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US Open: Finale furioso

US Open

Finale furioso

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    Die Australierin Sam Stosur besiegte im Finale der US Open Serena Williams aus den USA klar mit 6:2, 6:3.
    Die Australierin Sam Stosur besiegte im Finale der US Open Serena Williams aus den USA klar mit 6:2, 6:3. Foto: dpa

    Australien saß beim Frühstück, als sich bei den US Open Dinge taten, die niemand erwartet hatte – weder Down Under noch in den USA und auch nicht anderswo. Noch zu Beginn der vergangenen Woche hatte der Korrespondent der Londoner Times versprochen, er werde seinen Strohhut essen, falls Serena Williams bei diesem Turnier nicht den Titel gewänne.

    Am Ende hielt Samantha Stosur aus Australien den Pokal in den Händen. Schon nach den ersten Ballwechseln im Finale gegen Serena Williams deutete sich an, dass sie die perfekte Welle erwischt hatte. Sie wirkte souverän und schien auch ihre Nerven im Griff zu haben, an denen sie im Laufe ihrer Karriere oft gescheitert war.

    Aber immer wieder wurde sie von Trainern und Freunden bestärkt, eines Tages werde sie alle Widerstände überwinden. Bei den US Open gab es reichlich davon. In der dritten Runde setzte sie sich im längsten Frauenspiel der Geschichte des Turniers nach drei Stunden und 16 Minuten gegen die Russin Nadja Petrowa durch; im Achtelfinale verlor sie den längsten Tiebreak gegen Maria Kirilenko (15:17) und gewann dennoch das Match.

    Aus der Summe der Widrigkeiten entstand neue Kraft, und am Ende profitierte sie sogar davon, dass alle dachten, Serena Williams sei die haushohe Favoritin. Nicht viel anders schätzte Stosur die Lage ein, aber genau das, so meinte sie, sei vielleicht eine Hilfe gewesen. „Irgendwie hat mich das wohl entspannt. Es war jedenfalls ganz anders als bei meinem letzten Grand-Slam-Finale.“

    Bei den French Open 2010 in Paris war sie als Favoritin gegen Francesca Schiavone ins Finale gegangen, und danach hatte sie lange gebraucht, um sich von der Niederlage zu erholen. Doch im Alter von 27 Jahren machte sie schließlich ihr Meisterstück. Sie war vom ersten bis zum letzten Punkt beim 6:2, 6:3 die bessere Spielerin, Williams wirkte ungewöhnlich kraftlos, das mussten letztlich selbst die höchst einseitig gestimmten Zuschauer anerkennen.

    Für Sam Stosur erfüllte sich mit dem Gewinn des ersten Grand-Slam-Titels der viel zitierte Kindheitstraum. Aber sie stillte nicht nur die eigene Sehnsucht, sondern auch die der sportverrückten Australier. Die große Margaret Court, mit 24 Titeln erfolgreichste Spielerin der Geschichte der Grand Slams, war 1973 die letzte Siegerin bei den US Open, Evonne Cawley Goolagong steht als letzte Frau in der Liste, die einen Grand-Slam-Titel für Australien gewann, 1980 in Wimbledon.

    Sam Stosur ist so, wie die Australier Sportler mögen: unprätentiös und fair. Bei der Siegerehrung sah sie Serena Williams an und sagte: „Du hast Wunder für unseren

    Williams will sich versöhnlich zeigen

    Es nützte nicht viel, dass Serena Williams in den Minuten zwischen dem Ende des Spiels und dem Beginn der Siegerehrung mit Sam Stosur plauderte, als sei die ihre allerbeste Freundin. Denn ihre Tirade gegen die allerneueste Feindin lag nicht allzu lange zurück. Wie vor zwei Jahren im Halbfinale gegen Kim Clijsters an gleicher Stelle verlor Serena Williams die Fassung. Seinerzeit hatte sie eine Linienrichterin beschimpft und bedroht, diesmal richtete sich ihr Zorn gegen Eva Asderaki, die griechische Stuhlschiedsrichterin.

    Der Vulkan brach aus, als Williams bei einem Breakball für Stosur eine Vorhand schlug und dem Ball einen mächtigen Schrei hinterherschickte („come on“), noch ehe Stosur zum Gegenschlag ausholen konnte. Asderaki bewertete das als sogenannte Behinderung und bestrafte Williams mit dem Abzug eines Punktes, was bei diesem Spielstand zum Verlust des Spiels führte.

    Wie Oberschiedsrichter Brian Earley bestätigte, hatte Asderaki den Regeln entsprechend entschieden, sie hätte allerdings auch Spielraum gehabt, den Ball einfach wiederholen zu lassen. Williams war unübersehbar und unüberhörbar wütend. „Bist du nicht die, die mich schon beim letzten Mal betrogen hat?“, wetterte sie. „Ich verachte dich. Wenn du mir das nächste Mal begegnest, dann schaust du besser auf die andere Seite. Und gib mir bloß keine Verwarnung, weil ich hier meine Meinung sage. Wir sind in Amerika, soweit ich weiß.“

    Asderaki hatte nichts mit dem Zwischenfall von vor zwei Jahren in New York zu tun, aber sie hatte Williams wegen derselben Regel schon mal in Doha bestraft. Als Serena später nach der Tirade gefragt wurde, sagte sie, sie könne sich nicht erinnern, was sie gesagt habe. Die Strafe wird sie leicht verschmerzen können. Die Amerikanerin muss lediglich 2000 US-Dollar zahlen.

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