Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Trotz Kerber und EM-Gold: Goldene Sportzukunft? Der Horizont ist grau

Trotz Kerber und EM-Gold

Goldene Sportzukunft? Der Horizont ist grau

    • |
    Marco Di Carli ist einer der Schwimmer, die bei den Olympischen Spielen in den Medaillenkampf eingreifen sollen. Dabei haben die deutschen Athleten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Sportlern aus anderen Ländern.
    Marco Di Carli ist einer der Schwimmer, die bei den Olympischen Spielen in den Medaillenkampf eingreifen sollen. Dabei haben die deutschen Athleten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Sportlern aus anderen Ländern. Foto: Friso Gentsch (dpa)

    Deutschland ist einfach eine Übermacht im Sport. Unsere Athleten sind die besten. Fast überall. Angie hat’s den Amerikanern gezeigt. Was Merkel nicht schafft, schafft Kerber. Die Handball-Männer: ein super Team. Nicht aufzuhalten durch Verletzungen. Deutsche Tugenden. Dass die Rodler bei der WM am Königssee mit den anderen Schlitten gefahren sind, versteht sich von selbst. Die Fußballer sind eh sensationell.

    Kann man glauben. Zumindest bis August. Dann beginnen die Olympischen Spiele. Dummerweise die Sommerspiele. Kein Biathlon oder Skispringen. Eher Sportarten, die auch in Ländern betrieben werden, die geografisch bedingt über keinen Schnee verfügen.

    Die deutschen Athleten laufen und schwimmen der Konkurrenz dort meist hinterher. Dabei ist es nicht so, dass es Kindern in Deutschland verboten wäre, schnell zu rennen oder ein Schwimmbecken zügig zu durchqueren. Ein paar machen das auch. Bis sie merken, dass es relativ schwierig werden dürfte, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten, rasch über die Tartanbahn zu hetzen oder kraulend durchs Wasser zu pflügen.

    In den olympischen Kernsportarten fehlt es nicht am Nachwuchs. Es fehlt an den Förderkonzepten und am finanziellen Anreiz.

    Der Handball- und der Fußballnationalmannschaft geht es auch deshalb gut, weil sie auf eine große Auswahl zurückgreifen können. Die Spieler in den jeweiligen Bundesligen leben von ihrem Sport. Wo viel Auswahl besteht, lässt sich Qualität abschöpfen. Abseits des Mannschaftssports fasert die Förderung aus. Der Sprung zum Leistungs- zum Berufssport ist zu groß. Die Medaillengewinner werden nicht im Wettkampf gemacht, sondern im Training. Wenn aber das Training ausfällt, weil nebenbei noch eine Berufsausbildung absolviert werden muss oder ansonsten die Schule zu kurz kommt, bleiben die Medaillen aus.

    Die Menschen wollen Deutschland im Medaillenspiegel weit oben sehen. Das kostet Geld. Sportler müssen von ihrem Sport leben können. Einem 16-Jährigen muss garantiert werden können, dass er zwei Mal am Tag trainieren kann, ohne dass er sich Sorgen um sein Auskommen macht. Von den Geförderten schafft es nur ein Bruchteil in die Weltspitze. Wird aber gar nicht gefördert und sich lediglich auf Eigeninitiative, Mut und Talent verlassen, bleiben Medaillen aus.

    Das Sportjahr wird nicht so goldig voranschreiten, wie es begonnen hat. Vielleicht wird Deutschland Fußball-Europameister. Möglicherweise lassen Kerber und das Handballteam bei Olympia ihren Erfolgen Medaillen folgen. Ganz sicher aber ist die Zukunft der meisten anderen Sportarten im Hochleistungsbereich grau. Das ist nicht schlimm. Es gibt andere Probleme. Beschweren darf man sich dann allerdings nicht bei einem Blick auf den Medaillenspiegel.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden