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Trotz Amnesty-Bericht: Sportwelt hält Katar die Stange

Trotz Amnesty-Bericht

Sportwelt hält Katar die Stange

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    Entspannt räkeln sich Bastian Schweinsteiger und Jupp Heynckes im Winter-Trainingslager 2012 unter der katarischen Sonne. Von all den Missständen im Wüstenstaat will die Sportwelt nichts mitbekommen haben.
    Entspannt räkeln sich Bastian Schweinsteiger und Jupp Heynckes im Winter-Trainingslager 2012 unter der katarischen Sonne. Von all den Missständen im Wüstenstaat will die Sportwelt nichts mitbekommen haben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

    Trotz aller Empörung hat die Glitzerwelt im Golfstaat Katar für den Sport nicht an Faszination verloren - moralische Bedenken hin oder her. Ungeachtet der neuen Berichte über unwürdige Bedingungen auf den Baustellen im Emirat muss der Gastgeber der Fußball-WM 2022 keine negativen Auswirkungen befürchten. FIFA fordert Katar zum zügigen Handeln auf

    Zwar äußerten sich erste Sportler und Funktionäre erschrocken über die Ausmaße der Ausbeutung zumeist ausländischer Gastarbeiter. Startverzichte oder gar Absagen von Veranstaltungen wird es ungeachtet der zuletzt von Amnesty International dokumentierten Menschenrechtsverletzungen aber nicht geben. Dafür lockt Katar weiter mit zu viel Geld.

    Was wirklich abgeht in Katar, bekommt man nicht mit

    Erste Kratzer am Image des Wüstenstaates sind dennoch nicht zu übersehen. "Da muss etwas geändert werden, das ist nicht in Ordnung", sagte Springreiter Christian Ahlmann zu den Berichten. Die besten

    Katar: Mekka des Spitzensports

    Reitturniere, Tennis-Events, Motorrad-Grand-Prix, Rad-Rundfahrten - Jahr für Jahr finden in Katar zahlreiche Sportveranstaltungen statt. 2014 ermitteln die Schwimmer ihre Kurzbahn-Weltmeister in Doha, ein Jahr später findet die Handball-WM der Männer dort statt. Für 2016 wurde die Straßenrad-WM an Katar vergeben. Zudem bereiten sich die Fußball-Bundesligisten Bayern München und FC Schalke 04 Jahr für Jahr im Januar unter der katarischen Sonne auf die Rückrunde fort. FIFA verspricht Druck auf Katar - Aber: Kein Zeitlimit

    Daran wird sich ungeachtet der alarmierenden Berichte über die Ausbeutung von Migranten-Arbeitern nichts ändern. Es gebe regelmäßige Inspektionsbesuche in Katar, das dortige Organisationskomitee erfülle alle Anforderungen, teilte der Welthandball-Verband auf dpa-Anfrage mit.

    Unmenschliche Arbeitsbedingungen beim Bau der Sportstätten

    Doch es gibt auch Stimmen, die sich kritisch mit den Zuständen in Katar auseinandersetzen. "Ich glaube, dass Veranstalter von Sportevents es zur Bedingung machen müssen, dass die Arbeiten an Sportstätten unter menschenwürdigen Bedingungen stattfinden", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. "In einer globalen Welt ist es geboten, den Finger auf unmenschliche Arbeitsbedingungen zu richten. Besonders, wenn es um Bauten geht, bei denen der Sport betroffen ist."

    Silvia Schenk hatte als Sportbeauftragte der Antikorruptions-Organisation Transparency international am Montag ebenfalls gefordert, dass "Menschenrechtsfragen und Anti-Korruption", bei der Vergabe von sportlichen Großereignissen eine größere Rolle spielen müssten.

    PGA-Geschäftsführer Goldrian: "Riesenskandal"

    Rainer Goldrian, Geschäftsführer PGA Germany, sprach mit Blick auf die Zustände zwar von einem "Riesenskandal". Allerdings seien die Vorfälle nicht neu. "Die Blasphemie ist enorm. Man hätte vorher nur hinschauen müssen", sagte Goldrian der dpa.

    Chronologie zur umstrittenen WM 2022 in Katar

    20. Oktober 2010: Die Exekutivmitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Adamu (Nigeria) werden von der FIFA wegen Korruptionsverdachts vorläufig suspendiert. Sie sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der Vergabe der WM 2018 und 2022 zu verkaufen.

    18. November 2010: Sechs Funktionäre werden von der FIFA mit Strafen belangt. Die Ethikkommission schließt Adamu für drei Jahre von allen Aktivitäten im Fußball aus, Temarii für ein Jahr. Beide dürfen bei den WM-Vergaben nicht abstimmen. Vier ebenfalls ins Visier geratene ehemalige Offizielle werden ebenfalls gesperrt. «Alle Zweifel sind ausgeräumt», sagt FIFA-Chef Joseph Blatter.

    29. November 2010: Neue Bestechungsvorwürfe gegen drei weitere Exekutivmitglieder: Ricardo Texeira (Brasilien), Nicolás Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun). Die Verfehlungen des Trios sollen schon einige Jahre zurückliegen.

    2. Dezember 2010: Die FIFA vergibt die nächsten Weltmeisterschaften nach Russland (2018) und Katar (2022). Beide Länder sind erstmals Veranstalter einer Endrunde.

    6. Dezember 2010: Die Wahl Katars gerät immer mehr ins Zwielicht, wiederum tauchen Bestechungsvorwürfe auf. FIFA-Vizepräsident Julio Grondona soll laut einem Bericht als Chef des argentinischen Fußball-Verbandes AFA etwa 59 Millionen Euro aus Katar erhalten haben. Grondona verweigert einen Kommentar dazu.

