Das Image vom schlechten Verlierer passt so gar nicht zu Roger Federer. Genau mit diesem Vorwurf muss sich der Schweizer jedoch seit seiner Niederlage gegen Novak Djokovic im Halbfinale der US Open auseinandersetzen. Einige Medien strafen den Tennisstar gerade regelrecht ab. Dem sonst so besonnenen Schweizer wird vorgeworfen, nach dem unglücklich verloren gegangenen Match gegen Djokovic die Nerven verloren zu haben. Und es stimmt: Wirklich souverän wirkte das nicht, was Federer auf der Pressekonferenz nach dem Match von sich gab. Man merkte dem ehemaligen Weltranglistenersten an, wie sehr ihn die unglückliche Niederlage wurmte. An einem Ballwechsel rieb sich Federer besonders auf.
Federer macht seinem Unmut Luft
Der 30-Jährige hatte nur noch ein Punkt zum Finaleinzug gefehlt, als Djokovic einen unerreichbaren Returnschlag übers Netz jagte und damit das Spiel zum Kippen brachte. Plötzlich war Federer wieder ins Hintertreffen geraten. Erneut zog er gegen Djokovic den kürzeren. Vor den Journalisten machte er seinem Unmut anschließend Luft. "Ich hätte hier gewinnen müssen. Ich hatte das Gefühl, dass er mental schon abgeschlossen hatte. Es ist so enttäuschend, gegen so jemand zu verlieren. Er trifft am Ende den Glücksschuss, und draußen bist du", sagte Federer hörbar verbittert. "Ich habe nie so gespielt. Ich glaube daran, dass sich harte Arbeit auszahlt. Deswegen ist es schwer für mich zu verstehen, wie man so einen Ball beim Matchball spielen kann. Aber vielleicht spielt er schon 20 Jahre so." Djokovic sah die Sache freilich anders. "Man pokert: Wenn er rausgeht, habe ich verloren. Wenn er drin ist, habe ich eine Chance. Ich habe etwas riskiert. So ist das zwischen Topspielern in dieser Phase eines solchen Turniers", sagte der Weltranglistenerste, der jetzt auf Rafael Nadal trifft.
Federer weht derweil in einigen Medien ein eisiger Wind entgegen. "Von wegen Gentleman: Federer als schlechter Verlierer", titelte unter anderem Kicker.de. Federer habe verbal die Nerven verloren. Der Vorwurf ist nicht neu. Schon beim Wimbledon-Turnier im vergangenen Jahr hatte die englische Presse gemosert, dass Federer die Leistung seines Bezwingers Thomas Berdych nicht ausreichend gewürdigt habe. (mit dpa)