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Vierschanzentournee: Severin Freund kann immer noch gewinnen

Vierschanzentournee

Severin Freund kann immer noch gewinnen

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    Severin Freund sprang beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen auf Platz drei.
    Severin Freund sprang beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen auf Platz drei. Foto: Fredrik von Erichsen (dpa)

    Seit dem Grand Slam von Sven Hannawald vor 14 Jahren sind die deutschen Skispringer mit berechtigten Hoffnungen auf den Tournee-Triumph zum Bergisel nach Innsbruck gereist. Der kleine Dämpfer beim Neujahrsspringen durch den Verlust der Gesamtführung von Severin Freund tat der Euphorie im DSV-Team keinen Abbruch. "Ich bin sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Tournee. Die Chance lebt", bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster zur Halbzeit.

    Jahrelang bezogen die DSV-Springer bei der Tour Prügel. Nun trumpften sie auf den deutschen Stationen fast in kompletter Mannschaftsstärke auf. Gleich fünf Springer haben sich in den Top 15 platziert - neben Freund noch Richard Freitag (9.), Andreas Wank (10.),

    Vor allem Auftaktsieger Freund befindet sich als Zweiter der Gesamtwertung hinter Peter Prevc absolut im Soll. Den Rückstand von 8,6 Punkten auf den Topfavoriten aus Slowenien hält er für aufholbar. "Ich würde mich nicht eingraben wollen, weil ich denke, es geht nichts mehr", sagte er über die Ausgangsposition vor der zweiten Tournee-Hälfte. "Trotz der Leistungsdichte ist es möglich, auch mal ein Loch aufzureißen, wenn du sehr gut springst. Ich habe das Potenzial dazu", verkündete Freund zuversichtlich. 

    Severin Freund hat viel erreicht

    Das müssen Sie zur Vierschanzentournee wissen

    Seit 1953 zieht die Vierschanzentournee Millionen von Skisprung-Fans in ihren Bann.

    Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 24 000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter).

    Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 35 000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

    Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck /Österreich 138 Meter).

    Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 30 000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Daiki Ito/Japan 143 Meter).

    Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

    Die Teilnehmer des ersten Durchgangs werden in der Qualifikation ermittelt. Weil die ersten Zehn der Weltcup-Gesamtwertung automatisch qualifiziert sind, muss man mindestens 40. werden.

    Anders als im Weltcup gibt es bei den Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale ein. Um die Paarungen für die K.o.-Duelle ermitteln zu können, werden die Qualifikationssprünge der für den Wettkampf gesetzten Top Ten ausnahmsweise mitgewertet. Der Sieger der Ausscheidung springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.

    Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

    Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

    Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe.

    Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969). Österreich stellte zuletzt siebenmal nacheinander den Gewinner - auch das ist Rekord.

    Der Deutsche Sven Hannawald ist der einzige Springer, dem es bislang gelungen ist, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen (2001/02).

    Seit vier Jahren geht er unbeirrbar seinen Weg und zeichnet in erster Linie dafür verantwortlich, dass es kaum noch Vergleiche mit den goldenen Jahren der Ära Schmitt/Hannawald gibt. "Wir sind eine eigene Generation", betonte Freund nach dem dritten Platz beim Neujahrsspringen. "Wir sind auf dem Weg, unsere eigene Geschichte zu schreiben. Wir haben schon viel erreicht."

    Vor allem er selbst. 2014 führte er die Mannschaft als Schlussspringer zu Olympia-Gold. Wenige Wochen danach wurde er Skiflug-Weltmeister. Im vergangenen Jahr gewann er bei den nordischen Titelkämpfen zweimal Gold im Einzel und Mixed und krönte die Saison mit dem ersten deutschen Gesamtsieg im Weltcup seit 15 Jahren. 

    Deutsche Mannschaft ist zuversichtlich

    Nun hat er das nächste Ziel ins Visier genommen. "Es wäre natürlich schön, wenn wir die Tournee mal holen könnten. Dann wäre auch dieses Buch geschlossen", sagte Freund. Sein Selbstbewusstsein strahlt auch auf die Mannschaft aus, die bisher ebenfalls eine überzeugende Vorstellung bot. "Die Stimmung im Team ist besser. Da hatten wir schon andere Situationen. Wir sind gut dabei", meinte Zimmerkollege Freitag. 

    Und auch Schuster freut sich schon auf spannende Tage in seiner Heimat. "Wir sind absolut in Schlagdistanz", sagte der Österreicher in deutschen Diensten. "Es ist noch alles offen." Eric Dobias, dpa

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