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Tischtennis: An China kommt keiner vorbei: Deutsches Team wird Zweiter

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An China kommt keiner vorbei: Deutsches Team wird Zweiter

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    Da deutsche Trio um Dimitrij Ovtcharov hat die Sensation verpasst.
    Da deutsche Trio um Dimitrij Ovtcharov hat die Sensation verpasst. Foto: Marijan Murat, dpa

    Wenn vor diesen Olympischen Spielen gefragt worden wäre, wer der sicherste Gold-Tipp sei, die Antwort wäre mit großer Sicherheit folgende gewesen: Tischtennis, Männer, China. Und wer hätte dem widersprechen wollen? Mit Fan Zhendong, Xu Xin und Ma Long spielen die ersten drei der aktuellen Weltrangliste zusammen. Als würden Lionel Messi, Ronaldo und Robert Lewandowski gemeinsam auf Torejagd gehen.

    „Wir hatten uns diesmal wirklich etwas ausgerechnet. Wir haben fest daran geglaubt, dass wir sie diesmal schlagen können“, sagte Deutschlands Tischtennis-Ikone Timo Boll. „Aber am Ende waren sie doch zu stark. Das muss man einfach anerkennen.“

    Das Doppel ging schnell 0:3 verloren

    Doch ganz so klar, wie es das Ergebnis vermuten ließe, war es nicht. Auch wenn es so begann, wie viele befürchtet hatten. Das Doppel ging schnell verloren. 0:3 unterlagen Patrick Franziska und Boll gegen Xu Xin und Ma Long. Letzterer holte in Tokio schon Gold im Einzel.

    Dann aber kam der Auftritt von Dimitrij Ovtcharov gegen Fan Zhendong. Ein Duell auf beeindruckend hohem Niveau. Der Deutsche leistete dem Weltranglistenersten erbitterten Widerstand und zwang ihn in den fünften Satz. Immer wieder lieferten sich die beiden Ausnahmekönner spektakuläre Ballwechsel. Am Ende allerdings schaffte es Fan Zhendong auf unerklärliche Weise, noch eine Schippe draufzulegen. Ovtcharovs Körpersprache begann sich zu verändern. Er wusste, dass er dieses Spiel verlieren würde. „Ich habe alles versucht. Wenn ich gewinne, hätte das die ganze Sache spannend gemacht“, sagte Ovtcharov. Doch auch er musste erneut anerkennen, dass China quasi unschlagbar ist. Seine Niederlage war gleichzeitig Höhepunkt und Vorentscheidung in diesem Finale. Denn Boll bekam es anschließend im zweiten Einzel mit Olympiasieger Ma Long zu tun. Zwar wehrte der 40-Jährige insgesamt gleich fünf Matchbälle ab, letztlich aber musste er sich mit 1:3 geschlagen geben.

    Gegen China zu gewinnen bedarf es eines mittleren Wunders

    Den dreien blieb einmal mehr nur die Erkenntnis, dass es gegen China schon eines mittleren Wunders bedarf, um doch einmal zu gewinnen. Seit 2008 gibt es den Team-Wettbewerb bei Olympia, seitdem gewann immer China. Deutschland aber, und das ist die gute Nachricht, gewann ebenfalls immer eine Medaille. Nach Silber zum Auftakt und zweimal Bronze war es diesmal wieder Silber. Immer dabei war der ewige Boll. Ein bisschen emotionaler sei das damals schon gewesen, als er zum ersten Mal eine Medaille umgehängt bekam, sagte er in Tokio. „Aber ich bin stolz darauf, dass ich mit 40 immer noch auf diesem Niveau spielen kann.“ Natürlich wurde er an diesem Freitagabend auch gefragt, ob er denn in Paris auch wieder dabei sein wolle. Boll schmunzelte, die Frage hört er oft dieser Tage. Das wisse er nicht, antwortete er dann. „Drei Jahre sind mit 40 eine lange Zeit. Da kann eine Menge passieren.“ Erst einmal wolle er sich auf die kommenden Aufgaben vorbereiten.

    Da steht zum Beispiel eine Weltmeisterschaft an. Die nächste Gelegenheit, sich mit den überragenden Chinesen zu duellieren. Was ihn und seine Spieler denn antreibe, es immer wieder zu versuchen, wurde Bundestrainer Jörg Roßkopf gefragt. Auch er musste erst einmal grinsen. Dann sagte er, dass genau das Sport sei. Es immer wieder zu versuchen, den Glauben nicht zu verlieren. „Und irgendwann klappt es.“ Vielleicht ist Timo Boll dann immer noch dabei. Doch so langsam beginnt selbst ihm die Zeit davonzulaufen.

    In Tokio allerdings zeigte er einmal mehr, welch außergewöhnlicher Tischtennisspieler er immer noch ist. In China ist er aufgrund seiner Erfolge ein Star und kann kaum unerkannt auf die Straße gehen. Tischtennis ist dort Volkssport Nummer 1. Von Kindesbeinen an werden Talente gefördert, um es positiv zu formulieren. Auf absehbare Zeit wird China seine Vormachtstellung deshalb nicht verlieren.

    Einzig Ovtcharov scheint derzeit in der Lage, den chinesischen Topspielern Paroli bieten zu können

    Einzig Ovtcharov scheint derzeit in der Lage, den chinesischen Topspielern Paroli bieten zu können. „Ich hatte Ma Long am Rande einer Niederlage und jetzt Fan Zhendong. Das zeigt, dass es möglich ist. Wir werden jetzt weiter hart trainieren und dann versuchen wir es eben wieder“, sagte er.

    Als Allererstes werde nun aber die Silbermedaille gefeiert. Denn nur im ersten Moment habe die sich nicht gut angefühlt. Ovtcharov: „Im Moment ärgert es uns, dass wir das Finale verloren haben. Aber in ein paar Stunden werden wir stolz auf das sein, was wir hier geleistet haben.“

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