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Torwartfrage beim FC Bayern: Thomas Kraft: Der Auserwählte

Torwartfrage beim FC Bayern

Thomas Kraft: Der Auserwählte

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    Thomas Kraft, Torwart des FC Bayern München.
    Thomas Kraft, Torwart des FC Bayern München. Foto: dpa

    Das Gespräch soll harmonisch verlaufen sein. Keine Selbstverständlichkeit, nach der Vorgeschichte. Im Alleingang hatte Louis van Gaal vergangene Woche das Torhüter-Thema losgetreten. Die Chefetage beim FC Bayern München war in die Gedankenspiele des Trainers nicht eingeweiht und soll nicht amüsiert gewesen sein.

    Alles nur ein Missverständnis? Nach einem Treffen am Montag, angeblich eine Routineveranstaltung, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: "Die Aufstellung ist exklusiv Kompetenzbereich des Trainers." Der überraschende Rollentausch ist also perfekt. Jörg Butt, 36 Jahre alt, muss weichen, zwischen den Pfosten steht künftig Thomas Kraft, 22 Jahre jung.

    Thomas Kraft - mit dem Namen konnten bisher nur intime Kenner des FC Bayern etwas anfangen. Oft gesehen hat man ihn im Tor der Bayern-Profis nicht. Vor dem Saisonstart durfte er in Augsburg ran, als die Münchner im Supercup gegen Schalke spielten. Später setzte ihn van Gaal noch in den letzten, wenig bedeutungsvollen Gruppenspielen in der Champions League gegen den AS Rom und den FC Basel ein. Kraft hinterließ jeweils einen guten Eindruck. Aber da Jörg Butt eine makellose Hinrunde absolviert hatte, war Kraft nie ein Thema. Viel lieber debattierte man im Bayern-Lager darüber, ob nun zur nächsten Saison Manuel Neuer vom FC

    Aber nicht für Louis van Gaal. Er bringt Kraft ins Spiel. Und das, obwohl die Münchner mit einem jungen Torhüter schon einmal einen Fehlgriff getan hatten. Nachdem sich Oliver Kahn 2008 in den Ruhestand verabschiedet hatte, durfte Michael Rensing ran. Er konnte seine Chance nicht nutzen, nach vier Spieltagen der Saison 2009/2010 wechselte ihn van Gaal endgültig aus. Routinier Jörg Butt, dessen Karriere auf der Ersatzbank ausklingen sollte, erlebte daraufhin seinen dritten Frühling.

    Das Beispiel Rensing schreckt Thomas Kraft nicht. "Das war eine andere Geschichte", wiegelte er in einem Interview mit dem Münchner Merkur ab. Kraft, der Gesprächspartner an den Vor-Vorgänger Oliver Kahn erinnert, scheut sich nicht über seine klare Karriereplanung zu sprechen: "Ich spiele nicht Fußball, um nur irgendwo zweiter oder dritter Torwart zu sein - und ich will auch nicht in der zweiten oder dritten Liga versanden. Ich will so schnell wie möglich Nummer eins bei einem Bundesligisten werden." Dass dieser Bundesligist der FC Bayern am liebsten der FC Bayern sein soll - "alles andere wäre gelogen", sagt Kraft.

    Im Juli 2004, kurz vor seinem 16. Geburtstag war Kraft aus der Provinz des Westerwaldkreises nach München gekommen. Kurz darauf starb sein Vater. Der junge Kraft ging seinen eigenen Weg, wollte nicht im Internat mit anderen talentierten Spielern leben, nahm sich eine eigene Wohnung.

    Ende 2005 durfte er erstmals mit den Profis trainieren. Gespielt aber hat Kraft in der zweiten Mannschaft der Münchner. Über hundert Partien seit 2006. Vor dieser Saison ist er befördert worden. Zum Ersatzmann bei den Profis. Das muss für ihn nicht immer einfach gewesen sein. Denn Kraft sagt von sich, dass er kein guter Zuschauer sei. "Da werde ich nervös und will selber spielen", erzählte er dem Online-Portal spox.com.

    Am Samstag in Wolfsburg darf er erstmals in der Bundesliga spielen. Viele Beobachter und sogar die eigene Vereinsführung sind von der Entwicklung überrascht. Thomas Kraft wohl eher nicht. Vor Saisonbeginn hat er gesagt: "Irgendwann will ich auch in der Bundesliga jedes Wochenende spielen. Irgendwann kann irgendwann sein, vielleicht auch ganz schnell." (mit dpa)

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