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Verrückte Tennis-Welt: Nur Nadal konstant

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Verrückte Tennis-Welt: Nur Nadal konstant

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    Verrückte Tennis-Welt: Nur Nadal konstant
    Verrückte Tennis-Welt: Nur Nadal konstant Foto: DPA

    Die Favoriten purzelten bei diesem verrückten Wimbledon-Turnier 2010 der Reihe nach raus. Als ersten erwischte es den Amerikaner Andy Roddick, der sich im vorigen Jahr im Finale gegen Roger Federer erst mit 14:16 im fünften Satz beugen musste und diesmal an Yen-Hsun Lu aus Taiwan schon im Achtelfinale scheiterte.

    Danach traf es den "Maestro" höchstselbst, der dem aufmüpfigen Emporkömmling Tomas Berdych unterlag. Berdych, der als zweiter Tscheche nach Jan Kodes 1973 nach dem Titel auf dem Heiligen Rasen greift, machte danach auch vor Novak Djokovic im Halbfinale nicht halt und zog in sein erstes Grand-Slam-Endspiel ein.

    Dort trifft er auf die einzige Konstante im Herren-Wettbewerb der 124. All England Championships, den Weltranglistenersten Rafael Nadal. Der 24 Jahre alte French-Open- Champion aus Spanien hat von den bislang zehn Vergleichen mit dem gleichaltrigen Berdych sieben gewonnen und gilt nach seinem Dreisatz-Erfolg gegen Lokalmatador Andy Murray als Favorit. Mit dem 6:4, 7:6 (8:6), 6:4 machte er den Traum der Briten auf einen heimischen Wimbledonsieger nach 74 erfolglosen Jahren zunichte.

    Die "Times" lamentierte: "Fred Perry muss mindestens ein weiteres Jahr warten, ehe er in Frieden ruhen kann." Auch im zehnten Anlauf scheiterte ein britischer Titeljäger im Halbfinale des berühmtesten Rasenturniers. Dass Nadal der "Übeltäter" war, könnte ihn im Finale womöglich die Sympathien kosten - und dem Außenseiter aus Tschechien in die Karten spielen.

    Nach seiner neuerlichen Großtat beim 6:3, 7:6 (11:9), 6:3-Sieg gegen den unsicher und ausgelaugt wirkenden Djokovic meinte der bescheidene Berdych, den Boris Becker gar als titelwürdig einstuft: "Das ist alles wie ein Traum; ich darf gar nicht daran denken, wenn ich jetzt auch noch das Finale gewinne." Berdych ist der erste Tscheche seit Ivan Lendl 1987 im Wimbledon-Finale, doch Vergleiche mit dem Landsmann lehnt er ab: "Er hat so viel mehr erreicht als ich."

    Dass er dem wiedererstarkten Nadal seinen achten Grand-Slam-Titel streitig machen könnte, daran glaubt niemand so recht. Der Mallorquiner, der Federer 2008 entthronte und im Vorjahr wegen einer Knieverletzung nicht antreten konnte, revanchierte sich gegen Murray für das Aus im Viertelfinale bei den Australian Open, als er beim Stand von 3:6, 6:7 (2:7), 0:3 mit schmerzenden Knien aufgab.

    "Ich wollte für Großbritannien gewinnen, für mein Team, für alle", sagte der enttäuschte Murray, bedachte seinen Bezwinger aber dennoch mit einem Riesenlob: "Ich liebe es, ihn spielen zu sehen, und hoffe, dass er gewinnt."

    Fünf Tage nach dem Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika - ausgerechnet gegen Deutschland - war es für die Briten der nächste Tiefschlag. "Siehst Du Murray, so haben wir uns die letzten Tage alle gefühlt", stand neben einem formatfüllenden Bild in der "Sun" zu lesen, auf dem Murray gramgebeugt den Center Court verlässt. Und wie schon beim WM-Aus in Bloemfontein war Fußball-Ikone David Beckham auch in Wimbledon Augenzeuge.

    Sportsmann und Fußball-Fan Nadal hatte Verständnis für die Lage der Insel-Nation. "Tut mir leid", sagte er zu Murray, als der ihn nach dem Matchball am Netz beglückwünschte. Und den Briten machte er Mut für einen neuen Anlauf: "Murray hat es verdient, ein Grand-Slam- Turnier zu gewinnen - und es wird ihm bald gelingen."     

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