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Vierschanzentournee: Schmitt drückt Freund die Daumen - und will vorerst nicht Trainer werden

Vierschanzentournee

Schmitt drückt Freund die Daumen - und will vorerst nicht Trainer werden

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    Martin Schmitt beendete ein dreijähriges Trainerstudium in Köln als Klassenbester.
    Martin Schmitt beendete ein dreijähriges Trainerstudium in Köln als Klassenbester. Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Martin Schmitt weiß nur zu gut, wie sich Severin Freund in den Stunden vor dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee fühlt. 18 Mal ging der frühere Weltmeister und Weltcupsieger bei der Traditionsveranstaltung an den Start - gewinnen konnte er sie nie. Wie Millionen Fans vor dem Fernseher drückt der einstige Weltklassespringer dem großen deutschen Hoffnungsträger daher ganz fest die Daumen. 

    Das müssen Sie zur Vierschanzentournee wissen

    Seit 1953 zieht die Vierschanzentournee Millionen von Skisprung-Fans in ihren Bann.

    Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 24 000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter).

    Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 35 000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

    Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck /Österreich 138 Meter).

    Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 30 000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Daiki Ito/Japan 143 Meter).

    Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

    Die Teilnehmer des ersten Durchgangs werden in der Qualifikation ermittelt. Weil die ersten Zehn der Weltcup-Gesamtwertung automatisch qualifiziert sind, muss man mindestens 40. werden.

    Anders als im Weltcup gibt es bei den Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale ein. Um die Paarungen für die K.o.-Duelle ermitteln zu können, werden die Qualifikationssprünge der für den Wettkampf gesetzten Top Ten ausnahmsweise mitgewertet. Der Sieger der Ausscheidung springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.

    Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

    Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

    Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe.

    Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969). Österreich stellte zuletzt siebenmal nacheinander den Gewinner - auch das ist Rekord.

    Der Deutsche Sven Hannawald ist der einzige Springer, dem es bislang gelungen ist, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen (2001/02).

    "Der Severin hat die Voraussetzungen, aber er wird ein bisschen zulegen müssen. Zuletzt waren seine Sprünge nicht auf dem Niveau, um die Tournee gewinnen zu können. Ein guter Start ist extrem wichtig", sagte Schmitt vor dem ersten Wettbewerb an diesem Dienstag (17.15 Uhr/ARD live) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Nach Oberstdorf wird man schon mehr wissen, wer gut über die Weihnachtsfeiertage gekommen ist." 

    Wie die meisten Experten sieht Schmitt zwar im Slowenen Peter Prevc den großen Gegenspieler von Freund, doch er hat noch andere Athleten auf dem Zettel. "Ich denke, es wird nicht nur auf einen Zweikampf hinauslaufen", erklärte der 37-Jährige. Sein Geheimfavorit ist der Vorjahreszweite Michael Hayböck aus Österreich. "Bei ihm ist die Tendenz aufsteigend. Den darf man nicht abschreiben."

    Severin Freund: Gut gerüstet für die Vierschanzentournee

    Physisch und psychisch sieht er Freund für den zehntägigen Schanzen-Showdown bestens gerüstet. "Die Tournee ist natürlich ein Highlight. Aber er hat sich schon ein wenig davon freigemacht, indem er einfach alles andere gewonnen hat. Da ist der Druck nicht mehr ganz so groß und man kann zur Not auch ohne Tourneesieg leben", sagte Schmitt über den Team-Olympiasieger und Weltmeister im Einzel, Mixed und Skifliegen. "Aber natürlich will er gewinnen."

    Mit Severin Freund an der Spitze wollen die deutschen Skispringer die Vierschanzentournee «rocken».
    Mit Severin Freund an der Spitze wollen die deutschen Skispringer die Vierschanzentournee «rocken». Foto: Sergei Ilnitsky (dpa)

    Das Negativerlebnis aus dem Vorjahr, als Freund in Oberstdorf nur 13. wurde und bereits alle Chancen einbüßte, sollte seiner Ansicht nach nicht nachwirken. "Wenn ein Moment der Schwäche kommt, kann schon mal so ein Gedanke kommen, 'nicht schon wieder'. Aber ich denke, Severin kann das ausblenden. Er agiert mit einer großen Ruhe und hat schon oft bewiesen, dass er in extremen Drucksituationen bestehen kann", sagte Schmitt. 

    Er selbst wird die Tournee wieder als TV-Experte für Eurosport begleiten und sicher noch genauer hinschauen als in den Jahren zuvor. Denn Schmitt hat sich mit dem viermaligen Olympiasieger Simon Ammann in der von Hubert Schiffmann geleiteten Sportmarketing-Agentur ASP SPORTS zusammengetan. Prominentester Klient: Severin Freund. 

    Martin Schmitt: Was bringt die Zukunft?

    "Den Gedanken gab es schon länger. Im Frühjahr hat sich das konkretisiert und dann haben wir den Schritt gewagt", berichtete der viermalige Weltmeister. Schmitt ist mitverantwortlich für die grundsätzliche Ausrichtung der Agentur und unterstützt den Chef in den verschiedensten Bereichen wie Sportlerakquise, Firmenkontakte und Gestaltung der Website. 

    Für Schmitt ist das der ultimative Praxistest, nachdem er sich viel theoretisches Wissen angeeignet hat. Sein dreijähriges Trainerstudium in Köln hat er als Klassenbester mit der Note "sehr gut" abgeschlossen, das Bachelor Studium an der Uni Leipzig will er im Wintersemester zu Ende bringen. Seit September absolviert er zudem ein Executive Programm an der Sport Business Academy (SPOAC) in Düsseldorf. 

    Eine Karriere als Trainer ist daher momentan "weit weg", so Schmitt. "Ich habe jetzt andere Aufgaben, die ich ernst nehme und wo ich meine Zukunft sehe." Sehr zum Bedauern von Bundestrainer Werner Schuster. "Es wäre eine Riesengeschichte, wenn der DSV ihn einbeziehen würde. Er würde uns bereichern", sagte Schuster in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Aber vielleicht kommt ja doch alles ganz anders, denn Schmitt hat mit dem Thema noch nicht ganz abgeschlossen: "Das hat nach wie vor einen großen Reiz." AZ/dpa

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