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Tour de France 2015: Der Verdacht fährt mit

Tour de France 2015

Der Verdacht fährt mit

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    Alberto Contador hat schon eine Dopingsperre hinter sich. Jetzt gehört er wieder zum engsten Favoritenkreis der Tour de France. Diesmal mit sauberen Mitteln?
    Alberto Contador hat schon eine Dopingsperre hinter sich. Jetzt gehört er wieder zum engsten Favoritenkreis der Tour de France. Diesmal mit sauberen Mitteln? Foto: Eric Feferberg afp

    Wenn es sein Terminkalender zulässt, wird auch Professor Wilhelm Schänzer wieder die ein oder andere Etappe der Tour de France vor dem Fernseher verfolgen. Vor allem schwere Bergetappen und Zeitfahren haben es ihm angetan. Was bleibt, ist die Unsicherheit, ob er dabei sauberen Sport zu sehen bekommt. Schänzer mag nicht so recht daran glauben. Der Leiter des Instituts für Biochemie in Köln ist einer der renommiertesten Doping-Experten überhaupt. In seinem Labor werden Dopingproben von

    Contador Mitfavorit bei Tour de France 2015

    2010 überführte Schänzer Alberto Contador als Doper. Dem Spanier wurde der Tour-Sieg aberkannt. Seine Sperre hat er abgesessen und wenn die Tour am Samstag startet, gehört er wieder zu den Mitfavoriten.

    Ungeachtet dieser wundersamen Wandlung sieht Schänzer den Radsport in einem „kontinuierlichen Prozess der Besserung. Aber es wird lange dauern, bis das tatsächlich sauber ist.“ Zu glauben, dass so eine Veränderung von heute auf morgen funktioniere, sei illusorisch. „Man sollte die Augen nicht verschließen und sagen, das ist jetzt ein hundertprozentig sauberer Sport.“

    Die Tour de France 2015 in Zahlen

    Die Tour d France 2015 ist die 102. Veranstaltung.

    1 jeweils ein Einzel- (1. Etappe) und Team-Zeitfahren (9. Etappe)

    2 Ruhetage am 13. und 21. Juli, 5 Bergankünfte, 6 neue Etappenorte, 7 Bergetappen, 9 Flachetappen

    10 deutsche Teilnehmer Emanuel Buchmann, Dominik Nerz,Andreas Schillinger, Paul Voss (alle Bora-Argon 18), André Greipel, Marcel Sieberg (Lotto-Soudal), John Degenkolb, Simon Geschke (Giant-Alpecin), Tony Martin (Etixx-Quick Step), Paul Martens (Team Lotto NL)

    11,5 km Kopfsteinpflaster auf der 4. Etappe , 13,8 km, kürzeste Etappe: Einzelzeitfahren zum Auftakt in Utrecht

    14 Anzahl der Teilnahmen des Franzosen Sylvain Chavanel , 21 Alter des diesmal jüngsten Teilnehmers Merhawi Kudus aus Eritrea

    22 Teilnehmende Mannschaften, 32 Teilnehmende Nationen, 25 Tour-Etappen-Siege des Briten Mark Cavendish, aktueller Teilnehmer mit den meisten Tageserfolgen

    29,7 Durchschnittsalter der Teilnehmer, 41 Alter des diesmal ältesten Teilnehmers Matteo Tosatto aus Italien

    42 der Teilnehmer haben bereits eine/mehrere Etappen gewonnen,

    45 Tour-Neulinge am Start 198 Teilnehmer 223,5 km, längste Etappe, 4. Teilstück von Seraing nach Cambrai 3.360 Gesamt-Kilometer-Distanz 2,030 Millionen Euro Gesamt-Preisgeld (450 000 für den Gesamtsieger) (dpa)

    Schänzer sieht in Deutschland ein besonders kritisches und sensibles Publikum in Bezug auf Doping. „Wir haben sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht und der Radsport hat hier ganz extrem gelitten.“ Jahrelang hätten Öffentlichkeit und Medien den Radstars hinterher gejubelt, „sie fast schon vergöttert“. Der Absturz war umso tiefer. „Die Erholung, die der Sport braucht, ist noch im Gange und das wird auch noch seine Zeit brauchen.“

    Ein besonders augenfälliges Merkmal dieser Erholung ist die Entscheidung der ARD, wieder in die Live-Berichterstattung einzusteigen. Seit 2011 war die Rundfahrt nur noch im Spartensender Eurosport zu sehen. Die

    Sportverbände aus Osteuropa im Blickpunkt im Kampf gegen Doping

    Im Blickpunkt des internationalen Kampfes gegen Doping stehen derzeit vor allem Sportverbände aus Osteuropa. „Da gibt es ein großes Problem“, sagt Schänzer. „Bei vielen Kontrollen dort haben wir positive Befunde.“ Der Radsport steche momentan nicht negativ hervor, „aber es ist auch keine Sportart, die es sich auf dem Ruhekissen bequem machen kann“.

    Neue Themen sind beispielsweise Mikrodosierungen von Epo. Nachts verabreicht, wenn die Fahrer auf ihren Hotelzimmern vor den Kontrolleuren sicher sind, sind diese Tags darauf kaum noch nachzuweisen. Neue chemische „Wunderwaffen“ im Kampf um Sekunden, mehr Aggressivität, bessere Erholungs-Werte und erweiterte Schmerzgrenzen könnten weiterentwickelte körpereigene Proteine und Hormone sein.

    Das Thema Doping wird den Radsport also weiter begleiten. Das wissen auch deutsche Spitzenfahrer wie Marcel Kittel, Tony Martin oder John Degenkolb. Sie positionieren sich immer wieder ganz offensiv gegen illegale Leistungssteigerung. Schänzer hat das registriert, bleibt aber ganz Wissenschaftler: Für die mediale Darstellung seien solch Lippenbekenntnisse hilfreich, „aber sie sind natürlich kein Beweis der Unschuld. Man kann in niemanden hinein schauen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

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