Die Erklärung, die die Uefa am Dienstag versendete, ist in schöne Worte gekleidet. Es ist die Rede von den Initiativen, die man angestoßen habe. Von der gesellschaftlichen Verantwortung, die man übernehme. Die Information, um die es ging, lautete jedoch: Die Uefa verbietet es der Stadt München, das Stadion beim letzten Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Stattdessen könne das Stadion doch zu einem anderen Tag angestrahlt werden – wenn die EM vorbei ist.
Uefa lehnt Regenbogenfarben für Arena ab: Keine politisch motivierten Symbole
Die Begründung des Kontinentalverbands: Die Uefa sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation“. Weil die Anfrage der Stadt München politisch motiviert und als Protest gegen die ungarische Politik gedacht war, habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als diese Anfrage abzulehnen. Damit dürfte die Uefa, die sonst gerne für Weltoffenheit und gegen Diskriminierung eintritt, ein Eigentor geschossen haben.
Denn die Protestwelle rollte schon kurz nach der Entscheidung an – und wurde fast minütlich größer. Empörung und Protest hagelte es von nahezu allen politischen Parteien. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb auf Twitter: „Das wäre ein sehr gutes Zeichen für Toleranz und Freiheit gewesen“, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil wurde auf der Plattform noch deutlicher: „Liebe Uefa, es ist nicht so, dass ich von euch viel erwartet habe. Aber ihr seid noch peinlicher, als ich dachte. Schämt euch!“ Auch die Linke und die FDP kritisierten die Entscheidung scharf. Die Augsburger Bundestagsabgeordnete Claudia Roth (Grüne) sagte unserer Redaktion: „Mit dem Verbot des Vorhabens der Landeshauptstadt München, ein deutliches Signal für Vielfalt, selbstbestimmte Lebensformen und gegen Homofeindlichkeit zu setzen, maßt sich die Uefa an, in der Manier von autokratischen Machthabern zu definieren, was die gesellschaftspolitische Rolle von Sport und Sportveranstaltungen ist.“ Die Grünen riefen dazu auf, allgemein Regenbogenflagge zu zeigen.
Große Protestaktion: Unternehmen, Verbände und die Gesellschaft zeigen Regenbogen
Und in vielen Bereichen der Gesellschaft wird das am Mittwoch auch geschehen: Unternehmen, Sportvereine und Verbände kündigten an, sich an der Protestaktion beteiligen zu wollen. Der Münchner Fernsehsender ProSieben etwa wird sein Logo am Mittwoch entsprechend ändern. Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, wird das Rathaus mit Regenbogenflaggen schmücken lassen. Und wenn schon nicht das Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, würden eben der Olympiaturm und das Windrad in unmittelbarer Nähe der Arena in dieser Kombination angeleuchtet werden, so Reiter.
Statt der Münchner Arena werden am Mittwoch zahlreiche Stadien in der Republik bunt erstrahlen: Am Dienstag kündigten Union und Hertha BSC Berlin, Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln, der Vfl Wolfsburg und der FC Augsburg an, am Abend des Spiels der DFB-Auswahl ihre Spielstätten beleuchten zu wollen. FCA-Geschäftsführer Michael Ströll sagte dazu: „Wenn die Uefa ein solch selbstverständliches und wichtiges Zeichen in München im Rahmen des EM-Spiels nicht zulässt, dann wollen wir dies gerne tun, unsere schöne Fassade in bunten Farben erleuchten zu lassen.“ Andere Bundesligavereine wie der Mainz 05, Dortmund, Mönchengladbach oder der VfL Bochum erklärten sich solidarisch, können aus technischen Gründen aber nicht an der Aktion teilnehmen. Vor dem Bremer Weserstadion wurden am Dienstag Regenbogenfahnen gehisst. Zu der ligaweiten Aktion hatte Eintracht Frankfurt aufgerufen.
Lediglich DFB-Interimspräsident Rainer Koch verteidigte den Uefa-Beschluss. „Da die Beleuchtung vom Münchner Stadtrat als eine gezielte Aktion gegen die Entscheidung des ungarischen Parlaments begründet worden ist, handelt es sich nicht mehr um ein bloßes Statement im gemeinsamen Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, sondern um eine politische Aktion“, schrieb er auf Facebook.