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Trainingslager: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah

Trainingslager

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah

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    Johann Wolfgang Goethe hätte seine Mannschaft wohl nicht ins Trainingslager nach Belek geschickt.
    Johann Wolfgang Goethe hätte seine Mannschaft wohl nicht ins Trainingslager nach Belek geschickt. Foto: Foto: Archiv

    Wieder einmal war es Goethe. Goethe, der dem deutschesten der deutschen Flüche ein Denkmal setzte. Ließ er doch einen gewissen Götz von Berlichingen sagen, man könne ihn getrost am verlängerten Rücken lecken. Goethe also, auf den sich der gemeine Halbwissende beruft, wenn er auf seine humanistische Schulbildung verweist. Faust, ja klar, der Typ, der studiert hat, ach, allerlei – kennt man. Kann man bruchstückweise zitieren. Wahre Intelligenz aber zeigt sich nicht im fehlerfreien Aufsagen der Schullektüre.

    Wichtig ist die Transferleistung. Damit sei nun der Brückenschlag zum Sport geschafft. Gemeint ist nun aber nicht das Spieler-wechsel-dich-Spiel. Das hat wiederum eher mit Geld denn mit Intelligenz zu tun. Gefragt ist die Anwendung theoretischen Wissens in der Praxis. Also Bildungstransfer. „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun“, formuliert es Goethe.

    Der Deutschen Lieblingsdenker und -dichter sicherte sich auch die Urheberschaft am geflügelten Wort, warum man denn in die Ferne schweifen solle, wenn doch das Gute so nahe sei. Versteht jeder. Findet kaum Anwendung.

    Ökologisch gesehen ist ein Flug in die Türkei eine Tätlichkeit

    Die Mecklenburgische Seenplatte ist schön. Im Odenwald gibt es pittoreske Ecken. Otto Normalurlauber bucht sich aber lieber im All-inclusive-Hotel auf Fuerteventura ein. Sehenswürdigkeiten gleich null. Außer man hat ein Faible für Vulkangestein. Unwetter in Belek ärgert Bundesliga-Clubs

    Fußballer sind auch nur Menschen. Einige halten Goethe möglicherweise für einen ehemaligen Linksaußen beim SV Meppen, die meisten sind entgegen anderslautender Gerüchte aber mit durchaus passablem Grundwissen gesegnet. Was die Manager und Trainer der Republik trotzdem nicht davon abhält, ihre Mannschaften in der Winterpause Breiten- und Längengrade auf dem Weg ins Trainingslager überfliegen zu lassen. Was aus zwei miteinander zusammenhängenden Gründen Schwachsinn ist. Ökologisch gesehen ist ein Flug in die Türkei eine mittelschwere Tätlichkeit. Der daraus resultierende Klimawandel hingegen hat mittlerweile deutsche Fußballplätze weitestgehend vom Schnee befreit. Dafür ziehen Unwetter an der türkischen Riviera entlang. Dumm nur, dass sich im dortigen Belek gleich fünf Bundesligisten auf die Rückrunde vorbereiten. Abgesagte Freundschaftsspiele und abgesetzte Trainingseinheiten waren die Folge. Sogar die ins ach so ferne Katar geschweiften Schalker hatten kein Glück. Spielabbruch wegen Nebels. Goethe würde wohl aus seinem Zauberlehrling zitieren: „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“

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