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Vierschanzentournee 2020: Wie sich Kobayashi beim Shopping in Paris vorbereitete

Vierschanzentournee 2020

Wie sich Kobayashi beim Shopping in Paris vorbereitete

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    Ryoyu Kobayashi hat nun fünf Tournee-Springen in Folge gewonnen.
    Ryoyu Kobayashi hat nun fünf Tournee-Springen in Folge gewonnen. Foto: Ralf Lienert

    Diese Szenerie wirkte irgendwie skurril. Klar, Karl Geiger war umringt. Ein gutes Dutzend Journalisten hing an seinen Lippen, als er nach dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee im Kurhaus in Oberstdorf über seinen zweiten Platz sprach. Für Ryoyu Kobayashi interessierten sich die Medienvertreter schon auch. Aber deutlich weniger. Zwei japanische Fernsehleute redeten und fuchelten wild, doch Kobayashi zeigte kaum Regung.

    Keine zwei Meter weiter bildete sich plötzlich eine Menschentraube, die wuchs und wuchs. Deutsche Zeitungsredakteure standen da (obwohl Karl Geiger den Raum längst verlassen hatte), grinsten und notierten wie wild jeden Wortfetzen, den sie ergattern konnten. Ihr Gesprächspartner war ein 60-jähriger graubärtiger Mann, der auch gut und gerne als der neue Bodyguard von Ryoyu Kobayashi durchgegangen wäre. Doch der Mann ist japanischer Dolmetscher, heißt Markus Neitzel, kommt aus der Nähe von Wetzlar in Mittelhessen und hilft seit zwei Jahren als freiwilliger Helfer im Oberstdorfer Medienteam mit.

    Kobayashis Übersetzer scheint sich für dessen Maulfaulheit zu entschuldigen

    Mit seiner Frau Conny hat er 13 Jahre lang als Missionar in Japan gearbeitet und fünf evangelische Gemeinden gegründet. Schon seit letztem Winter ist Neitzel die deutsche Stimme des aktuellen Tourneesiegers. Und vielleicht, so hofften die Journalisten in Oberstdorf, könne ja er als Kobayashi-Kenner das Geheimnis lüften, das der japanische Überflieger so gerne unter Verschluss hält. Neitzel schien sich erst einmal zu entschuldigen ("Es ist normal bei japanischen Sportlern, dass sie eher maulfaul sind. Das ist eine andere Mentalität.") und gleichzeitig dafür zu rechtfertigen, dass er aus meist sehr einsilbigen Antworten des 23-jährigen Tournee-Titelverteidigers oft drei, vier, fünf Sätze bildet, um das aus zudrücken, was Kobayashi vielleicht meint, aber keinesfalls sagt.

    Und andersrum: So schmallippig, wie er über seine wundervollen Sprünge von der Schanze spricht, so knapp redet Kobayashi über seinen Übersetzer Neitzel: "Ich danke ihm, weil er sagt, was ich denke." Viel erhellendes präsentierte der Grand-Slam-Sieger des Vorjahres auch am Sonntag nicht, nachdem er das fünfte Tourneespringen in Folge gewonnen hatte. Nein, es gäbe kein Geheimnis, warum er so gut springe - "No idea", antwortete der Japaner ausnahmsweise auf Englisch. Letztes Jahr sprach er oft von "harter Arbeit", die ihn so weit nach vorne gebracht habe.

    Kobayashi mag schnelle Autos und extravagante Mode

    Was die Konkurrenz schocken könnte: Diesmal ging Kobayashi die Tournee-Vorbereitung locker an, flog nicht wie seine Teamkollegen nach Hause, sondern gönnte sich über Weihnachten einen mehrtägigen Trip in die französische Hauptstadt Paris. Der Liebhaber von schnellen Autos und extravaganter Mode entschied sich für Shoppen statt über Schanzen hoppen – und sprang dennoch wieder alles in Grund und Boden. Fast zehn Punkte, umgerechnet also über fünf Meter nahm Kobayashi dem Zweitplatzierten Geiger ab.

    Sein großes Plus, da sind sich alle Experten einig, ist die mit Abstand schnellste und doch flüssige Bewegung vom Absprung in die ideale Flugposition. Da holt der Japaner das Maximum an Geschwindigkeit heraus. Auch wenn DSV-Trainer Horngacher sagt "Niemand ist unschlagbar" und "Wir werden es ihm vermiesen", deutet viel darauf hin, dass Dolmetscher Neitzel auch in den nächsten Tagen viel Arbeit bevorsteht.

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