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US Open: Kohlschreiber schlägt sich durch

US Open

Kohlschreiber schlägt sich durch

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    Philip Kohlschreiber jubelt nach seinem Sieg gegen John Isner.
    Philip Kohlschreiber jubelt nach seinem Sieg gegen John Isner. Foto: John G. Mabanglo (dpa)

    Einerseits kann man nicht behaupten, Philipp Kohlschreiber habe sich in Flushing Meadows viele Freunde gemacht. Wenn man wie er dreimal hintereinander demselben Amerikaner die Tür vor der Nase zuschlägt, wenn dieser Mann in zwei von drei Fällen auch der letzte Turnierteilnehmer seiner Nation ist, dann muss man sich darüber nicht wundern.

    Jetzt wartet Djokovic auf Kohlschreiber

    Aber dennoch kam er gut an. Es waren nicht ein paar deutsche Fans, die nach seinem eindrucksvollen Sieg gegen John Isner (7:6, 4:6, 7:6, 7:6) ganz schüchtern auf der Tribüne den Sportklassiker „Oh, wie ist das schön“ anstimmten. Auch viele der New Yorker wussten die Vorstellung des Deutschen im voll besetzten Louis-Armstrong-Stadion zu schätzen, bis runter zu den Jüngsten. Bevor der Sieger des Tages im Gang zu den Katakomben verschwand, rief ihm ein kleiner Junge mit hoher Stimme zu: „Good luck against Novak.“

    Glück wird er brauchen können am heutigen Montag (ca. 19 Uhr/Eurosport) im Louis-Armstrong-Stadium. Novak Djokovic, die Nummer eins des Tennis, machte in seinen Spielen bisher einen entschlossenen und höchst effektiven Eindruck – ganz anders als bei den frühen Niederlagen in den Turnieren zuvor in Cincinnati und Toronto. Da sei er nach dem Wimbledonsieg und seiner Hochzeit innerlich noch nicht bereit gewesen, sagt Djokovic. Aber jetzt sei er mit voller Kraft und Intensität dabei.

    Kohlschreiber ist der letzte Deutsche bei den US Open

    Kohlschreiber allerdings bringt vom dritten Sieg gegen John Isner ein Empfehlungsschreiben mit. Die professionelle Gelassenheit, mit der er die 42 Asse des langen Amerikaners ertrug, die Entschlossenheit und der Mut, mit denen er seine eigenen Chancen nutzte, und die Bereitschaft, Isner in langen Ballwechseln mürbe zu machen – das alles führte zu seinem Sieg. Auf den er zu recht ein wenig stolz war.

    Früher sei er oft nicht in der Lage gewesen, Spiele auf einem Niveau zusammenzuhalten, sagt Kohlschreiber. „Da war ich eher ein Heißsporn. Aber ich habe gelernt, mich besser zu kontrollieren, auch dank der Arbeit meiner Trainer.“

    Nun ist er nicht nur der letzte Teilnehmer aus dem Aufgebot der deutschen Männer, sondern in den Einzelkonkurrenzen auch der letzte Deutsche insgesamt nach den Niederlagen der Damen Kerber, Petkovic und Lisicki in Runde drei.

    In den beiden vergangenen Jahren hatte er nach Siegen gegen Isner jeweils in der Runde danach verloren. 2012 gegen Janko Tipsarevic, 2013 gegen Rafael Nadal, der damals wie jetzt Djokovic die Nummer eins der Rangliste war.

    Gemeinsames Training mit Djokovic

    Favorit wird er auch diesmal eher nicht sein, aber es könnte interessant werden, zu sehen, was er in diversen gemeinsamen Trainings-Einheiten mit Djokovic herausgefunden hat. Vor Beginn der US Open hatten die beiden auf der anderen Seite des Hudson in New Jersey in einem hochmodernen Komplex trainiert, der einem Freund des Serben mit dem millionärsmäßig klingenden Namen Gordon A. Uehling III. gehört. Das war nicht das erste gemeinsame Training, auch in Dubai und Rom hatten sich Kohlschreiber und Djokovic zusammengetan. Jeder Tennisspieler weiß, wie viel es bringt, gelegentlich mit besseren Gegnern zu spielen, und einen ähnlichen Effekt könnte die Sache auch in diesem Fall haben.

    Boris Becker hatte noch Tipps im Angebot

    Auch Boris Becker war jeweils dabei und hatte ein paar Tipps für den Landsmann im Angebot. Ein paar Krümel, sagt Kohlschreiber, seien da schon abgefallen, es sei ein toller Kontakt entstanden. Er findet, Becker habe schon was Spezielles – nichts anderes behauptet Djokovic ja auch.

    Der sitzt dieser Tage oft mit leuchtenden Augen da, wenn er auf seine in Kürze bevorstehende Vaterschaft angesprochen wird. Weil die Endorphine gerade so schön fließen, brachte er zur Pressekonferenz nach seinem Sieg gegen den Amerikaner Sam Querrey die Tochter seines Freundes Uehling mit, die neun Jahre alte Zia. Als alle Fragen beantwortet waren, stellte er die Kleine als musikalisches Talent vor, holte sie aufs Podium und bat, auch ihr eine Frage zu stellen. Es wurden drei, und die letzte lautete: Kannst du ein Lied für uns singen? Sicher, sagte Zia, sie werde ein Stück singen, das sie selbst geschrieben habe. Es war ein langes Lied. Sichtlich angetan hörte er Zia zu. Im Spiel gegen Kohlschreiber wird er nicht so leicht zu rühren sein.

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