewinnt. Wenn er alles abruft, rennt er schon zwei, drei Schritte voraus, und die Meute hetzt hinterher. Aber das allein ist noch keine Garantie, dass man die Tournee gewinnt. 

    Was trauen Sie den deutschen Springern zu?

    Hannawald: Bei Markus Eisenbichler habe ich die Hoffnung, dass er immer zwei gute Wettkampfsprünge hinbekommt. Wenn er das schafft, kann er bei dem einen oder anderen Springen auf dem Podium stehen. Er ist am stabilsten und sollte derjenige sein, der die deutsche Fahne in diesem Jahr hochhält. Die Top Fünf in der Gesamtwertung wäre ein Topergebnis. Severin Freund hat den Eifer, vorne mitzuspringen. Vielleicht ist es sogar positiv, dass er nicht zu den Favoriten gehört. Ein Platz unter den besten Zehn wäre okay. Er wird sich aber gar nicht an Ergebnissen orientieren.

    Sven Hannawald wurde am 9. November 1974 im sächsischen Erlabrunn geboren. Er feierte 18 Weltcupsiege, wurde zweimal Skiflug-Weltmeister, gewann 2001 die WM-Titel im Einzel- und Team-Wettbewerb und 2002 Olympia-Gold mit der Mannschaft. Sein größer Erfolg war der Grand Slam bei der Vierschanzentournee 2001/02. Nach einem Burnout beendete er 2005 seine Karriere.

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