    4. Februar 2011: Der Einspruch von Adamu und Temarii gegen die Sperren wird von der FIFA-Berufungskommission abgelehnt.

    10. Mai 2011: Der frühere englische Verbandschef David Triesman beschuldigt das FIFA-Quartett Teixeira, Leoz, Vize Jack Warner (Trinidad und Tobago) und Worawi Mukudi (Thailand) unlautere Forderungen vor den WM-Vergaben gestellt zu haben. Der Weltverband will den Vorwürfen nachgehen. Zugleich beschuldigte der britische Politiker Damian Collins die Exekutivmitglieder Issa Hayatou (64, Kamerun) und Jacques Anouma (Elfenbeinküste). Sie sollen je 1,5 Millionen Dollar dafür bekommen haben sollen, um bei der Vergabe der WM 2022 für Katar zu votierten.

    30. Mai 2011: Es wird bekannt, dass Generalsekretär Valcke in einer E-Mail an Jack Warner angedeutet haben soll, dass Katar die WM 2022 gekauft habe. Darin soll unter anderem zum FIFA-Präsidentschaftskandidaten Mohamed bin Hammam stehen: «Vielleicht hat bin Hammam geglaubt, dass man die FIFA kaufen könnte, so wie sie die WM gekauft haben.»

    1. Juni 2011: DFB-Chef Theo Zwanziger spricht sich für eine kritische Überprüfung der WM-Vergabe 2022 an Katar aus. Er sei «der Meinung, dass diese WM-Vergabe nochmals auf den Prüfstand gebracht werden sollte», sagt der damalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.

    3. Juni 2011: Die FIFA engagiert den früheren FBI-Boss Louis Freeh. Der auf Industriespionage spezialisierte US-Amerikaner soll bei der Aufklärung helfen und «unter direkter Aufsicht» von Robert Torres (Guam) arbeiten, einem Mitglied der FIFA-Ethikkommission.

    20. Juni 2011: FIFA-Vize Jack Warner tritt von all seinen Ämtern im internationalen Fußball zurück. Die FIFA teilt dazu mit: «Als Folge dieses Rücktritts wurden alle von der Ethikkommission gegen Jack A. Warner eingeleiteten Verfahren geschlossen, und die Unschuldsvermutung bleibt bestehen.»

    21. Oktober 2011: Die FIFA setzt zur Aufarbeitung seiner Skandale auf die Hilfe externer Experten und gründet diverse Arbeitsgruppen. Auch die Ethikkommission wird in zwei Kammern unterteilt.

    17. Juli 2012: Der frühere US-Staatsanwalt Michael Garcia wird zum Vorsitzenden der FIFA-Ethikkommission ernannt.

    29. Januar 2013: Das französische Magazin «France Football» behauptet, UEFA-Präsident Michel Platini habe auf Drängen des damaligen französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy dem Wüstenstaat die Stimme gegeben. Als Gegenleistung sollen die Katarer Investitionen im französischen Fußball zugesichert haben. Platini weist die Vorwürfe zurück und droht mit juristischen Schritten.

    2. März 2013: Die FIFA zieht wegen der hohen Temperaturen im Sommer von über 40 Grad erstmals eine Verlegung der WM in den Winter in Betracht.

    27. März 2013: Der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC spricht wegen der Arbeitsbedingungen im Wüstenstaat von einem «Sklavenhändler-Staat». Um die Infrastruktur zu bauen, würden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als die 736 Fußballer, die bei der WM auf dem Rasen stehen.

    31. Mai 2013: Die FIFA entscheidet auf ihrem Kongress auf Mauritius, dass künftig der Kongress und nicht mehr das Exekutivkomitee die WM-Gastgeber bestimmen soll.

    17. September 2013: Australiens Fußballverband FFA warnt die FIFA vor einer Verlegung der WM in den Winter und droht mit Schadenersatzforderungen.

    18. September 2013: Blatter räumt in einem Interview der Wochenzeitung «Die Zeit» politische Einflüsse bei der WM-Vergabe ein. Europäische Regierungschefs hätten demnach ihren stimmberechtigten Mitgliedern aufgrund von wirtschaftlichen Interessen empfohlen, für Katar zu stimmen.

    26. September 2013: Laut der englischen Tageszeitung «Guardian» sind zwischen dem 4. Juni und dem 8. August 2013 insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den WM-Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen gestorben. In dem Bericht ist von Zwangsarbeit und menschenunwürdigen Zuständen die Rede.

    4. Oktober 2013: FIFA-Präsident Blatter stellt klar, dass die WM 2022 in Katar stattfindet. Zugleich setzt das FIFA-Exekutivkomitee eine Task Force ein, die ein Konsultierungsverfahren zum bestmöglichen Termin für die WM 2022 durchführen soll. Eine Entscheidung soll frühestens Ende 2014 fallen.

    27. Mai 2015: Die Schweizer Staatsanwaltschaft eröffnet im Zusammenhang mit den Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren. Im Hauptquartier des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich werden elektronische Daten und Dokumente sichergestellt. Es bestehe der Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Geldwäscherei. Die Ermittlungen würden nicht gegen konkrete Personen laufen, so die Behörde. Am selben Tag hatte die Schweizer Polizei auf Antrag der USA in Zürich mehrere FIFA-Funktionäre festgenommen. Einen Zusammenhang zwischen beiden Vorgängen gibt es laut der Schweizer Behörden nicht.

    Der Fußball habe jedoch eine Macht, um eine Diskussion loszutreten. Eigene Konsequenzen wollen die Golfer nicht ziehen. "Die Profi-Touren im (dpa)

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