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Vierschanzentournee: Kritik am Preisgeld

Vierschanzentournee

Kritik am Preisgeld

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    Deutschlands Vorzeigespringer Richard Freitag.
    Deutschlands Vorzeigespringer Richard Freitag. Foto: dpa

    Sven Hannawald ist ein bisschen neidisch, dass ein Jahrzehnt nach seinem historischen Grand-Slam-Sieg erstmals "Wer wird Millionär?" bei der Vierschanzentournee gespielt wird. "Es wäre schön, wenn ich das damals bekommen hätte", sagt der Überflieger von einst im Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur dapd. Er hatte damals "nur" 50.000 Euro für seinen Vierfachsieg kassiert und sagt jetzt: "Die Million reizt schon sehr. Mit acht Sprüngen kann man in eine sorgenfreie Zukunft springen."

    Allerdings ist die Chance, dass tatsächlich ein Flieger alle vier Tourneespringen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen gewinnt, verschwindend gering. Genauer gesagt 1 zu 59, denn seit der Premiere 1953 ist nur Hannawald das einmalige Kunststück gelungen. Deshalb hatten die Tournee-Organisatoren für die 60. Auflage in diesem Winter die Millionen-Idee. Ein genialer PR-Coup, möglich über die Zahlung einer wohl fünfstelligen Versicherungsprämie - im Fall der Fälle müsste das Unternehmen die Million bezahlen.

    Springer kritisieren Preisgeld

    Allerdings ist die Stimmung im Springerlager trotz der neuen Verdienstmöglichkeit alles andere als euphorisch. "Allen wäre aber mehr geholfen, wenn man jedes einzelne Tourneespringen höher bewerten würde", sagt Routinier Martin Schmitt, der so etwas wie ein Aktivensprecher ist: "Auch der Zweite und Dritte der Gesamtwertung kriegt nur einen feuchten Händedruck - das spiegelt einfach nicht den Wert der Tournee wieder."

    Noch grotesker ist die Rechnung, wenn man ein normales Weltcupspringen als Vergleich heranzieht. Seitdem die Preisgelder unter den besten 30 aufgeteilt werden, kassiert der Sieger nur noch 10.000 Schweizer Franken. "Es ist bedenklich, dass es so eine Spanne gibt. Das sind Sportler, die Woche für Woche eine Topshow bieten", schimpft Bundestrainer Werner Schuster: "Und der Dritte kriegt nichts, der erste eine Million."

    Boom dank Freitag

    Zum 60. Jubiläum sind die Kassen der Tournee-Vermarkter gut gefüllt, weil kürzlich das Presenting-Sponsor-Paket für geschätzte 1,5 Millionen Euro an ein Pharmaunternehmen verkauft wurde. Bei den Verhandlungen hat sich genau wie beim Kartenvorverkauf der erste Weltcup-Triumph von Richard Freitag positiv ausgewirkt. Als Anwärter auf den Jackpot sieht sich der 20-Jährige trotzdem nicht. "Zur Tournee gehören vier Springen, ich hab bisher eines gewonnen. Die Antwort erklärt sich von selbst", sagt Freitag und fügt mit einem Grinsen hinzu: "Aber wegen der großen Prämie werde ich mehr Mühe geben."

    Die Topkandidaten für die Extraprämie kommen eigentlich ausschließlich aus Österreich. Schuster nennt vor allem Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler, der in diesem Winter schon vier Springen gewonnen hat. Schlierenzauer: "Wenn der oben das will, dann klappt es vielleicht." Und wenn keiner den Vierfachtriumph auf Hannawalds Spuren schafft, kassiert der Gesamtsieger als Trost immerhin 20.000 Schweizer Franken - und der Zweite einen feuchten Händedruck.

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