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Vierschanzentournee 2015/2016: Severin Freund: "Ich habe noch etwas gutzumachen"

Vierschanzentournee 2015/2016

Severin Freund: "Ich habe noch etwas gutzumachen"

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    Severin Freund will die Vierschanzentournee gewinnen (Archiv).
    Severin Freund will die Vierschanzentournee gewinnen (Archiv). Foto: Sergei Ilnitsky (dpa)

    Das müssen Sie zur Vierschanzentournee wissen

    Seit 1953 zieht die Vierschanzentournee Millionen von Skisprung-Fans in ihren Bann.

    Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 24 000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter).

    Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 35 000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

    Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck /Österreich 138 Meter).

    Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 30 000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Daiki Ito/Japan 143 Meter).

    Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

    Die Teilnehmer des ersten Durchgangs werden in der Qualifikation ermittelt. Weil die ersten Zehn der Weltcup-Gesamtwertung automatisch qualifiziert sind, muss man mindestens 40. werden.

    Anders als im Weltcup gibt es bei den Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale ein. Um die Paarungen für die K.o.-Duelle ermitteln zu können, werden die Qualifikationssprünge der für den Wettkampf gesetzten Top Ten ausnahmsweise mitgewertet. Der Sieger der Ausscheidung springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.

    Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

    Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

    Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe.

    Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969). Österreich stellte zuletzt siebenmal nacheinander den Gewinner - auch das ist Rekord.

    Der Deutsche Sven Hannawald ist der einzige Springer, dem es bislang gelungen ist, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen (2001/02).

    Severin Freund ist bereit für den Gipfelsturm - und auch seine Teamkollegen brennen auf das erwartete Gigantenduell mit Sloweniens Überflieger Peter Prevc. Angeführt vom Weltmeister wollen die deutschen Ski-Adler bei der 64. Vierschanzentournee das seit 14 Jahren andauernde Sieg-Trauma beenden und sich mit dem 17. Triumph zur erfolgreichsten Nation aufschwingen.

    "Wir wollen mal zur Halbzeit aus Garmisch wegfahren und die Chance haben, um den Sieg mitzuspringen. Bisher hatte sich das Ding zu diesem Zeitpunkt immer erledigt", formulierte Bundestrainer Werner Schuster das erste Etappenziel vor dem Start am Dienstag und bekräftigte: "Die Tournee war nie ungeliebt und wird nie ungeliebt sein." Das ist die Vierschanzentournee 2015/2016

    Severin Freund fühlt sich fit

    Freund sieht sich nach einem entspannten Weihnachtsfest mit seiner Verlobten Caren, der er schon im Frühjahr beim Urlaub in Myanmar einen Antrag gemacht hat, für den Kampf um die Tournee-Krone gerüstet. "Ich fühle mich fit für das erste große Highlight des Winters", verkündete der 27-Jährige. 

    Neben Weltcup-Spitzenreiter Prevc wollen aber auch Titelverteidiger Stefan Kraft aus Österreich und die starken Norweger dem deutschen Vorflieger die Tour vermasseln. Freund kann dies nicht schrecken: "Gerade der Tournee-Auftakt in Oberstdorf mit den vielen tausend Fans ist sehr emotional und löst auch nach vielen Starts immer wieder ein Gänsehaut-Gefühl aus. Ich freue mich sehr auf das erste Springen auf meiner Heimschanze." Die Vierschanzentournee 2015/16 live im TV

    Nach etlichen Enttäuschungen will der Weltmeister endlich seinen Tournee-Fluch besiegen. "Ich habe für mich selber noch was gutzumachen", sagte der Bayer. "Aber ich weiß, dass vieles aus dem Moment heraus passieren muss. Eine Garantie gibt es nicht. Für mich wird wichtig sein, schnell von einer Schanze auf die andere umzuschalten."

    Dass er gegen Prevc zuletzt dreimal in Serie klar das Nachsehen hatte, beunruhigt ihn nicht. "Ich glaube nicht, dass es den einen Favoriten gibt. Die Erwartungshaltung ist ohnehin, dass wir gewinnen sollen, mehr Druck geht also nicht. Deshalb macht es keinen großen Unterschied, ob ich als Nummer eins oder zwei im Gesamt-Weltcup nach Oberstdorf anreise", sagte Freund.

    Ziel ist der Tourneesieg

    Der Bundestrainer weiß um die Schwere der Aufgabe, traut seinem Vorzeigeflieger aber eine Menge zu. "Es wäre schon ein Erfolg, Zweiter oder Dritter zu werden. Aber natürlich ist es sein Ziel, die Tournee zu gewinnen", sagte Schuster über Freunds Ambitionen.  "Mit jedem Erfolg wird er stabiler, gelassener und klarer in seiner Vorgehensweise. Er hat die Möglichkeit, ganz vorn zu landen." 

    Mit einer modifizierten Vorbereitung und kleinen Psychotricks hat der Chefcoach seine Truppe, in der neben Freund vor allem Richard Freitag und Andreas Wellinger die Hoffnungen tragen, auf die Traditionstour mit den Springen in Oberstdorf (29. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) eingeschworen. 

    "Wir haben drei Optionen, die für Furore sorgen können. Damit lässt es sich gut leben", erklärte Schuster. "Wir blicken der Veranstaltung nicht angstvoll entgegen, sondern mit Freude. Wir sind neugierig, welche Geschichte dieses Mal geschrieben wird."

    Um es besser zu machen als bisher, wurde im Vorfeld nichts dem Zufall überlassen. "Wir haben uns mit der Tournee aktiver auseinandergesetzt als in den Vorjahren und sie im Sommer durchgespielt", berichtete Schuster. "Wir haben die vier Schanzen innerhalb einer Woche gemacht, mit den gleichen Hotels. Das war ein hochinteressanter Kurs für die Jungs." Zudem wird der deutsche Tournee-Tross nach dem Auftakt im Allgäu nach Seefeld übersiedeln und von dort zu den Wettbewerben in Garmisch und Innsbruck anreisen. So soll der Reisestress minimiert werden.

    Zum Erfolg tragen kann Schuster seine Schützlinge aber nicht. "Man muss versuchen, den Sportler mit kleinen Tricks einzustellen. Aber wenn er wirklich gut drauf ist, kann er bei der Tournee auch viermal im Zelt übernachten und trotzdem weit runterspringen", sagte der Coach. "Wir müssen einen Weg finden, dass man das Thema Tournee nicht mystifiziert." 

    Diese Botschaft ist bei den Sportlern offenbar angekommen. "Ich glaube, dass wir uns als Team besser präsentieren werden als zuletzt", erklärte Freund. Und Zimmerkollege Freitag, der im Vorjahr in Innsbruck den ersten deutschen Tagessieg seit zwölf Jahren gelandet hatte, verkündete: "Ich weiß, dass ich auf allen Schanzen gut springen kann. Wir sollten einfach versuchen, das Ding zu rocken." dpa

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