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Vierschanzentournee 2020: Karl Geiger reist mit einem Grinsen nach Garmisch

Vierschanzentournee 2020

Karl Geiger reist mit einem Grinsen nach Garmisch

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    Platz zwei beim Auftaktspringen in Oberstdorf: Karl Geiger gehört zum engsten Favoritenkreis auf den Gesamtsieg der Vierschanzentournee. 	„Ich habe schmerzhafte Erfahrungen machen müssen.“
    Platz zwei beim Auftaktspringen in Oberstdorf: Karl Geiger gehört zum engsten Favoritenkreis auf den Gesamtsieg der Vierschanzentournee. „Ich habe schmerzhafte Erfahrungen machen müssen.“ Foto: Ralf Lienert

    Das, was so leicht wirkte, hatte seine Spuren hinterlassen. 135 und 134 Meter war Karl Geiger am Sonntagabend durch die kalte Oberstdorfer Bergluft geflogen. Das Auftaktspringen der Vierschanzentournee hatte er auf Platz zwei beendet. Mühelos hatte das alles ausgesehen. So wie Skispringen immer dann aussieht, wenn es perfekt funktioniert.

    Die Oberschenkel des Oberstdorfers zwickten aber, als er auf dem Podium im Pressezentrum saß und Fragen beantwortete. "Wenn die Spannung langsam abfällt, dann merkt man, dass es ein langer und anstrengender Tag war", gab er dort zu Protokoll und wirkte müde. Der Physiotherapeut des Teams nahm sich am noch späteren Abend des malträtierten Sportlerkörpers an. Schon am Dienstag steht in Garmisch-Partenkirchen die Qualifikation für das zweite Springen auf dem Programm.

    Geiger hat gelernt, auf was bei der Vierschanzentournee ankommt

    Geiger aber weiß inzwischen genau, wie er seine Kräfte einteilen muss. Er hat einen Lernprozess durchlaufen. "Im Endeffekt ist es nur ein Wettkampf. Egal, ob wir in Russland springen oder hier. Es kommt immer auf das Gleiche an." Dieses Ausblenden aller störenden Einflüsse von außen, die Konzentration auf das Wesentliche ist zur großen Stärke des Oberstdorfers geworden. "Ich habe schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Nicht nur auf der Tournee, auch bei anderen wichtigen Wettkämpfen. Daraus lernt man, das prägt einen." Bitter verlief vor allem das Jahr 2014, als er aus dem A-Kader flog und die Winterspiele in Sotschi verpasste. Seine Kollegen gewannen dort Gold, Geiger saß vor dem Fernseher.

    Bundestrainer Stefan Horngacher hat diesen Lernprozess nur aus der Ferne beobachtet. Erst seit dem Sommer ist er für die deutschen Springer verantwortlich. Der Österreicher ist kein Mann der großen Emotionen, vielmehr ein nüchterner Analytiker. Als solcher habe es ihn nicht überrascht, dass Geiger nun erster Herausforderer von Oberstdorf-Sieger Ryoyu Kobayashi ist. Der Japaner und der Allgäuer, so scheint es zu diesem frühen Zeitpunkt der Tournee, werden den Gesamtsieg unter sich ausmachen. So weit würde Horngacher in seiner Prognose nie gehen. Trotzdem hatte auch er zwei Sprünge von seinem Schützling gesehen, " die nah dran waren an sehr gut. Er ist nur von einem außergewöhnlichen Kobayashi geschlagen worden. Damit kann Karl sehr zufrieden sein."

    Das Neujahrsspringen am Mittwoch in Garmisch-Partenkirchen (14 Uhr/ZDF und Eurosport) wird zeigen, ob es tatsächlich zu dem Duell Geiger gegen Kobayashi kommt. Bisher hatte der Deutsche zur dortigen Olympiaschanze keine besonders gute Beziehung. Das weiß auch Horngacher. Aber: "Ich glaube, dass er seit dem letzten Training Freundschaft geschlossen hat." Im Herbst gastierte die deutsche Mannschaft zuletzt in Garmisch, "und da war Karl richtig gut drauf".

    Richard Freitag hatte sich nicht für den Tournee-Auftakt in Oberstdorf qualifiziert.
    Richard Freitag hatte sich nicht für den Tournee-Auftakt in Oberstdorf qualifiziert. Foto: Robert Michael/zb/dpa

    Für Richard Freitag ist die Vierschanzentournee schon beendet

    Während für Geiger die Tournee also gerade erst so richtig beginnt, ist sie für den Team-Weltmeister Richard Freitag schon wieder beendet. In Oberstdorf hatte er als 59. sogar die Qualifikation für den Wettkampf der besten 50 Springer verpasst. Am Montag strich ihn Horngacher aus der Mannschaft, der Sachse soll stattdessen in seiner Heimat trainieren. "Er ist momentan nicht in der Lage, so einzugreifen, dass er schnell auf ein hohes Niveau kommt. Wir haben jetzt entschieden, dass er rausgehen wird aus der Vierschanzentournee", sagte der Bundestrainer. Für den 28-Jährigen rückt Nachwuchsmann Adrian Sell in den deutschen Kader.

    Freitag allerdings ist momentan der einzige Problemfall im Lager der DSV-Adler. Auch wenn hinter Geiger eine Lücke klafft, war Horngacher mit seinen Schützlingen weitgehend zufrieden. "Das Ergebnis hätte zwar besser ausfallen können, der ein oder andere hat nicht hundertprozentig funktioniert. Aber insgesamt ist es eine grandiose Weiterentwicklung der ganzen Mannschaft", lobte Horngacher. Vor allem Markus Eisenbichler als Elfter hat den Bundestrainer überzeugt. Nach einem mehr als durchwachsenen Saisonstart scheint der Weltmeister pünktlich zum wichtigsten Wettbewerb des Winters wieder in Form zu kommen. Horngacher: "Wer sich bei so einem Großereignis aus dem Schlamm zieht, das ist extrem positiv."

    Die Blicke der Öffentlichkeit werden sich aber auch in Garmisch-Partenkirchen wieder vor allem auf Geiger richten. Im vergangenen Jahr landete der 26-Jährige dort auf Platz 19. Alles deutet darauf hin, dass ihm das dieses Mal nicht passieren wird. "Ich bin noch nie zufrieden von der Tournee weggefahren. Meistens war es so, dass ich meine Form aus den Vorwochen nicht bestätigen konnte. Jetzt bin ich sehr zufrieden und fahre mit einem Grinsen nach Garmisch rüber", kündigte er in Oberstdorf noch an, ehe er sich in die Hände seines Physiotherapeuten begab.

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