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US Open: Novak Djokovic ist der Tennis-Superman

US Open

Novak Djokovic ist der Tennis-Superman

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    Kniefall nach eindrucksvoller Vorstellung: Novak Djokovic hat sich als Tennis-Held 2011 verewigt.
    Kniefall nach eindrucksvoller Vorstellung: Novak Djokovic hat sich als Tennis-Held 2011 verewigt. Foto: dpa

    Ist das wirklich derselbe Typ, der früher in harten Spielen wie ein Fisch an Land nach Luft geschnappt hatte? Der sich bei jeder Gelegenheit pflegen und behandeln ließ? Der bei allem Talent immer aus einiger Entfernung verfolgen musste, wie Roger Federer und Rafael Nadal in epischen Dramen und Spielen die großen Geschichten des Tennis schrieben?

    Nun, er trägt noch denselben Namen und er ist nach wie vor für jeden Spaß zu haben, aber der runderneuerte Novak Djokovic ist in der Welt des Tennis in diesem Jahr unterwegs wie einst Superman in der großen Stadt. Kein Turm zu hoch, keine Schlucht zu tief, kein Gegner, mit dem er es nicht aufnehmen würde. Vor ein paar Wochen hatte Altmeister Jimmy Connors empfohlen, was Djokovic unternommen habe, um in Form zu kommen, das sollte er in Flaschen abfüllen und verkaufen. Besser nicht. Sonst trügen wir alle das blaue Cape mit dem roten S, und dann könnte es ein wenig eng werden in den Schluchten der Stadt.

    Es war ein bombastisches Spiel von mehr als vier Stunden, mit dem Djokovic Montagabend in New York gegen Rafael Nadal seinen dritten Grand-Slam-Titel des Jahres gewann (6:2, 6:4, 6:7, 6:1). Und was das Besondere dabei war und am besten die Wandlung des Siegers beschreibt: Zwei Sätze lang kontrollierte er das Spiel, obwohl er in beiden Sätzen schnell in Rückstand geraten war, aber als es eng wurde, sah man seine Klasse umso deutlicher. Den Verlust des unfassbar physischen dritten Satzes steckte er weg, als sei nichts geschehen. Nadal war es, der nach diesem Satz, der fast anderthalb Stunden dauerte und die Intensität des legendären „Thrilla in Manila“ zwischen Joe Frazier und Muhammad Ali besaß, in die Knie ging. Danach sei er einfach zu müde gewesen, gab der Spanier zu.

    Djokovic dagegen hatte nicht nur die Kraft und die Ausdauer, um die Anstrengungen der unfassbaren Ballwechsel zu verdauen, er hatte auch die mentale Stärke, sofort wieder auf null zu schalten und keine Sekunde an sich zu zweifeln. Er gibt zu, früher habe er sich manchmal einfach nicht vorstellen können, Nadal und Federer ebenbürtig zu sein; inzwischen gibt es nichts mehr, was er sich nicht vorstellen kann. „Irgendwie“, sagt er, „hat es in meinem Kopf einfach klick gemacht.“

    Ein Rekord scheint in Reichweite zu sein

    Und nun klickt es ohne Pause; der Sieg im Finale der US Open war Nummer 64 in diesem Jahr. Die Zahl der Niederlagen steht nach wie vor bei zwei. Nun scheint wirklich ein Rekord in Reichweite zu sein, der seit fast 30 Jahren wie in Stein gemeißelt in den Büchern des Tennis stand, jene Bilanz von 82:3 des John McEnroe (USA) aus dem Jahre ’84. Roger Federer kam diesem Wert zweimal sehr nahe, Rafael Nadal folgt in dieser Liste mit einigem Abstand.

    Doch der stieg bei aller Enttäuschung über die Niederlage mit einem vergleichsweise guten Gefühl in den Flieger nach Spanien, wo er am nächsten Wochenende in der Stierkampfarena von Cordoba mit seinen Spaniern im Halbfinale des Davis-Cups gegen Frankreich spielen will. Nach der sechsten Niederlage in diesem Jahr gegen Djokovic grübelte er weniger als nach der fünften im Finale von Wimbledon, auch wegen jenes dritten Satzes, in dem er an den Nadal des Jahres 2010 erinnert hatte. „Ich habe jetzt wieder ein Ziel“, meinte er, „und das macht die Arbeit leichter. Ich werde die Herausforderung annehmen.“

    Als er schon auf dem Weg in die Heimat war, hatte Novak Djokovic noch in New York zu tun. Nach einer kurzen Nacht saß er Dienstagmorgen im schicken blauen Anzug mit hellblauem Hemd in der Frühshow des Fernsehsenders CBS, weitere Pressetermine folgten, und auch diesen Lauf nach dem Marathon überstand er in eindrucksvoller Form. Und er sagte genau das, was auch Nadal vor zwölf Monaten beim Abschied aus New York nach dem Gewinn des dritten Grand-Slam-Titels 2010 bei aller Euphorie zu bedenken gegeben hatte: Dass es fast unmöglich sei, die Erfolge dieses Jahres im nächsten zu wiederholen.

    Aber zunächst hat auch er ein anderes Ziel – Belgrad, Davis-Cup, Halbfinale gegen Argentinien. Dass sie ihn dort wie einen Helden empfangen werden, steht außer Frage, und keiner wird ihm böse sein, falls er sich bei den ersten Spielen am Freitag eine Pause gönnen würde.

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