Doch trotz der behaupteten Tabellenführung herrschte beim deutschen Fußball-Rekordmeister am Tag danach Katzenjammer, denn das 0:0 wurde teuer bezahlt. Arjen Robben muss am rechten Knie operiert werden und fällt einen Monat aus.
Franck Ribéry klagte erneut über Knie-Probleme an der Patellasehne. Van Gaal rechnet damit, dass der Franzose bei der Rückkehr von Lukas Podolski im Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC ebenfalls ausfällt. Fraglich ist zudem Abwehrchef Daniel van Buyten wegen einer Sprunggelenks-Blessur. "Es war ein Schlachtfeld", fasste van Gaal die Folgen der Juve-Partie zusammen.
Immerhin bewahrheiteten sich beim verletzungsanfälligen Robben, der sich unglücklich das Knie verdreht hatte, die schlimmsten Befürchtungen nicht. "Es ist keine sehr schwere Verletzung. Meniskus und Bänder sind okay. Aber es dauert drei bis vier Wochen", sagte van Gaal. Ein Eingriff an der Schleimhautfalte ist notwendig, er sollte umgehend vorgenommen werden.
Robben weg, Ribéry verletzt - über Nacht steht das 4-3-3-System mit der rasanten Flügelzange "Robbéry" wieder zur Disposition. "Mit diesem System haben wir die letzte Zeit besser gespielt. Eine Rückkehr zum Zwei-Stürmer-Konzept würde bedeuten, dass wir dieses System nicht weiterentwickeln könnten", kommentierte van Gaal, nachdem er sein Team gerade "auf dem richtigen Weg" wähnte. "Wir haben noch Glück, dass nächste Woche die Länderspiel-Pause kommt."
Am Vortag hatten sich die Bayern noch am meisten über den verschenkten Sieg geärgert. "Wir haben Juve dominiert", stellte Philipp Lahm stolz fest, aber der Kapitän rügte unverblümt das Versagen im Abschluss: "Wenn man in der ersten Hälfte dreimal allein auf den Torwart zuläuft, muss man ein Tor machen." Statt komfortable fünf Punkte Vorsprung auf Juve zu haben, liegen die
Die italienischen Medien bejubelten Juves Abwehr-"Mauer", feierten wie die "Gazzetta dello Sport" einen "goldenen Punkt". Der Ex-Bremer Diego, der in der ausverkauften Allianz Arena nicht brillieren konnte, wurde wegen der "Entdeckung als großer Verteidiger" gefeiert, weil er in höchster Not einen Treffer des Bayern-Youngsters Thomas Müller verhindert hatte. "Wir sind nicht ganz zufrieden", sagte Diego, "aber in der Gruppe ist alles offen."
Aber nur, weil bei Bayern vor dem Tor Flaute herrschte. Namhafte Stürmer en masse haben die Münchner, aber keiner knipst am Fließband wie es einst der gegen seine Landsleute auf die Tribüne verbannte Weltmeister Luca Toni tat. 30-Millionen-Einkauf Mario Gomez hat van Gaal zum wirkungslosen Joker zurückgestuft, Toni findet er nicht fit - und Miroslav Klose verstolperte aus wenigen Metern auch die letzte Großchance (60.). "Das einzige, was man uns ankreiden kann, ist, dass wir kein Tor gemacht haben", stöhnte der glücklose Nationalspieler. Zwischen Pech wie bei einer zirkusreifen Solo-Nummer von Wirbelwind Ribéry und Unvermögen bewegten sich die Münchner Angreifer.
Die Bayern demonstrierten aber mit fünf Eigengewächsen in der Startformation - aber ohne den nächsten zum Bankdrücker degradierten Millionen-Zugang Anatoli Timoschtschuk - internationale Reife gegen ein europäisches Schwergewicht. "Wir haben gesehen, dass wir auf höchstem Niveau mitspielen können", meinte Hoeneß, auch wenn das Bastian Schweinsteiger relativierte: "Juve ist eine gute Mannschaft, aber Barcelona und Manchester stehen nochmal eine Stufe höher."
Sofortiges Umschalten von Champions League auf den Liga-Alltag verlangte van Gaal. Vor seinem ersten Oktoberfest-Besuch mit der Mannschaft am 4. Oktober müsse Köln tags zuvor auch ohne Robben und Ribéry im eigenen Stadion geschlagen werden. "Es ist sehr wichtig, vor der Länderspiel-Pause zu gewinnen", sagte van Gaal.